Geschlossene Fenster, viele Kinder und eine Lehrperson in einem Klassenzimmer, da kommt schnell eine grosse Menge ausgeatmeter, verbrauchter Luft zusammen. In 150 Schulzimmern im Kanton Graubünden wurde in den letzten Wochen mit Sensoren die CO₂-Konzentration gemessen.
So hat das Gesundheitsamt zusammen mit Forschenden der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) die Luftqualität ermittelt. Parallel dazu wurde überwacht, zu wie vielen positiven Corona-Testresultaten es in den jeweiligen Klassenzimmern kam.
Ivan Lunati, Wissenschaftler an der Empa, fasst das Ergebnis so zusammen: «In Klassenzimmern mit schlechter Luftqualität stecken sich mehr Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonal mit dem Coronavirus an als in Zimmern, die regelmässig gelüftet werden.» Die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki zeigt sich ob der deutlichen Ergebnisse überrascht. «Ich gebe zu, in dieser Klarheit hat mich das verblüfft.»
Häufig dicke Luft im Schulzimmer
Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig, dass Aerosole eine zentrale Rolle bei der Übertragung von Coronaviren spielen. Aerosole sind kleinste Teilchen, die beim Ausatmen in die Umgebung abgegeben werden. Je mehr mit Viren beladene Aerosole in einem Raum, desto höher das Ansteckungsrisiko.
Seit Längerem sei deshalb vermutet worden, dass die Luftqualität im Klassenzimmer einen Einfluss auf die Ansteckungen in der Schule habe, heisst es bei der Empa. Der Pilotversuch in Graubünden weise diesen Zusammenhang nun erstmals auch empirisch und statistisch nach, sagt Empa-Forscher Ivan Lunati.
In 60 Prozent der Klassenzimmer lag der CO₂-Gehalt über 2000 ppm (Teilchen pro Million Teilchen). Die Empa empfiehlt einen Grenzwert von höchstens 1000 ppm. In Schulzimmern, in welchen sich besonders viele Personen mit dem Coronavirus infizierten, lag der CO₂-Gehalt oft über 3000 ppm.
Schlechte Luft steigert somit das Risiko für Ansteckungen und mindert gleichzeitig die Lernfähigkeit, so die Empa-Studie.
Lüften, lüften, lüften
Das regelmässige Lüften der Klassenzimmer sei auch in den Wintermonaten sehr wichtig. Die Bündner Behörden raten deshalb den Schulen, noch häufiger die Fenster zu öffnen als heute. Alle 20 Minuten sollte man lüften, sagt Kantonsärztin Jamnicki. «Das reicht schon.»
Um die aktuelle Pandemiewelle zu bekämpfen, sei es äusserst wichtig, dass die Luftqualität in vielen Bündner Klassenzimmern verbessert werde, heisst es beim Kanton. Das alleine reiche aber nicht. Da in den letzten Wochen jeweils ein Drittel der Fallzahlen in der Altersgruppe zwischen 0 und 19 Jahren verzeichnet wurden, weitet der Kanton nun zusätzlich auch die Maskenpflicht aus.
Ab der 3. Primarstufe müssen die Kinder ab Montag im ganzen Kanton die Maske tragen. Maskenpflicht gilt ab dann auch an den Beruf- und Mittelschulen.