Das Bundesamt für Verkehr wird nach der Subventionsaffäre aktiv. Wie es am Donnerstagmorgen mitteilt, eröffnet das BAV ein Strafverfahren in den Fällen der BLS und Bus Ostschweiz. Das passiert auf Geheiss von zwei Gerichtsurteilen, die klärten, dass Verfahren bei mutmasslichem Subventionsbetrug durch das BAV zu leiten seien. Dort, wo Hinweise auf strafbare Handlungen vorlägen, sei neben der Rückzahlung ein Strafverfahren durchzuführen, heisst es.
Im «Postauto-Skandal» beauftragte der Bundesrat das Fedpol mit dem Verfahren, im Fall der Verkehrsbetriebe Luzern führte die dortige Staatsanwaltschaft das Verfahren, weil es da vorwiegend um kommunale und kantonale Gelder gegangen sei. Wer nun im Fall der BLS und der Bus Ostschweiz zuständig ist, war bislang noch unklar.
BLS bezog 43 Millionen zu Unrecht
Im Frühjahr 2020 wurde bekannt, dass die BLS Verkäufe von Halbtax-Abos im «Libero»-Verbund über mehrere Jahre nicht budgetiert hatte. Dadurch erhielt das Verkehrsunternehmen zu hohe Abgeltungen von Bund und Kantonen für den regionalen Personenverkehr.
Eine Untersuchung kam zum Schluss, dass die Halbtax-Einnahmen wohl bewusst nicht offengelegt wurden – der Bund reichte eine Strafanzeige ein. Die BLS musste dem Bundesamt für Verkehr 43 Millionen Franken zurückzahlen. Laut dem Untersuchungsbericht wusste die Geschäftsleitung schon lange davon, seit spätestens März 2017. Als Folge trat der damalige BLS-Chef Bernard Guillelmon zurück.
Der mutmassliche Subventionsbetrug soll aber noch genauer geklärt werden. Nun entschied das Bundesstrafgericht, dass sich das Bundesamt für Verkehr darum kümmern muss, und nicht die bernische Staatsanwaltschaft.
Mit Trick zu mehr Subventionen
Die Bus Ostschweiz AG soll in der Vergangenheit bereits abgeschriebene Busse an eine Tochtergesellschaft verkauft haben. Dann soll diese wiederum die Busse zurück an die Muttergesellschaft vermietet haben. So soll die Firma mutmasslich zu viele Subventionen erhalten haben.
Den Betrug aufgedeckt hatte eine Finanzkontrolle des Kantons St. Gallen. Dieser fordert von der Bus Ostschweiz AG 9.5 Millionen Franken zurück und will zudem seine Aktienmehrheit loswerden. Die Regierung forderte zuletzt eine Absetzung des Verwaltungsrats, scheiterte damit aber Anfang Juni an der Generalversammlung.