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Nach tödlichen Unwettern Ab 2028 wieder bewohnbar? Behörden halten an Sorte GR fest

Nach den Unwettern will die Bündner Gemeinde Lostallo das Dörfchen Sorte nicht aufgeben. Geplant ist eine Schutzmauer; auch eine Umsiedlung wäre möglich.

Wie weiter mit von der Natur bedrohten oder bereits beeinträchtigten Dörfern in der Schweiz? Neben Blatten VS oder Brienz GR stellt sich diese Frage auch im Bündner Südtal Misox. Das Gebiet war im Sommer 2024 massiv von Überschwemmungen betroffen.

Im Ortsteil Sorte in der Gemeinde Lostallo GR kamen zwei Menschen ums Leben, eine weitere Person wird bis heute vermisst. Noch immer können 20 Bewohnerinnen und Bewohner nicht in ihre Häuser zurück.

Teile von Sorte in «roter Zone»

Ob sie jemals wieder zurückkehren können, bleibt offen. Geht es nach der Gemeindeversammlung und den Behörden von Lostallo, soll dies in absehbarer Zeit möglich sein. Rund ein Jahr nach den verheerenden Unwettern wurde Anfang Woche ein Schritt Richtung Schutzmassnahmen gemacht: Die Gemeindeversammlung bewilligte einen Planungskredit über 65'000 Franken, um eine Schutzmauer für den Ortsteil Sorte zu projektieren.

Am Freitag luden die Verantwortlichen die Medien in den Nachbarort Roveredo. Dort hiess es: Ende 2028 könnte der zerstörte Ortsteil von Sorte dank des neuen Schutzwalls wieder bewohnbar werden. Die Umsetzung kostet rund sieben Millionen Franken – laut Behörden die kostengünstigste Lösung. Einen Grossteil der Kosten übernehmen Bund und Kanton.

Luftaufnahme eines Flussbetts nach Überschwemmung mit Trümmern und beschädigten Häusern.
Legende: Im Bündner Südtal Misox hatten heftige Unwetter Ende Juni 2024 Erdrutsche und Überschwemmungen ausgelöst. Keystone/Michael Buholzer

Bewilligen Bund und Kanton die Schutzmauer, haben die Bewohnerinnen und Bewohner wieder eine Perspektive. Gewisse Häuser des Ortsteils könnten vor 2028 bewohnbar werden – jene nämlich, die in der sogenannten «blauen Zone» stehen. Dort wird die Gefahr eines Naturereignisses als «mittel» eingeschätzt.

Im April stellte der Kanton Graubünden eine neue Gefahrenkarte mit verschiedenen Zonen vor. Sie weist Teile von Sorte auch als «rote Zone» aus – also als Gebiet mit erheblichem Risiko für Menschen und Infrastruktur. In solchen Zonen darf nicht mehr gebaut werden, es muss jederzeit mit Naturereignissen gerechnet werden.

Das sieben Millionen Franken teure Schutzbauwerk würde südwestlich von Sorte zu stehen kommen. Es käme teilweise auch auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Grono zu liegen.

84 Millionen Franken für die ganze Region

Weitere Sicherheitsmassnahmen konnten bereits umgesetzt werden, teilten die Verantwortlichen am Freitag mit. So wurden beispielsweise Schutzdämme, Abflusskanäle, Hangsicherungen und Flussverbauungen erstellt. Auch Agrarfläche wurde von Geröll befreit.

Luftaufnahme einer Strasse neben einem Fluss und Wald.
Legende: Bei Lostallo wurde die Autobahn A13 schwer beschädigt. Keystone/TI-Press/Pablo Gianinazzi

Die Region rechnet mit Gesamtkosten von 84 Millionen Franken. Bei den Unwettern vor einem Jahr wurde neben den Gemeinden Lostallo, Mesocco, Soazza, Cama, Grono und Roveredo auch die Autobahn A13 beschädigt. Diese war mehrere Tage vollständig oder zumindest teilweise unterbrochen.

Regionaljournal Ostschweiz und Graubünden, 3.7.2025, 17:30 Uhr ; 

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