Hoch über dem Vierwaldstättersee baumelt eine Gruppe von Bauarbeitern an Klettergurten vor einer senkrechten Felswand. Routiniert rammen sie ihre Brecheisen in das Gestein. Kurz darauf kracht ein riesiger Brocken in die Tiefe und zerschellt in tausend Einzelteile.
Dieses Bild bot sich in den letzten Tagen oberhalb der Axenstrasse. Der Abbruch war notwendig, weil der Felsen vor Kurzem zu rutschen begann. Er drohte auf die Strasse zu donnern, welche mitten durch den Hang gebaut ist. Anfang Oktober waren präventiv bereits 600 Tonnen Material weggesprengt worden.
Die Sprengung sei nach Wunsch verlaufen, heisst es beim Bundesamt für Strassen, Astra. Jedoch konnte nicht alles lose Gestein entfernt werden. Deshalb übernahmen Spezialisten die Feinarbeit. Der lokale Bauführer Pascal Odermatt und sein Team prüften den Fels Abschnitt für Abschnitt von Hand. «Was hält, lassen wir stehen, loses Gestein brechen wir heraus.»
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Bild 1 von 5. Jeden Tag seilten sich die Arbeiter am steilen Felsen ab. Bildquelle: Bundesamt für Strassen/Pascal Limacher.
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Bild 2 von 5. Für diesen Job ist Schwindelfreiheit Voraussetzung. Bildquelle: Bundesamt für Strassen/Pascal Limacher.
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Bild 3 von 5. Für die Arbeit unter diesen Bedingungen gibt es nur wenige ausgebildete Fachleute. Bildquelle: Bundesamt für Strassen/Pascal Limacher.
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Bild 4 von 5. Die Axenstrasse führt mitten durch den Felsen. Immer wieder haben sich in der Vergangenheit Steine gelöst. Bildquelle: Bundesamt für Strassen.
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Bild 5 von 5. Anfang Oktober wurde der Felsen am Axen gesprengt. Trotzdem brauchte es noch zusätzliche Abbrucharbeiten von Hand. Bildquelle: Bundesamt für Strassen.
Diese Arbeiten oberhalb der Axenstrasse waren selbst für den erfahrenen Bauführer eine Herausforderung: «Es ist ein spezielles Gefühl. Angst darf man keine haben, aber Respekt schon.»
Die Arbeit verlange nicht nur Schwindelfreiheit, sondern auch Kraft. «Es sind zum Teil grosse Blöcke, die wir herauslösen müssen. Das setzt mit der Zeit schon zu.»
In den letzten Tagen machte der Föhn die Aufgabe noch heikler. «Durch den Wind bewegen sich die Bäume oben am Felshang. Das kann zu Steinschlag führen.» Zum Teil musste die Arbeit deshalb unterbrochen werden.
Trotzdem ist das Projekt auf Kurs: Die Axenstrasse wird am Samstag um 5 Uhr morgens wieder eröffnet. Der Rückreiseverkehr kann also am Ende der Herbstferien gefahrlos Richtung Norden rollen. Für dieses Ziel haben die Spezialisten rund um Pascal Odermatt unter Hochdruck gearbeitet, trotz widriger Umstände an der Felswand.