Zum Inhalt springen

Neubau Kunstmuseum Ein neues Kunstmuseum für Bern – teilweise gesponsert vom Mäzen

Bern hat grosse Pläne: Die Stadt will ein neues Kunstmuseum und eine Aufwertung der umliegenden Plätze.

Es ist alt, es ist sanierungsbedürftig und es ist zu klein: Für das Kunstmuseum Bern gab es schon länger Ideen und Gedankenspiele, gar fixfertige Pläne, wie man es erneuern könnte. Alle sind bisher gescheitert. Am Montag haben die Stadt Bern und das Museum ein neues Projekt auf den Tisch gelegt, das überzeugen soll.

Ein Wurf?

Die bisherigen Gebäude des Kunstmuseums sollen saniert und teilweise neu gebaut werden. Modern sollen sie sein, zeitgemäss, aber auch die Umgebung soll attraktiver gestaltet werden. Konkret heisst das: Die Hodlerstrasse, an der das Museum liegt, wird nur noch zu den Hauptverkehrszeiten befahrbar – und der Bären- sowie der Waisenhausplatz sollen aufgewertet werden.

Um das Platzproblem des Kunstmuseums zu lösen, gibt die Stadt Bern das Nebengebäude im Baurecht ab. Es wird frei, wenn ein Teil der Kantonspolizei in einigen Jahren das neue Polizeizentrum in Niederwangen beziehen wird.

Die Stiftung Kunstmuseum Bern und die Stadtregierung haben entsprechende Grundsatzbeschlüsse gefällt. Das Projekt soll durchgesetzt werden.

Am Montagmorgen wurde das Projekt des Kunstmuseums den Medien präsentiert.
Legende: Am Montagmorgen wurde das Projekt des Kunstmuseums den Medien präsentiert. ZVG/Aleksandra Zdravkovic

Die Kosten von maximal 80 Millionen Franken verteilen sich auf viele Schultern: Der Kanton Bern soll die Hälfte, 40 Millionen Franken, übernehmen. 15 Millionen Franken sollen von Privaten, Stiftungen und der Wirtschaft kommen. Und die restlichen bis zu 25 Millionen Franken kommen vom Milliardär Hansjörg Wyss, einem gebürtigen Berner Mäzen.

Der Mäzen mit Zuckerbrot und Peitsche

Der Milliardär gibt seine 25 Millionen Franken aber nicht ohne Gegenleistung, beziehungsweise stellt er gewisse Bedingungen: Er war es, der gefordert hatte, nicht nur das Museum selbst, sondern auch die Umgebung zu modernisieren. Wäre es nur nach ihm gegangen, hätte man den Verkehr an der Hodlerstrasse komplett unter die Oberfläche verbannt. Das erwies sich aber als nicht realisierbar.

Als ich diese Pläne gesehen habe, sagte ich: that's it!
Autor: Hansjörg Wyss Unternehmer Mäzen

Er gratuliere denjenigen, die diese Pläne geschmiedet hätten und zeigte sich an der Medienkonferenz sehr zufrieden. Bereits an früheren Projekten zur Sanierung war er finanziell beteiligt. Rund 20 Millionen Franken habe er damals zur Verfügung gestellt: «Was mit diesem Geld passiert ist, weiss ich nicht. Aber das macht nichts.» Mittlerweile habe man die richtigen Lehren gezogen. Denn das Problem des Kunstmuseums Bern sei nicht nur, dass es zu klein und sanierungsbedürftig sei. Vielmehr gehöre es nicht richtig zur Stadt. Das soll sich jetzt – endlich, aus seiner Sicht – ändern. «In Bern geht vieles langsam – aber schlussendlich kommt es gut.»

Hier investiert Hansjörg Wyss sein Geld

Box aufklappen Box zuklappen
Hansjörg Wyss bei einer Präsentation 2017.
Legende: Hansjörg Wyss bei einer Präsentation 2017. Keystone

Das Berner Kunstmuseum ist nicht das einzige Projekt in Bern, das von Hansjörg Wyss tatkräftig unterstützt wird.

Auch die «Wyss Academy for Nature» ist zur Hälfte von ihm beziehungsweise der Wyss-Stiftung finanziert. 100 Millionen Franken hat er der Universität Bern dafür gespendet.

Wissenschaftsteams entwickeln auf vier Kontinenten gemeinsam mit Fachleuten aus der Praxis und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Innovationen zum Schutz der Natur und ihrer nachhaltigen Nutzung.

Woher stammt das Vermögen?

«Ich hatte Glück», sagte Wyss einst auf die Frage, wie er zu seinem Vermögen gekommen sei. Er bewies aber auch einen guten Riecher: Der in Bern in einfachen Verhältnissen aufgewachsene Bauingenieur baute die Orthopädiefirma Synthes auf und verkaufte sie 2012 für neun Milliarden Dollar an Johnson & Johnson. Das Magazin «Bilanz» schätzt Wyss' Vermögen auf sieben bis acht Milliarden Dollar.

Heute lebt der 85-jährige Wyss in den USA.

Lässt man einfach einen privaten Investor bestimmen, wie die Stadt Bern künftig aussieht? Gibt Bern da nicht zu viel Mitspracherecht ab? Nein, bekräftigt der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried: «Das kann man so nicht sagen. Aber er hat uns etwas beigebracht: Dass auch die Umgebung zum Museum gehört. Er hat uns die Augen geöffnet.»

Zufrieden ist auch das Kunstmuseum

«Es ist ein grosses Privileg, dieses Projekt zu realisieren», sagt Jonathan Gimmel, Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum Bern-Zentrum Paul Klee. «Ein solches Museum, das jährlich 125'000 Personen anzieht, verlangt einen angemessenen öffentlichen Raum.» Auch der Aussenraum müsse eine Begegnung von Menschen zulassen – im Gegensatz zu heute, wo viele Autos vor dem Museum durchfahren.

Hodler-Ausstellung.
Legende: 2018 zeigte das Kunstmuseum Bern die Ausstellung «Hodler//Parallelism». Keystone

Der Weg zum Ziel ist allerdings noch lang. 2022 soll ein internationaler Architekturwettbewerb folgen, 2023 die Volksabstimmung zur Umgestaltung der beiden Plätze. In den Folgejahren wollen Stadt und Museum die Projekte vorantreiben – ein Abschluss ist ungefähr 2029 denkbar.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03/17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel