Ein Nachtnetz für die Wochenenden: Die SBB testet ein landesweites Nachtnetz für die Wochenenden ab Ende 2026. Das gab die SBB bereits im Herbst 2024 bekannt. Im Rahmen von Überlegungen für die Zukunft will sie die Städte Zürich, Basel und Genf miteinander verbinden. So sollen Nacht-Intercity-Züge zwischen Zürich und Genf verkehren. Von Olten aus sollen Anschlüsse in alle Richtungen angeboten werden. Die Verbindung zu den Flughäfen Zürich, Basel und Genf werde ebenfalls ausgebaut. Die SBB will eine Alternative zum Auto anbieten. Zudem wird eine Erweiterung der bestehenden Nacht-S-Bahnen in Regionen wie Zürich, Basel, Luzern und der Ostschweiz geprüft.
Mitten in der Testphase: Zielgruppen des Nachtnetzes sind gemäss SBB Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer oder auch Reisende, die früh von einem Flughafen losfliegen. Die SBB testet im Rahmen eines Pilotprojekts während acht Wochenenden, ob für diese Nachtverbindungen tatsächlich eine Nachfrage besteht oder nicht. Und zwar auf der Strecke Bern-Olten-Zürich HB-Zürich Flughafen. Die ersten vier Test-Wochenenden wurden im Winter 2024/25 durchgeführt, vier folgen noch.
«Ob die Verbindungen dauerhaft eingeführt werden, ist noch offen, die zweite Testphase beginnt im Herbst 2025», teilt die SBB mit. Erst danach entscheidet die Bahn über eine Weiterführung und einen möglichen Ausbau.
Aufwand und Ertrag: Ein Nachtnetz benötigt mehr Rollmaterial, mehr Unterhalt, mehr Bahnpersonal wie Lokführer oder Kundenbegleiterinnen, allenfalls mehr Sicherheitspersonal. Fahren mehr Züge während der ganzen Nacht, schränkt das zudem die Zeitfenster für Unterhaltsarbeiten an der Infrastruktur wie zum Beispiel an den Gleisen oder am Rollmaterial ein. «Im Rahmen des Tests geht es genau darum, solche Fragen zu klären», teilt die SBB mit. Somit auch, was das für das Kosten-Nutzen-Verhältnis bedeute. Über erste Erfahrungen zu den Zügen durch die Nacht sagt die SBB nichts. «Da der Test noch bis Herbst läuft, können wir den Resultaten noch nicht vorgreifen.»
Die Kritik der Gewerkschaft: René Zürcher, der für den Personenverkehr zuständige Gewerkschaftssekretär, äussert sich kritisch. Es würden sich punkto Sicherheit Fragen stellen, denn die Kundschaft während der Nacht sei in den Zügen anders als den Tag hindurch. Das mache die Aufgabe nicht einfach für das Zugpersonal. Grundsätzlich ist die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, der SEV, nicht gegen einen solchen Angebotsausbau bei der SBB. Aber sie betrachtet die Entwicklung kritisch.
Es herrscht Personalmangel: Zudem habe die SBB eigentlich zu wenig Kundenbegleiter, tönt es von Seite SEV. Wer während der Nach arbeite, könne tagsüber nicht eingesetzt werden und nach einer Nachtschicht erst am Abend danach. Zwar würden unregelmässige Arbeitszeiten zum Beruf gehören. Mit solchen Nachtschichten könnte die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben noch komplizierter werden.