In der Pommes frites-Fabrik Frigemo im neuenburgischen Cressier herrscht Hochbetrieb. Die Kartoffelernte vom letzten Herbst muss verarbeitet werden. Frites, Kroketten oder Pommes Duchesse werden produziert. 70 Prozent der Ware liefert die Frigemo an die Gastronomie. Diese bestellt derzeit praktisch nichts, trotzdem muss die Fabrik die Kartoffeln verarbeiten. «Sonst verfaulen die Kartoffeln», sagt Daniel Jenni, Chef der Frigemo.
Darum wächst der Pommes frites-Berg in den Kühllagern weiter an, Frigemo hat sogar zusätzlichen Platz dazu gemietet. Voll sind auch die Lager der Zwischenhändler, welche die Kartoffeln der Landwirte sammeln.
9000 Tonnen Tierfutter
Nun wird klar: 9000 Tonnen Kartoffeln sind zu viel da, die nicht verarbeitet werden können, aber auch nicht auf dem Kompost landen sollen. Aus ihnen wird Tierfutter, sagt Christian Bucher von der Branchenorganisation Swisspatat: «Die Kartoffelhändler verkaufen sie an die Rindviehalter. Der Preis für diese Futterkartoffeln entspricht aber nur einem Bruchteil des normalen Kartoffelpreises.»
Die Zwischenhändler erhalten nur etwa zehn Prozent des Preises, den sie von der Pommes frites-Fabrik in normalen Zeiten erhalten würden. Diese finanziellen Einbussen werden von einem speziellen Corona-Fonds gedeckt, in den alle einzahlen – die Landwirte, Kartoffellager, Verarbeiter.
Sie sind nicht für die Katz, sondern für die Kuh.
Schlechter sieht es für die Landwirte selbst aus. Sie können in diesem Jahr weniger Kartoffeln für die Verarbeitung anpflanzen, weil erst die Pommes-Lager geleert werden müssen, bevor neue Kartoffeln gefragt sind. So braucht es in diesem Jahr rund 20'000 Tonnen Verarbeitungskartoffeln weniger als in einem normalen Jahr. Das entspricht in etwa ein Sechstel der Jahresproduktion an Verarbeitungskartoffeln der Schweiz. Diese Einnahmen werden den Landwirtinnen und Landwirten in diesem Jahr fehlen.
Das hat auch Auswirkungen auf das Saatgut. Wenn weniger Kartoffeln angepflanzt werden, braucht es entsprechend weniger Saatgut, aus dem die Verarbeitungskartoffeln wachsen. Hans Perler aus dem freiburgischen Kleinguschelmuth sitzt auf den Saatkartoffeln dafür, die nun ebenfalls zu Tierfutter werden. «Am Schluss ist es für nicht für die Katz, sondern für die Kuh», so Perler.
Das Kartoffel-Dampfschiff
Er hofft, dass bald wieder alles normal läuft, denn jetzt muss er entscheiden, wie viele Saatkartoffeln er vermehrt. Das Kartoffel-Geschäft sei ein Dampfschiff, das man nicht spontan stoppen könne. Er ist zuversichtlich. Ende März würden sie trotzdem die normale Menge Saatkartoffeln vermehren: «Wir sind positiv eingestellt», sagt Perler. Wenn es im nächsten Jahr aber nicht wieder normal laufe, werde es schwierig.