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Neue Erkenntnisse In der Zugvogelforschung müssen Kapitel neu geschrieben werden

Dank ultraleichter Technik, sogenannten Geodatenloggern, muss das Wissen über Zugvögel revidiert werden.

  • Die Vögel nehmen ganz andere Routen, als bisher angenommen.
  • Zudem sind einige Vogelarten fähig, ununterbrochen zu fliegen.

Auch die Rauchschwalben sind Sommergäste in der Schweiz. Hier ziehen die Eltern gemeinsam ihre Jungen auf. Doch was nach dem Sommer passiert, das hat selbst den Zugvogelforscher Felix Liechti von der Vogelwarte Sempach überrascht: «Dann sind sie getrennt nach Afrika geflogen – das Weibchen nach Ghana, das Männchen nach Zentralafrika. Im Sommer sind sie dann aber wieder zurückgekommen an ihren Brutort, und gemeinsam Jungvögel aufgezogen.»

Die Zugvogelforschung erlebt eine Revolution. Die traditionelle Methode ist es, Vögel zu beringen und zu dokumentieren. Doch die Wiederfunde von Ringen in Afrika sind selten. Seit einigen Jahren gibt es für kleine Vögel nun Geodatenlogger – sie sind ein halbes Gramm leicht. Die Forscher können damit Flugwege aufzeichnen. Sie liefern in einem Jahr so viele Erkenntnisse wie 100 Jahre Beringung. «Das hat ganz viele alte Ansichten verändert, weil wir plötzlich gesehen haben, dass Vögel, von denen wir bisher glauben, dass sie in Afrika überwintern, in Indien überwintern und dass sie ganz andere Routen nehmen als angenommen», erklärt Liechti weiter

Stare auf einer Stromleitung sitzend.
Legende: Neue Technologien ermöglichen es den Forschern, die Zugvögelrouten genauer zu bestimmen. Keystone / Archiv

Noch viele Fragen sind offen

Eine kleine Sensation ist die Entdeckung, dass das Odinshühnchen von Grossbritannien nach Peru fliegt, das Blaukehlchen von Mitteleuropa nach Indien. Bestätigt wurde, dass Schweizer Wiedehopfe nach Westafrika und die Rauchschwalben nach Mittelafrika fliegen.

Die Wiedehopfe überqueren die Sahara in bis zu 4000 Metern Höhe und können 28 Stunden am Stück in der Luft bleiben. Die Spitzenflieger wie Alpen- oder Mauersegler fliegen im August los und bleiben bis zu ihrer Rückkehr gleich ganz in der Luft: «Fressen, schlafen ausruhen alles in der Luft, im Flug, und erst nach etwa sieben Monaten in der Luft kommen sie zurück und landen zum ersten Mal wieder wenn sie hier in ihren Brutplatz einziehen», sagt Liechti.

Ihr Reiseziel ist genetisch programmiert – doch wie Zugvögel ihre Route wählen und die günstigsten Winde finden, das sind die nächsten Fragen, die die Forscher klären wollen.

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