Damit Essen auf unseren Äckern wächst, braucht es nährstoffreiche Böden. Das ist je länger, je mehr ein Problem, denn durch die intensive Nutzung, den Klimawandel und den Einsatz von Pestiziden nimmt die Qualität der Äcker ab. Das müsste nicht sein, findet Matthias Hollenstein, Mitgründer des sogenannten Hoflabors. Die Lösung sieht er insbesondere in einer speziellen Anbaumethode, der Mosaiklandwirtschaft.
Mehr Biodiversität
Der Acker im Zürcher Mönchaltorf sieht anders aus als gewöhnlich. Statt auf breiten Beeten wachsen die Kulturen hier auf schmalen Streifen von 1.77 Metern Breite. Das Team des Hoflabors baut so auf über 1000 Streifen rund 200 Gemüse- und Getreidesorten an. Die Struktur ist gut sichtbar – ein Mosaik, das vor allem aus der Vogelperspektive ins Auge fällt.
Durch die Vielfalt auf dem Acker bleibt der Boden lebendig, unter- und überirdisch. Denn auch als Biene lebt es sich leichter, wenn viele verschiedene Pflanzen in kurzen Abständen erreichbar sind. Laut Hollenstein braucht es dank der Biodiversität weder Pestizide noch Dünger. Die Natur regelt alles.
Wir möchten möglichst viel mechanisieren, also möglichst wenig Handarbeit leisten.
Die Herausforderung dabei: Die Arbeit in Grenzen zu halten. «Wir möchten möglichst viel mechanisieren, also möglichst wenig Handarbeit leisten», sagt Mitgründerin Petrissa Eckle. Dafür wird im Hoflabor an Maschinen gewerkelt.
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Bild 1 von 3. Der Zwischenreihen-Mulcher mäht das Beikraut zwischen dem Gemüse, das als sogenannter Mulch liegen bleibt und den Boden schützt. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Für Matthias Hollenstein ist es kein Unkraut, sondern Beikraut – jede Pflanze hat ihren Zweck. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Petrissa Eckle schraubt an einer Maschine für den Hofbetrieb – was nicht passt, wird passend gemacht. Bildquelle: SRF.
Neueste Innovation ist der sogenannte Zwischenreihen-Mulcher. Matthias Hollenstein erklärt: «Wir können damit zwischen dem Gemüse Rasen mähen.» So kann das Beikraut – allgemeiner als Unkraut bekannt – auf den Gemüsefeldern wachsen und zur Biodiversität beitragen. Ab einer gewissen Höhe wird es dann gemäht.
Interessant für Forschung
Mit seinen Tüfteleien war das Team des Hoflabors auch schon an der ETH Zürich, in der Vorlesung von Nina Buchmann, Leiterin des Instituts für Agrarwissenschaften. Für die Forschung sei das durchaus interessant, sagt Buchmann. Insbesondere, weil das Hoflabor nicht nur die ökologische, sondern auch die ökonomische und gesellschaftliche Perspektive miteinbeziehe.
Buchmann sieht auch eine Notwendigkeit: «Die Herausforderungen der Landwirtschaft in der Schweiz und in Europa sind so gross, dass wir neue Ideen, die sich als praktikabel erweisen, auf jeden Fall in Betracht ziehen sollten.» Sie kann sich vorstellen, dass das Modell auf anderen Höfen in der Schweiz funktionieren könnte. Mit 20 Hektaren beackert das Hoflabor eine Fläche, die einem durchschnittlichen Landwirtschaftsbetrieb in der Schweiz entspricht.
Kooperationen mit Höfen
Seit 2021 wird in Mönchaltorf getüftelt, neu hat das Hoflabor auch Land in Adlisberg ZH. Dank verschiedener Geldgeber ist das Projekt noch für drei weitere Jahre finanziert. Laut Petrissa Eckle sind ihre Methoden nun genug ausgereift, damit sie mit anderen Landwirtschaftsbetrieben kooperieren können. Schon jetzt teilt sich das Hoflabor beispielsweise Maschinen mit Höfen in der Umgebung.
Regelmässig gibt es zudem Führungen für landwirtschaftliche Schulen und andere Betriebe, die an der Mosaiklandwirtschaft, den Maschinen und Methoden interessiert sind. Einen genauen Zeithorizont, bis wann ein optimales Modell stehen soll, das andere Höfe übernehmen können, hat das vierköpfige Team aber nicht. Laut Eckle könnte das noch etwas dauern.