Es ist ein düsteres Bild: Ganze Aprikosenplantagen ohne eine einzige Frucht – und das zu Erntebeginn. Schon im April zeichnete sich ab, dass die Ausbeute wegen der Frostschäden massiv geringer als sonst sein würde. Aber nun kommt es noch deutlich schlimmer als erwartet.
Wir rechnen damit, dass nur etwa 15 Prozent der üblichen Menge an Walliser Aprikosen geerntet werden können.
Georg Bregy von der Kantonalen Dienststelle für Landwirtschaft sagt: «Wie wir jetzt am Anfang der Ernte sehen, sind die Schäden sogar noch höher als damals geschätzt. Wir rechnen damit, dass nur etwa 15 Prozent der üblichen Menge an Walliser Aprikosen geerntet werden können. Das ist aussergewöhnlich wenig.»
«Dieses Jahr sieht die Ernte gar nicht gut aus.»
Normalerweise werden im Wallis pro Jahr rund 8500 Tonnen Aprikosen produziert, doch dieses Jahr sind es gerade mal 1300 Tonnen. Eine beispiellos tiefe Ernte. Besonders hart trifft es Aprikosenlandwirtschaftsbetriebe wie jenen von Bauer Heinrich Fux. Erstmals seit 25 Jahren kann er seinen Verkaufsstand nicht öffnen.
Er sagt: «Dieses Jahr sieht die Ernte gar nicht gut aus. Alles war zu 100 Prozent eingefroren. Das sind null Aprikosen.» Es reiche dieses Jahr nicht einmal für einen Aprikosenkuchen, sagt Fux.
Eine Versicherung ist zu teuer
Viele Aprikosenbauern verlieren ihr gesamtes Jahreseinkommen. So etwa auch der Unterwalliser Martin Vogel. Er sagt: «Das Jahreseinkommen ist weg. Das ist eine Katastrophe.»
Eine Versicherung habe er keine, denn die wäre viel zu teuer gewesen, fügt Vogel an. Er müsse jetzt von seinen Ersparnissen leben.
Immerhin: Der Kanton wolle helfen und Geld für Härtefälle bereitstellen, sagt Bregy von der Dienststelle für Landwirtschaft. Denn sonst würden wohl viele Aprikosenbauern schon bald das Handtuch werfen.
Auch andere spüren die Ausfälle
Nicht nur die Walliser Bauern leiden, sondern auch die Aprikosen-Händlerinnen und Händler sind betroffen. So zum Beispiel Manuela Bayard. Seit 15 Jahren betreibt die Geschäftsfrau aus Susten elf Stände entlang der Walliser Kantonsstrasse sowie drei in Thun. Doch die Stände im Kanton Bern bleiben dieses Jahr geschlossen. Manuela Bayard sagt: «In einem normalen Jahr verkaufen wir rund 65 Tonnen, dieses Jahr werden es höchstens 45 Tonnen sein. Dies aber nur, wenn mir die versprochenen Aprikosen tatsächlich auch geliefert werden.»
Ich hoffe, die versprochenen Aprikosen werden geliefert.
Normalerweise kann Manuela Bayard ihre Stände ab dem 20. Juni öffnen. Dieses Jahr wird das frühstens Anfang Juli der Fall sein, weil es im Moment noch zu wenig Aprikosen gibt. An ihren Ständen verkauft sie auch Aprikosen-Konfitüre und Aprikosenschnaps. «Dieses Jahr kann ich leider keinen Schnaps brennen lassen», sagt Bayard.
Aus den Aprikosen, die sie nicht verkaufen könne, werde sie Konfitüre herstellen. Dies sei dringend nötig für ihren Online-Shop. «Die Aprikosen-Konfitüre ist derzeit sehr begehrt. Ich brauche dringend Nachschub.»