Wenn das Naturhistorische Museum in Basel in diesen Tagen seinen 200. Geburtstag feiert, werden die meisten Baslerinnen und Basler an die vielen ausgestopften Tiere, das Dino-Skelett und die gruseligen Riesenkrebse aus Japan denken, die sie vielleicht sogar schon in ihrer Kindheit gesehen haben. Beinahe vergessen geht aber eine der bedeutendsten Käfersammlungen der Welt, die ebenfalls dem Basler Museum gehört.
Prächtige Exemplare aus der Basler Käfersammlung
Drei Millionen Käfer aus aller Herren Länder lagern ausserhalb des Naturhistorischen Museums in über 6700 Kästen. «Vielleicht sind es sogar 3.5 Millionen Tiere, so genau haben wir sie gar nie gezählt», sagt Christoph Germann, Kurator der Sammlung.
Die Ursprünge der Sammlung
Gesammelt, gejagt und angekauft hatte die Tiere der 1976 verstorbene deutsche Textilindustrielle Georg Frey. Zehn Jahre nach seinem Tod wollte die Witwe die Sammlung dem Naturhistorischen Museum Basel verkaufen – unter anderem, da hier ein bedeutender Käferexperte arbeitete. Doch dem Museum fehlte das Geld.
Ein Verein beginnt, Geld für den Erwerb zu sammeln. Doch seine Bemühungen werden jäh unterbrochen, da Deutschland diese grösste private Käfersammlung der Welt zum deutschen Kulturgut erklären lässt. Ein jahrelanger juristischer Streit setzt ein. Der Sache überdrüssig, entscheidet die Witwe 1987, die Sammlung dem Naturhistorischen Museum Basel gratis zu überlassen. Doch nach ihrem Tod fechten die Erben das Testament an. Die Streitigkeiten vor Gericht dauern bis Mitte der neunziger Jahre. Erst dann steht eindeutig fest, dass das Naturhistorische Museum in Basel die Käfersammlung erhalten wird.
Referenzsammlung für Forschende aus der ganzen Welt
Die Basler Käfersammlung fasziniert nicht nur wegen der teilweise grossen Tiere und ihren glänzenden Farben. Forschenden aus der ganzen Welt dient die Sammlung als Referenz. «Wir erhalten Anfragen aus Südamerika, Asien und Russland. Meistens finden die dortigen Forscher ein unbekanntes Tier und wissen nicht, zu welcher Familie es gehört,» sagt Kurator Christoph Germann.
Die Chance, dass die Forschenden aus der ganzen Welt in Basel fündig werden, ist intakt. «Etwa ein Drittel aller Käferarten sind bei uns, auch viele ausgestorbene Arten. Gerade Letzteres macht die Sammlung so unersetzbar,» führt Germann weiter aus. Denn hier können die Forscher Anknüpfungspunkte finden für längst verschwundene Arten.
Meist in Kästen weggeschlossen
Die rund 3.5 Millionen Tiere sind in einem der über 6700 Kästen weggeschlossen. «Gerne würden wir alle Tiere zeigen, doch das wäre eine Überforderung für die Besucherinnen und Besucher und für uns als Museum,» ist Germann überzeugt. Aber nicht nur deshalb ist nur ein Bruchteil der Tiere ausgestellt. «Unter Tageslicht würden die Käfer ihre prächtigen Farben verlieren und würden auch ihren wissenschaftlichen Wert verlieren».
Deshalb bleiben die Tiere sicher verpackt. Und zwar in gekühlten Räumen. «Die grösste Gefahr kommt von ihren Artgenossen, den noch lebenden Käfer, die nur zu gerne die ausgestellten Tiere auffressen würden.» Kühle Temperaturen und kein Tageslicht ist also der beste Schutz vor Artgenossen wie beispielsweise dem gefrässigen Museumskäfer.
Ein Neubau für das Naturhistorische Museum
Sobald der Neubau bezugsbereit ist, wird ein Teil der Käfersammlung für die Öffentlichkeit sichtbar werden und nicht nur für die Forschergemeinde. «Dann werden wir spezielle und geschützte Räume haben, in denen wir einen Teil der Sammlung nicht nur während Spezialführungen zeigen können, sondern dauernd», sagt Germann. Die Freude darüber ist dem Käferkurator anzuhören.