Christian Lang ist seit ein paar Tagen in der Einrichtung «Rückenwind plus» im aargauischen Bad Zurzach. Lang sitzt seit 25 Jahren im Rollstuhl. Auslöser war eine Krebserkrankung der Lymphdrüsen. «Von der Brust abwärts bin ich gelähmt. Auch die Hände sind betroffen.»
Vor einigen Monaten brach sich Christian Lang einen Oberschenkel. Wegen Komplikationen musste ihm das Bein amputiert werden. Zur Rehabilitation wurde er ins Paraplegikerzentrum Nottwil geschickt – bis die Krankenkasse die Kosten nicht mehr übernahm. So kam er nach Bad Zurzach.
Lang hofft, in drei Wochen heimgehen zu können. «Den Alltag kann ich selbst meistern und meiner Frau helfen. Ich sauge und putze, kochen kann ich auch.»
Gegenwind für Rückenwind
Rückenwind plus bietet 24 Plätze für Menschen mit Para- oder Tetraplegie, Multipler Sklerose und anderen schweren Nervenkrankheiten. Sie kommen ins kleine Rehazentrum, wenn sie nach einem Spitalaufenthalt für einige Zeit mehr Pflege benötigen. Oder aber, wenn Angehörige für die Betreuung ausfallen oder eine Auszeit benötigen.
Ein Tag in Bad Zurzach kostet rund 1000 Franken. Der Aufenthalt in einer Spezialklinik wäre mit etwa 1600 Franken teurer. Seit rund drei Jahren schliesst die Einrichtung damit eine Lücke im Gesundheitssystem.
Die Finanzierung ist aber das grosse Problem. Die Aargauer Regierung hat Rückenwind plus auf die Spitalliste gesetzt. Der Leistungsauftrag: akutsomatische Versorgung querschnittgelähmter Personen. Krankenkassen müssten zusammen mit dem Kanton die Kosten übernehmen.
Das Bundesverwaltungsgericht kippte im Dezember allerdings diesen Entscheid. Auslöser war eine Beschwerde der Zürcher Gesundheitsdirektion. Diese befürchtete, dass Zürcher Patientinnen und Patienten in den nahen Aargau abwandern und die eigenen Einrichtungen damit schlechter belegt sind. Das Gericht entschied, Rückenwind plus gehöre nicht auf die Spitalliste.
Finanzierung nur ein Jahr gesichert
Die Zurzacher Institution muss nun wie eine Pflegeeinrichtung abrechnen. Täglich werden so maximal vier Stunden Pflege bezahlt – knapp 200 Franken. Die Differenz zu den effektiven Kosten wird durch die Schweizer Paraplegiker-Stiftung und Spenden finanziert. Ab 2025 brauche es aber eine andere Lösung, erklärt Verwaltungsratspräsident Peter Lude. Zusammen mit dem Aargauer Gesundheitsdepartement arbeite man daran.
«Der Ansatz ist, dass man mit Ausnahmen oder Dehnung gewisser Paragrafen des Pflegegesetzes möglichst nahe an den Tagessatz von 1000 Franken herankommt.» Lude und andere Fachpersonen sind von der Notwendigkeit des Angebots überzeugt.
Entlastung für Angehörige
Bereits zweimal im Rückenwind plus war Eliane De Maddalena. Nach einem Tauchunfall vor 45 Jahren konnte sie sich vom Hals abwärts nicht mehr bewegen. Weil das Rückenmark nur teilweise durchtrennt war, kam viel Gefühl wieder zurück. Eliane De Maddalena konnte den Familienalltag meistern und kurze Strecken an Krücken gehen.
Man kann beruhigt weggehen und muss sich nicht dauernd Sorgen machen.
Vor fünf Jahren verschlechterte sich ihr Zustand allerdings. Ehemann Peter wurde zum pflegenden Angehörigen. Er habe sich immer mehr Fragen gestellt: «Was ist, wenn mir etwas passiert? Wenn ich einige Tage ins Spital muss oder so krank bin, dass ich nicht mehr helfen kann.» Bereits das Wissen, dass dann Rückenwind plus einspringen könnte, sei sehr viel wert.
Während den Aufenthalten von Eliane De Maddalena konnte ihr Ehemann ein paar Tage in die Ferien. «Man weiss, dass sie hier sehr gut aufgehoben ist. So kann man beruhigt weggehen und muss sich nicht konstant Sorgen machen.»