Es ist alt, es ist sanierungsbedürftig und es ist zu klein: Für das Kunstmuseum Bern gab es schon länger Ideen und Gedankenspiele, gar fixfertige Pläne, wie man es erneuern könnte. Alle sind bisher gescheitert. Am Montag haben die Stadt Bern und das Museum ein neues Projekt auf den Tisch gelegt, das überzeugen soll.
Ein Wurf?
Die bisherigen Gebäude des Kunstmuseums sollen saniert und teilweise neu gebaut werden. Modern sollen sie sein, zeitgemäss, aber auch die Umgebung soll attraktiver gestaltet werden. Konkret heisst das: Die Hodlerstrasse, an der das Museum liegt, wird nur noch zu den Hauptverkehrszeiten befahrbar – und der Bären- sowie der Waisenhausplatz sollen aufgewertet werden.
Um das Platzproblem des Kunstmuseums zu lösen, gibt die Stadt Bern das Nebengebäude im Baurecht ab. Es wird frei, wenn ein Teil der Kantonspolizei in einigen Jahren das neue Polizeizentrum in Niederwangen beziehen wird.
Die Stiftung Kunstmuseum Bern und die Stadtregierung haben entsprechende Grundsatzbeschlüsse gefällt. Das Projekt soll durchgesetzt werden.
Die Kosten von maximal 80 Millionen Franken verteilen sich auf viele Schultern: Der Kanton Bern soll die Hälfte, 40 Millionen Franken, übernehmen. 15 Millionen Franken sollen von Privaten, Stiftungen und der Wirtschaft kommen. Und die restlichen bis zu 25 Millionen Franken kommen vom Milliardär Hansjörg Wyss, einem gebürtigen Berner Mäzen.
Der Mäzen mit Zuckerbrot und Peitsche
Der Milliardär gibt seine 25 Millionen Franken aber nicht ohne Gegenleistung, beziehungsweise stellt er gewisse Bedingungen: Er war es, der gefordert hatte, nicht nur das Museum selbst, sondern auch die Umgebung zu modernisieren. Wäre es nur nach ihm gegangen, hätte man den Verkehr an der Hodlerstrasse komplett unter die Oberfläche verbannt. Das erwies sich aber als nicht realisierbar.
Als ich diese Pläne gesehen habe, sagte ich: that's it!
Er gratuliere denjenigen, die diese Pläne geschmiedet hätten und zeigte sich an der Medienkonferenz sehr zufrieden. Bereits an früheren Projekten zur Sanierung war er finanziell beteiligt. Rund 20 Millionen Franken habe er damals zur Verfügung gestellt: «Was mit diesem Geld passiert ist, weiss ich nicht. Aber das macht nichts.» Mittlerweile habe man die richtigen Lehren gezogen. Denn das Problem des Kunstmuseums Bern sei nicht nur, dass es zu klein und sanierungsbedürftig sei. Vielmehr gehöre es nicht richtig zur Stadt. Das soll sich jetzt – endlich, aus seiner Sicht – ändern. «In Bern geht vieles langsam – aber schlussendlich kommt es gut.»
Lässt man einfach einen privaten Investor bestimmen, wie die Stadt Bern künftig aussieht? Gibt Bern da nicht zu viel Mitspracherecht ab? Nein, bekräftigt der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried: «Das kann man so nicht sagen. Aber er hat uns etwas beigebracht: Dass auch die Umgebung zum Museum gehört. Er hat uns die Augen geöffnet.»
Zufrieden ist auch das Kunstmuseum
«Es ist ein grosses Privileg, dieses Projekt zu realisieren», sagt Jonathan Gimmel, Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum Bern-Zentrum Paul Klee. «Ein solches Museum, das jährlich 125'000 Personen anzieht, verlangt einen angemessenen öffentlichen Raum.» Auch der Aussenraum müsse eine Begegnung von Menschen zulassen – im Gegensatz zu heute, wo viele Autos vor dem Museum durchfahren.
Der Weg zum Ziel ist allerdings noch lang. 2022 soll ein internationaler Architekturwettbewerb folgen, 2023 die Volksabstimmung zur Umgestaltung der beiden Plätze. In den Folgejahren wollen Stadt und Museum die Projekte vorantreiben – ein Abschluss ist ungefähr 2029 denkbar.