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Neue Deza-Studie Schweizer Bildungssystem als Vorbild für Afrika?

Was das Schweizer Bildungssystem zu bieten hat : Die Schweiz investiert viel in Schulbildung, die dezentrale Volksschule ist stark verankert und die Mehrsprachigkeit des Landes ist ein prägendes Merkmal. «Es sind Aspekte, die wir verstärkt in die Arbeit mit unseren Partnerländern einfliessen lassen möchten», sagt Sabina Handschin, Bildungsspezialistin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza). Beispielsweise sehe man, dass auch in Entwicklungsländern dezentrale Systeme mehr Erfolg hätten als zentral gesteuerte. In vielen Ländern fehle aber das Wissen darüber. Ausserdem müssen in vielen Ländern Kinder in der Schule eine Sprache sprechen, die sie eigentlich nicht verstehen. Das wirkt sich auf den Lernerfolg aus. Diese Länder können sich von der Vielsprachigkeit der Schweiz inspirieren lassen.

Schule für 500'000 Kinder: Die Schweiz investiert schon heute in Schulprojekte. Gegenwärtig setzt sich die Deza mit 60 Projekten in 18 Ländern für gute Schulbildung ein – hauptsächlich in Subsahara-Afrika, im Mittleren Osten, Süd- und Ostasien. «So konnten in den letzten vier Jahren 500'000 Kinder in Mali dank der Unterstützung der Schweiz trotz der Konfliktsituation die Schule besuchen», sagt Sabina Handschin.

Kinder im Südsudan in Schulbänken
Legende: Schulbildung ist die Basis für wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Auch für diese Kinder im Südsudan. Keystone

263 Millionen Kinder ohne Bildung: Das Engagement in die Bildung ist unabdingbar. Denn weltweit haben immer noch rund 263 Millionen Kinder keinen Zugang zur Schulbildung – unter anderem wegen Armut, fehlender Schulen, kultureller Barrieren, Kriegen, oder Flucht. Und 330 Millionen lernen nichts, auch wenn sie in der Schule sind, weil die Unterrichtsqualität so schlecht ist, schreibt die Deza. Was in der Schweiz gelte, gelte auch in den Entwicklungsländern, betont die Bildungsexpertin: Jedes zusätzliche Schuljahr verbessere das Einkommen und die Lebenssituation im Erwachsenenalter. «Gute Schulbildung ist die Basis für wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Fehlende Schulbildung kann später kaum aufgeholt werden.»

Direkter Erfahrungsaustausch zwischen Schulen : Auf Basis der Studie möchte die Deza den direkten Austausch mit Schweizer Institutionen wie Kantonen, Gemeinden oder Schulen und Deza-Partnerländern ermöglichen. Beispiel Libanon. Das Land hat leidet unter der Flüchtlingskrise, das Schulsystem ist am Anschlag. Wie schaffe es die Schweiz, ihre Flüchtlinge in die Schule zu integrieren? Warum sei Gewalt an den Schulen kein Thema? Das wurde die Deza-Mitarbeiterin bei ihrem Besuch im Libanon gefragt. «Warum nicht Vertreter vom Bildungsministerium aus dem Libanon einen Besuch einer Schweizer Volksschule ermöglichen?», nennt Sabina Handschin ein Beispiel. Solche Ideen wolle man in Zukunft fördern. Man wolle das Expertenwissen des Schweizer Bildungssystems nutzen. «Es geht aber nicht darum, das Schweizer Modell zu exportieren oder anderen überzustülpen.»

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