Was hat es mit dem 24. Mai auf sich? Heute ist in Eritrea Nationalfeiertag, der von Unterstützern der Regierung gefeiert wird. Für die Opposition ist dies ein Affront – für sie bedeutet der 24. Mai derjenige Tag, an dem der Diktator Isayas Afewerki an die Macht kam. Die Schweizer Behörden befürchten, dass es auch hierzulande zu Auseinandersetzungen kommt zwischen Regierungsgegnern und -befürwortern.
Was tun die Behörden? Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und Direktoren (KKJPD) schrieb Ende April mehrere Städte und Gemeinden an, man solle Augen und Ohren offen halten, ob Veranstaltungen geplant seien. Zudem warnte sie davor, es könnte erneut zu Gewalt kommen. Bei der Kantonspolizei Aargau heisst es, man würde bei etwaigen Veranstaltungen eine Risikoabwägung machen und diese womöglich absagen. Die Kleinstadt Aarburg verschickte derweil an 15 Familien die Aufforderung, am 24. Mai persönlich beim Sozialdienst vorzusprechen. Primär will man so kontrollieren, ob jemand ins Heimatland reist. Doch soll ihnen auch eingeschärft werden, dass man Gewalt nicht akzeptiert.
Worum geht es beim Konflikt unter Eritreern? Es geht um Isayas Afewerki – Machthaber in Eritrea seit 31 Jahren. Politisch ist die Diaspora in der Schweiz gespalten. Während des eritreischen Unabhängigkeitskampfs gegen die äthiopische Herrschaft in den 1980er- und 1990er-Jahren flohen Eritreer vor den Kriegswirren in ihrer Heimat. Diese Menschen sympathisierten häufig mit der damaligen Befreiungsbewegung, die heute in Eritrea an der Regierung ist. Deshalb unterstützen viele der damaligen Flüchtlinge und ihre Kinder Präsident Afewerki. Dagegen flüchteten in den letzten 20 Jahren viele junge Eritreer genau vor diesem Regime – wegen der Repression und um dem umstrittenen Nationaldienst zu entkommen.
Was sagt der Ethnologe? Für Magnus Treiber ist klar: Sich aus diesem Konflikt herauszuhalten, ist für die Eritreer fast unmöglich. «Sie können nicht neutral sein. Sie sind bei einem Regime wie dem eritreischen immer dafür oder dagegen», erklärt der Ethnologe der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Wolle man sich heraushalten, so sei man nach Möglichkeit einfach still. Doch bräuchten sie das Regime, weil sie vielleicht in Eritrea Verwandtschaft haben.
Die Anhänger des Diktators hätten zudem aufgerüstet. «Es gibt inzwischen auch aus der zweiten Generation heraus so etwas wie Schutzgruppen, die versuchen, solche Veranstaltungen zu schützen», so Treiber. Sie würden dies aber auch mit Gewalt tun. Es seien Menschen, die nie in Eritrea gelebt hätten. Sie würden den «Mythos Afewerki» von ihren Eltern übernehmen.
Wo kam es bereits zu Problemen? Zu den jüngeren Ereignissen in der Schweiz gehört die Auseinandersetzung in Gerlafingen (SO) von Ende März. Mindestens 100 mit Schlagstöcken und Steinen bewaffnete Personen wollten auf ihre Landsleute – Unterstützer der Regierung – losgehen. Die Polizei musste mit Wasserwerfern einschreiten. Rund 60 Polizeibeamte waren im Einsatz.
Mitte Februar standen sich in Villars-sur-Glâne (FR) regimetreue und regimekritische Eritreer gegenüber. Anlass war der Jahrestag der Befreiung einer eritreischen Hafenstadt im Jahr 1990. Rund 100 Polizeikräfte standen im Einsatz.
Im September 2023 kam es in Opfikon (ZH) zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Eritreer-Gruppen. Im Glattpark kam es zu einer Massenschlägerei.