Zum Inhalt springen

Nach tödlichem Unfall SBB entdeckt Mängel an fünf weiteren Zugtüren

  • Nach dem tödlichen Unfall eines Zugbegleiters vergangene Woche hat die SBB weitere Mängel an den betroffenen Wagentypen festgestellt.
  • Bei der Überprüfung von bisher 364 Türen des Wagentyps EW IV erwiesen sich fünf Türen als defekt.
  • Ausserdem brachte die seit Anfang der Woche laufende Kontrolle einen bisher unbekannten Fehler beim Einklemmschutz ans Licht.

Der Einklemmschutz reagiere teils zu wenig sensibel, teilte die SBB an einer Medienkonferenz mit. Dies sei der Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) mitgeteilt worden. Der Fehler stehe aber nicht in Zusammenhang mit dem tödlichen Unfall. «Man geht davon aus, dass beim Unfall der Einklemmschutz gar nicht funktioniert hat», sagt Regionalkorrespondent Christoph Brunner.

«Diese Defekte wären auch bei den regulären Kontrollen entdeckt worden», beteuerte Linus Loser, Leiter Bahnproduktion SBB, vor Medien in der SBB-Instandhaltungswerkstatt Herdern in Zürich. Inwiefern von diesen defekten Türen eine Gefahr für Passagiere und Personal ausging, erläuterte der Chef der 8000 Lokomotivführer, Zugbegleiter und Rangierer nicht.

Weiter habe man die Vorgänge bei der Abfahrt eines Zuges aus dem Bahnhof überprüft. Der bestehende Prozess sei sicher. Den Zugtyp bis zur definitiven Klärung der Unfallursache aus dem Verkehr zu nehmen, wie es Personalvertreter fordern, lehnt die SBB deshalb weiterhin ab. «Wir haben mit unseren internen Spezialisten die Risiken eingehend beurteilt und erachten das Sicherheitsrisiko als tragbar», sagt Patrick Hadorn, Leiter Sicherheit und Qualität.

Kontrolle wird Wochen dauern

Zur Koordinierung von Überprüfungsarbeiten und weiteren Sofortmassnahmen hat die SBB eine Taskforce eingesetzt. Die Sonderkontrolle der fast 500 Wagen des Typs EW IV erfolgt zusätzlich zur regulären, alle sieben bis zehn Tage stattfindenden Instandhaltung. Pro Tag werden nun zwischen zehn und 15 Wagen kontrolliert. Daher wird die Sonderkontrolle frühestens in sechs Wochen abgeschlossen sein.

Vor zehn Tagen wurde ein 54-jähriger Zugchef bei der Zugsabfertigung eines Interregios in Baden (AG) tödlich verletzt. Er wurde bei der Abfahrt in einer Türe eingeklemmt und mitgeschleift. «Wir wissen zum heutigen Zeitpunkt nicht, was genau vor Ort passiert ist», erklärte der Leiter Bahnproduktion.

Die Funktionsweise des pneumatischen Einklemmschutzes wurde beim Unfallwagen letztmals am 31. Juli geprüft – wenige Tage vor dem Unglück.

Keine Kommentare möglich

Box aufklappen Box zuklappen

Aus Rücksicht auf das Opfer und die Angehörigen ist die Kommentarfunktion unter diesem Artikel deaktiviert. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.

Meistgelesene Artikel