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Nach dem Skandal am Lauberhorn Wie sich Wengen von der Absage der Rennen 2021 erholt hat

Es war ein regelrechter Skandal: Das Dorf Wengen im Berner Oberland galt letztes Jahr international als Corona-Hotspot, die Skirennen wurden abgesagt. Was ist davon geblieben? Was hat man daraus gelernt? Eine Geschichte in drei Akten.

Akt 1: Die Lauberhornrennen 2021 findet statt – oder doch nicht?

Zuerst werfen wir einen Blick zurück. Es wäre ein sportliches Fest geworden, in Wengen, vor einem Jahr. Zwei Lauberhorn-Abfahrten waren geplant, das ist für Skifans wie Geburtstag und Weihnachten zusammen.

Dann: erste Gerüchte, dass es in Wengen viele Covid-Infizierte gäbe. Es galt, abzuwarten. Krisensitzungen wurden abgehalten, es wurde debattiert: Kann man unter diesen Umständen die Lauberhornrennen 2021 durchführen? Ja, die Behörden gaben grünes Licht.

Nur ein Tag später dann jedoch die Kehrtwende. Der Kanton Bern zieht die Notbremse. Zu viele Ansteckungen im engen Rennumfeld seien passiert. Man könne die Sicherheit der Fahrer und ihrer Teams nicht garantieren, nicht garantieren, dass es zu weiteren Ansteckungen komme.

Akt 2: Wengen wird zum Geisterdorf

Touristinnen und Touristen flüchteten nach der Absage der Rennen schnellstmöglich aus dem Berner Oberländer Ferienort. Sie befürchteten, das Dorf könnte als Ganzes in Quarantäne gesteckt werden.

«Hier ist niemand. Absolut niemand. Ich war zum Beispiel in einer Bäckerei, die Mitarbeitenden waren frustriert. Es sei doch jetzt Winter, aber niemand sei da. Alles musste geschlossen werden. Die Hotels bleiben dunkel», erzählte damals ein SRF-Reporter. Ein wirtschaftliches Desaster.

Fast leere Strasse.
Legende: Fast ganz leer: Wengen wurde im Januar 2021 zum Geisterdorf. Keystone

Wer ist am ganzen Schlamassel schuld? Klar ist: Ein britischer Tourist schleppte die heute als «Alpha» bekannte Corona-Variante ein, damals wurde sie als «Britische» Corona-Variante bezeichnet. In Hotels gab es in der Folge Ansteckungen, im Skiclub. Und für Aufsehen sorgten ebenfalls Glühwein-Stände, wo die Menschen nahe beieinander standen. Wengen wurde zum Corona-Hotspot. Und sogleich zum Geisterdorf.

Akt 3: Heute ist die Welt wieder in Ordnung

Der Schreck vom letzten Jahr, der steckt noch in den Knochen der Organisatoren der Lauberhornrennen: «Das Chaos von damals haben wir noch nicht vergessen», sagt Tourismusdirektor Rolf Wegmüller. Der damalige Präsident des Skiclubs, Andy Regez: «Wir haben fast 300 Personen in Quarantäne geschickt, das war damals schlimm.»

OK-Präsident Urs Näpflin war mitten im Auge des Hurrikans: Er musste gefühlt alle fünf Minuten neuen Auflagen entsprechen und die Rennen den Regeln anpassen. Doch erst das, was nach der Absage der Rennen passiert ist, störte ihn: Man sei als Wengener wie ein Aussätziger behandelt worden. «Mit uns wollte man nichts mehr zu tun haben.» Jetzt sei das Ganze aber überstanden, er freut sich auf die verbleibenden zwei Rennen am Wochenende.

Wir wurden wie Aussätzige behandelt.
Autor: Urs Näpfli Lauberhorn-OK-Chef

Wie aber geht es dem Tourismusbereich, der 2021 schlagartig lahmgelegt wurde und für die Übertragung des Virus verantwortlich gemacht wurde? Stellvertretend für die Branche spricht Tourismusdirektor Rolf Wegmüller. «Wir wurden als Corona-Hotspot betitelt, obwohl es auch in anderen Gemeinden grosse Infektionsraten gab. Das war nicht gerechtfertigt», sagt er heute.

Die Hotels in Wengen mussten teilweise schliessen, weil die Leute abreisten. «Kurzfristig entstand hier imagetechnisch und finanziell ein Schaden.» Mittelfristig hingegen könne man in Wengen aufatmen: «Wir haben mit vielen Gästen gesprochen und für sie war das Coronavirus Schuld am Chaos und nicht Wengen selbst.» Dieser Skandal vom letzten Jahr ist also verdaut – sowohl im Dorf selbst, als auch bei den Gästen aus dem In- und Ausland.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 13.01.2022, 17:30 Uhr

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