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«Wildtiere soll man grundsätzlich nicht füttern»
Aus SRF 4 News aktuell vom 18.12.2019. Bild: Keystone
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Nach Abschuss bei Arosa «Ein Hirsch mit kiloweise Plastik im Magen ist aussergewöhnlich»

Im Kanton Graubünden haben die Behörden im Magen eines toten Hirsches sechs Kilogramm Plastik gefunden. Das Tier habe in der Region Arosa immer wieder in Siedlungsnähe Futter gesucht und sei dadurch zum Sicherheitsrisiko geworden, weshalb das Tier erlegt wurde. Die entdeckte Menge an Kunststoff im Magen des Tieres sei aussergewöhnlich in der Schweiz, sagt Reinhard Schnidrig vom Bafu, aber wohl bloss ein Einzelfall.

Reinhard Schnidrig

Reinhard Schnidrig

Fachmann für Wildtiere beim Bund

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Reinhard Schnidrig leitet die Sektion Wildtiere und Waldbiodiversität beim Bundesamt für Umwelt (Bafu).

SRF News: Ganze sechs Kilogramm Plastik im Magen eines toten Hirsches – haben Sie schon einmal von einem solchen Fund gehört?

Reinhard Schnidrig: Ich kenne einige wenige Fälle aus der internationalen Presse, bei denen auch in etwa solche Mengen an Plastik im Magen von Hirschen, die tot aufgefunden wurden, entdeckt wurden.

Was kann man tun, um aufzudecken, ob das selten vorkommt oder nicht?

Wir vom Bund können nicht viel tun. Ich gehe davon aus, dass es immer wieder vorkommt, dass Tiere, die sich über die Nase orientieren, weggeworfene Plastikabfälle, die vielleicht noch nach Nahrung riechen – wenn zum Beispiel Schokolade oder etwas anderes was dort eingepackt war – in der Meinung, sie finden jetzt Futter, diese dann kauen und schlucken.

Auf der Jagd, wenn die Tiere erlegt werden, wird der Magen nicht geöffnet und geschaut, was drin ist.

Das wird wahrscheinlich oft der Fall sein, aber das aufzudecken, ist extrem schwierig. Denn auf der Jagd, wenn die Tiere erlegt werden, wird der Magen nicht geöffnet und geschaut, was drin ist. Es werden höchstens jene Fälle aufgefunden, bei denen grosse Mengen Plastik gefunden werden.

Ein Eimer mit Abfällen
Legende: Nach der Untersuchung des Tierkadavers blieb laut den Behörden dieser Eimer voll Abfall übrig. Amt für Jagd und Fischerei Graubünden

Der Hirsch im Kanton Graubünden hatte sich immer wieder in der Nähe von Siedlungen aufgehalten und sich am Komposthaufen ernährt. Wie wirkungsvoll ist ein Fütterungsverbot, um solche Fälle zu verhindern?

Wildtiere soll man grundsätzlich nicht füttern. Es gibt ganz wenige Ausnahmesituationen, in denen es Sinn ergibt, dass man Wildtiere

mit Futter versorgt. Das kann ein sehr, sehr strenger Winter sein. Aber im Grundsatz sollte man versuchen, dass auch organische Abfälle auf Komposthaufen für Wildtiere nicht zugänglich sind – nicht für Hirsche, nicht für Rehe, und schon gar nicht für grosse Raubtiere wie Bären oder Wölfe.

Deckt organische Abfälle zu, stellt diese Komposthaufen so in eure Gärten, dass sie nicht von Wildtieren angegangen werden können.

In dem Sinne müssen wir an der Aufklärung arbeiten und den Leuten klarmachen: Deckt organische Abfälle zu, stellt diese Komposthaufen so in eure Gärten, dass sie eben nicht von Wildtieren angegangen werden können. Dieser Hirsch mit dem vollen Plastikmagen hatte wahrscheinlich einfach nur Hunger und hat irgendwie zu überleben versucht und leichte Beute gesucht, weil er mit seiner «Krankheit» im normalen System nicht überlebensfähig war.

Welche Massnahmen ergreifen die Behörden, um solches zu verhindern?

Der Hirsch, der mit sechs Kilogramm Plastikmüll im Magen aufgefunden wurde, ist wirklich aussergewöhnlich. Das ist im Moment ein Einzelfall und ist so nicht unmittelbar für uns handlungsanleitend. Ausser, dass wir überlegen müssen, wie wir die Leute besser sensibilisieren können, mit Plastikabfällen anders umzugehen. Sie nicht wegzuwerfen, sondern sie mitzunehmen und zu entsorgen. Viel mehr ist einfach nicht möglich.

Das Gespräch führte Jonathan Fisch.

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