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Ein Besuch beim Alpen-Flohmi in Luzern
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 25.09.2020. Bild: Sebastian Moos / Mountain Wilderness
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Naturschutz Ausrüstung als Umweltproblem: Des Wanderers Dilemma

Das Wandern ist beliebt und das kann ein Problem sein. Die grosse Masse an Outdoor-Ausrüstung kann der Natur schaden.

Vor dem Eingang des Neubad hat sich eine gut 20 Meter lange Schlange gebildet. Es ist Mittwochabend und der erste Alpin-Flohmarkt von Luzern hat angefangen. Nachdem das Format in Zürich und Bern erfolgreich etabliert wurde, sollen sich nun auch die Zentralschweizer ihre Bergsportausrüstung aus zweiter Hand ergattern können.

Masse an Outdoor-Ausrüstung

Dass der Flohmarkt so viele Menschen anzieht, ist nicht wirklich erstaunlich. Das Wandern bleibt Schweizer Nationalsport Nummer eins – mit Abstand. Mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung geht regelmässig in die Berge. Bei einer repräsentativen Umfrage des Bundesamtes für Sport aus dem Jahr 2019 haben knapp 57 Prozent der Befragten angegeben, Bergsport zu treiben. Auf dem zweiten Platz liegt das Radfahren mit 42 Prozent – der Schweizer schnürt sich also eher die Wanderschuhe, als dass er sich aufs Velo schwingt.

Das sorgt für eine Materialschlacht: Wer in den Bergen unterwegs ist, will auch ordentlich ausgerüstet sein. Wanderschuhe, Windstopper, Rucksack und T-Shirts aus Merinowolle gehören hierzulande zur Grundausrüstung. Wer wirklich hoch hinaus will, kauft sich auch noch Steigeisen und einen Eispickel.

Im Neubad gibt’s all dies zum Second-Hand-Preis – etwa einen Tourenrucksack, der im Laden mindestens 160 Franken gekostet hat und nun für die Hälfte weiterverkauft wird. Was auffällt: Während die Ware auf herkömmlichen Flohmärkten die Spuren von Jahrzehnten trägt, scheint hier vieles kaum benutzt und wechselt praktisch neuwertig die Besitzer.

Problem für Umwelt

Genau dies habe den Ausschlag für den Alpin-Flohmarkt gegeben, sagt Organisator Tim Marklowski von der Organisation Mountain Wilderness, welche Schweizerinnen und Schweizer auf einen nachhaltigeren Umgang mit der eigenen Bergwelt einschwören will. «Viele Leute kaufen im grossen Stil ein, obwohl sie die Dinge nur selten benutzen oder gar nichts Neues brauchen. Oft vergammelt es dann im Schrank», so Marklowski.

Menschen mit Gesichtsmasken an Markt
Legende: Am Mittwoch fand in Luzern der erste Alpin-Flohmarkt statt. Second-Hand-Ware schont laut der Organisation Mountain Wilderness die Umwelt. Sebastian Moos / Mountain Wilderness

Einerseits sei die schiere Masse an Bergsportausrüstung in der Schweiz ein Problem für die Umwelt, andererseits gebe es auch ungelöste Probleme bei den Produzenten. «Die Bergsportindustrie ist punkto Nachhaltigkeit zwar vorbildlich, doch während bei der Bekleidung grosse Fortschritte gemacht wurden, stammen die Rohstoffe für Hartwaren wie Helme oder Skis aus teilweise fraglichen Quellen.»

Das Wanderer-Dilemma

Da ist etwa der Rohstoff Bauxit, der für die Aluminium-Produktion gebraucht wird – ein wichtiges Material für Karabiner und andere Kletterausrüstung. Die Abfallprodukte des Bauxit-Abbaus sind giftig und haben auch schon zu Naturkatastrophen geführt.

Tote Fische
Legende: In Malaysia kam es 2016 wegen verseuchtem Wasser zu einem grossen Fischsterben. Im Verdacht standen die nahegelegenen Bauxit-Minen. Keystone

Anders als bei Fasern und Wolle für die Bekleidung gibt es für nachhaltiges Aluminium noch kein Label. Mountain Wilderness ist dafür mit dem europäischen Branchenverband European Outdoor Group in Kontakt. Eine Anfrage von SRF nach konkreten Schritten des Branchenverbands, wie Bergsportausrüstung nachhaltiger gemacht werden will, blieb innerhalb nützlicher Frist jedoch unbeantwortet.

Sei es bei der Schwemme an Outdoor-Ausrüstung oder bei den fehlenden Nachhaltigkeitslabels: Im Bergsport zeigt sich das moderne Konsumenten-Dilemma auf besonders perfide Weise: Man kauft sich eine Ausrüstung, um die Natur geniessen zu können und fügt ihr mit genau diesem Konsum Schaden zu. Mögliche Lösungen: Ausrüstung mieten oder Second-Hand-Ware kaufen.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 24.09.2020

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