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Nachrichtenlose Vermögen «Ich habe immer gewusst, dass meine Handys nicht sicher sind»

Ein bisher unbekanntes Dokument weist darauf hin, dass der US-Geheimdienst Schweizer Spitzendiplomaten in der Auseinandersetzung um nachrichtenlose Vermögen abgehört hat. Der ehemalige Botschafter Thomas Borer erinnert sich.

Thomas Borer

Ex-Botschafter

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Der Bundesrat ernannte Thomas Borer 1996 zum Botschafter und zum Leiter der Task Force Schweiz–Zweiter Weltkrieg. Die Task Force vertrat die Schweizer Interessen im Streit um die nachrichtenlosen Vermögen. Von 1999 bis 2002 war Borer Schweizer Botschafter in Deutschland. Heute ist er als Unternehmensberater und Lobbyist tätig.

SRF News: Wurden Schweizer Diplomaten abgehört im Streit um die nachrichtenlosen Vermögen von 1996 bis 1998?

Thomas Borer: Wir müssen davon ausgehen, dass sie abgehört worden sind. Wir sind von Anfang an vom Schweizer Nachrichtendienst, aber auch von befreundeten Ländern darauf aufmerksam gemacht worden, dass das so ein wichtiges Dossier ist, es ist ja letztlich um Milliarden Entschädigungen gegangen, dass man davon ausgehen muss, dass man abgehört wird. Ich habe immer gewusst, dass meine Handys nicht sicher sind. Deshalb haben wir in der Task Force auf Telefongespräche über offene Linien verzichtet. Wir haben vor allem mit chiffriertem Telex und chiffrierten Fax gearbeitet, und im persönlichen Gespräch. Die Geräte, die das EDA benutzt hat, sind sicher gewesen, wie im Rahmen der Crypto-Affäre klar wurde.

Wir haben vor allem mit chiffriertem Telex und chiffrierten Fax gearbeitet, und im persönlichen Gespräch.
Autor: Thomas Borer Ex-Botschafter

Wie wichtig war der Schweizer Geheimdienst für Sie?

Damals war Peter Regli Geheimdienst-Chef, und er hat mich auch gewarnt. Der Geheimdienst hat uns mehrfach darüber aufgeklärt, dass sicher fremde Dienste versuchen, uns abzuhören, dass unsere Schritte genau verfolgt werden. Der Geheimdienst hat auch Einschätzungen gegeben über die Situation in den USA und Israel, und über einige der Akteure.

Sie konnten aber auch von privaten Nachrichtendiensten profitieren, wie Sie einmal in einem Interview gesagt haben.

Es ist so gewesen, dass ich in dieser Auseinandersetzung Unterstützung bekommen von der Wirtschaft. Es hat eine sehr enge Zusammenarbeit gegeben zwischen der Task Force, den Banken und der Wirtschaft insgesamt, und ich konnte dann wünschen, in welchem Bereich ich eine vertiefte Information wollte. Dann haben Schweizer Wirtschaftsführer entsprechende Massnahmen in die Wege geleitet, Aufträge gegeben, so dass ich die Informationen dann später bekommen habe. Die Eidgenossenschaft hat nicht dafür bezahlt. Ich nehme an, das sind private Nachrichtendienste gewesen, die beauftragt worden sind, das gibt es ja auch heute noch.

Wie wichtig waren Geheimdienste und Abhöraktionen in der Auseinandersetzung um die nachrichtenlosen Vermögen aus Ihrer Sicht?

Die Geheimdienste und Abhörorganisationen haben eine unterstützende Rolle gespielt. In Bezug auf die Eidgenossenschaft und die Task Force ist das nicht matchentscheidend gewesen. Wir haben sehr viele Massnahmen getroffen, damit wir nicht abgehört werden konnten. Inwiefern die Banken und ihre Anwälte abgehört worden sind und der Austausch dann in den Verhandlungen gebraucht werden konnte, das entzieht sich meiner Kenntnis.

Das Gespräch führte Christian Schürer.

10vor10, 26.10.2021, 21:50 Uhr ; 

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