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Yannick Buttet verlässt seinen Platz im Nationalratssaal.
Legende: Yannick Buttet tritt im Interesse seiner Familie und der Partei zurück. Keystone

Nach Stalking-Affäre Yannick Buttet tritt als Nationalrat zurück

  • Der Walliser CVP-Nationalrat Yannick Buttet tritt per sofort als Nationalrat zurück.
  • Buttet hat die Entscheidung im Interesse seiner Familie und der Partei getroffen, gab sein Anwalt am Abend bekannt.
  • Serge Métrailler, Präsident der CVP Unterwallis äusserte sich erleichtert über das Ende dieser Affäre. Die CVP-Ortsektion der Gemeinde Collombey-Muraz (VS) möchte weiterhin, dass Buttet Gemeindepräsident bleibt.
  • Die CVP Schweiz teilte knapp mit, sie anerkenne, dass Buttet den Entscheid persönlich getroffen habe. Zuvor hatte Walliser Staatsanwaltschaft gegen Buttet ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Nötigung eröffnet.

Die Entscheidung zum Rücktritt aus dem nationalen Parlament habe Buttet im Interesse seiner Familie und der Partei getroffen. Das teilte sein Anwalt Andreas Meili am Abend mit. Buttet tue dies unabhängig vom derzeit hängigen Strafverfahren, dessen Ausgang noch offen sei.

Ausschlaggebend für diesen ganz persönlichen Entscheid sei vielmehr der Wunsch, seine Familie und sein persönliches Umfeld zu schützen und die notwendige Ruhe für seinen Heilungsprozess zu schaffen.

In der Öffentlichkeit wurde ein Bild von mir gezeichnet, in dem ich mich selbst nicht wiedererkenne und von dem ich mich auch distanziere.
Autor: Mitteilung von Yannick Buttet

Es sei ihm gleichzeitig ein Anliegen, seine kantonale und nationale Partei, die CVP, nicht unnötig zu belasten. Er bedanke sich bei allen, die ihn bei der Vertretung der Interessen des Kantons Wallis in Bern unterstützt und ihm ihr Vertrauen ausgesprochen hätten.

Ich bedaure zutiefst, mein Engagement auf Bundesebene nicht so abschliessen zu können, wie ich mir das vorgenommen hatte.
Autor: Mitteilung von Yannick Buttet

Auf Wunsch seiner Partei werde er aber weiterhin seine Funktion als Gemeindepräsident von Collombey-Muraz (VS) wahrnehmen, sobald dies seine Gesundheit wieder gestatte.

Erleichterung bei der CVP Unterwallis

In der Tagesschau des Westschweizer Fernsehens (RTS) äusserte sich der Präsident der CVP des französischsprachigen Wallis, Serge Métrailler, erleichtert über das vorläufige Ende dieser Affäre. Ob die Partei die Demission von Buttet bedauert oder gar gewünscht hat, ist für Métrailler «heute nicht die zentrale Frage gewesen», aber man respektiere seinen Entschied.

Angesprochen auf die politischen Auswirkungen, sagte Métrailler, bei der CVP «werden unvermeidlich Spuren bleiben nach diesen Ereignissen». Man habe seit Beginn der Affäre darüber nachgedacht, aber es wäre unangebracht gewesen und nicht Priorität für ihn als Präsidenten, in diesem Moment «über die Chancen für zukünftige Wahlen» zu sprechen. Schliesslich beschränke sich die Bedeutung einer Partei nicht auf eine einzige gewählte Person.

Ortspartei will Buttet als Präsident halten

Buttet bleibt aber Präsident der Gemeinde Collombey-Muraz (VS). Gemäss Métrailler sei das der Wunsch der CVP-Ortsektion. Es werde an der Gemeinde sein, zu entscheiden, wann Buttet das Amt wieder übernehmen könne. Buttet habe in der Region Sympathien der Bevölkerung und politisches Kapital. Métrailler betonte gegenüber RTS, der CVP sei es auch wichtig, dass Buttet Ziele für seine Zukunft behalten könne.

Wer die Nachfolge von Buttet im Nationalrat antreten wird, ist noch offen. Als erste Ersatzleute auf der CVP-Liste in Frage kommen der Lehrer Benjamin Roduit und Patrice Clivaz, Direktor der Pädagogischen Hochschule Wallis, sagte Métrailler der Agentur sda. Er gehe davon aus, dass sie sich erst nach den Festtagen entscheiden werden.

Neue Vorwürfe und Strafverfahren

Am Sonntag bestätigte die Staatsanwaltschaft Wallis Berichte aus der Sonntagspresse, dass gegen Buttet ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Nötigung eröffnet worden ist.

Grund des Strafverfahrens ist eine Anzeige einer ehemaligen Geliebten von Buttet. In der Nacht auf den 19. November musste die Polizei wegen ihm in Sierre/Siders (VS) ausrücken. Dort soll er bei der Frau so lange geklingelt haben, bis sie die Polizei rief. Davor soll er ihr täglich bis zu 50 Textnachrichten geschickt haben.

Später hatten mehrere Parlamentarierinnen und Journalistinnen von Belästigungen im Bundeshaus berichtet. In verschiedenen Westschweizer Medien schilderten sechs Frauen anonym, wie Buttet sie belästigt haben soll.

Buttet ist abgetaucht

Nach den Enthüllungen zog sich Buttet aus der Öffentlichkeit zurück. Er trat als Vize-Präsident der CVP Schweiz zurück und legt auch sein Amt als Vize-Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG) ab. Buttet wurde krank geschrieben und begab sich in eine Alkohol-Entziehungskur.

Die CVP Schweiz teilte am Abend in einem sehr knappen Communiqué mit, sie anerkenne, dass Buttet diesen Entscheid persönlich getroffen habe. Sie bedankte sich bei Buttet für dessen politische Arbeit und für sein Engagement als Vizepräsident der Partei und wünschte ihm und seiner Familie alles Gute.

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