Mittagsgebet in der Moschee im islamischen Zentrum in Wil (SG). Ein Drehtermin vor Ort ist problemlos möglich, die Verantwortlichen zeigen sich betont offen. «Wir haben eine Zuschauertribüne eingerichtet, sodass die Leute unangemeldet vorbeikommen und zuhören können», sagt Imam Bekim Alimi. Die Freitagsgebete finden auf Deutsch statt.
Ein Minarett hat die Moschee zwar wegen der Initiative keines. Trotzdem sind die zum Gebet anwesenden Gläubigen zufrieden: «Eigentlich gehört ein Minarett ja schon an eine Moschee», sagt der Pensionär Dzelal Ademi. «Aber beten geht auch ohne Minarett.»
Moschee als positives Beispiel
Der Bau der Moschee war sehr umstritten. Angeführt hatte den Widerstand Nationalrat Lukas Reimann: «Wir haben heute schon viele muslimische Bewohner hier, ein solches Zentrum würde noch mehr Leute nach Wil locken», sagte er vor 15 Jahren.
«Auch die muslimische Kultur und ihr Glauben darf ihren Platz haben», sagt heute der Präsident der SVP Wil, Andreas Hüssy. «Ich denke, in diesem Fall darf man auch als SVP-Politiker sagen: Die Moschee in Wil ist ein positives Beispiel», sagt Andreas Hüssy. Die befürchtete Sogwirkung sei ausgeblieben. «Es wird meist heisser gekocht als gegessen», sagt er.
Deutschkurse als Integrationsprojekt
Wil hat in den letzten Jahren viel für die Integration von Ausländerinnen und Ausländern getan. Es gibt Quartiere mit einem Ausländeranteil von 45 Prozent. Die Stadt hat ein Integrationszentrum geschaffen.
Kern ist ein Quartiertreff mit Kinderhort, Kursen zum Flicken von Dingen und Deutschkursen. «Hier spreche ich jeden Tag Deutsch», sagt Teilnehmerin Sevgi Didim und ihre Kollegin Maria Zefi ergänzt: «Hier können wir über verschiedene Themen diskutieren und gleichzeitig Deutsch lernen». Dominique Tschannen ist Integrationsbeauftragter der Stadt Wil. Er sagt: «Die Integration ist eine grosse Herausforderung.» Es komme sehr stark aufs Gefäss drauf an. «Es braucht Zeit, es braucht Geduld», sagt er.
Integration ist auch in der Wiler Moschee Thema: «Es ist nie genug», sagt der Imam. «Wir Muslime sollten öfter in der öffentlichen Diskussion teilnehmen, das baut Vorurteile ab.»