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Nach Angriff mit Fleischmesser 11 mal geschossen: Polizist auch von Obergericht freigesprochen

  • Ein Zürcher Stadtpolizist feuerte 2015 elf Schüsse auf einen Äthiopier ab, weil dieser ihn und seine Kollegen mit einem Fleischmesser angriff. Das Bezirksgericht hatte ihn letztes Jahr freigesprochen.
  • Die Vertreter des Opfers waren damit aber nicht einverstanden. Der Anwalt des Anklägers kritisierte die «einseitige Verfahrensführung». Deshalb musste sich der Polizist heute Dienstag vor dem Zürcher Obergericht verantworten.
  • Dieses hat den Stadtpolizisten nun vom Vorwurf der versuchten vorsätzlichen Tötung freigesprochen. Gemäss dem Oberrichter gebe es keine Anzeichen dafür, dass die Untersuchung unseriös geführt worden sei.

Der Vorfall sorgte schweizweit für Aufsehen: In Zürich-Wiedikon schoss ein Stadtpolizist im Dezember 2015 auf einen Äthiopier. Elf Schüsse soll er abgegeben haben – auf den Mann, der ihn und seine Kollegen im Wahn mit einem Fleischmesser angegriffen hatte.

Vor Gericht machte der Beschuldigte am Dienstag geltend, dass er Angst um sein Leben und das seiner Kollegen gehabt habe. «Wir mussten innert Kürze entscheiden, was wir tun. Es ging nicht anders.»

Rassistisches Motiv hinter den Schüssen?

Das Bezirksgericht Zürich sprach den Polizisten letztes Jahr vom Vorwurf der versuchten Tötung frei. Auch der Staatsanwalt hatte für den heute 34-jährigen Beschuldigten einen Freispruch gefordert – eine absolute Seltenheit bei Strafverfahren.

Die Vertreter des Opfers gaben sich damit jedoch nicht geschlagen: Sie sahen ein rassistisches Motiv hinter den Schüssen. So zog der angeschossene Mann den Fall bis vor Bundesgericht und verlangte einen Prozess. Der Anwalt des Äthiopiers plädierte nun erneut für eine Verurteilung – vergebens.

Ein Polizeiwagen mit einer Sperrzone im Vordergrund.
Legende: Ein Zürcher Stadtpolizist feuerte 2015 elf Schüsse auf einen Äthiopier ab. Heute Dienstag musste er sich vor dem Zürcher Obergericht verantworten. keystone

25 Zentimeter langes Messer

Der Vorfall ereignete sich an einem Sonntagmorgen im Jahr 2015. Die Situation eskalierte innert kürzester Zeit: Ein psychisch kranker Mann aus Äthiopien ging mit einem 25 Zentimeter langen Fleischmesser durch Zürich-Wiedikon, als die Polizeistreife auf ihn aufmerksam wurde.

Noch bevor die fünf Polizisten den Mann kontrollieren konnten, ging er mit dem Messer auf sie los und schrie: «Kill me, kill me». Zwei der fünf Polizisten zückten ihre Waffen und gaben insgesamt 13 Schüsse ab, wobei das Opfer von sechs Kugeln getroffen und schwer verletzt wurde. Elf der 13 Kugeln stammten aus der Waffe des Beschuldigten.

«Sein Leben ist ruiniert»

Unter den Verletzungen leidet der Ankläger bis heute. Sein linker Arm ist kaum noch funktionsfähig. Drei Finger sind dauerhaft gekrümmt, die Schmerzen sind chronisch. «Sein Leben ist ruiniert», sagte sein Anwalt dazu. Bei allem Verständnis für den Polizisten dürften die Folgen für das Opfer nicht vergessen werden.

Gegen den Äthiopier wurde ebenfalls ein Verfahren eingeleitet. Das Bezirksgericht Zürich sprach ihn aber 2016 vom Vorwurf der versuchten schweren Körperverletzung frei und verordnete ihm eine ambulante Therapie. Der Mann leidet an einer schizophrenen Psychose und war zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig. Er sagte aus, ein intensiver Geruch habe ihn angetrieben.

SRF 4 News, 24.08.2021, 18 Uhr; huberad;

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