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Dicke Luft erhöht Ansteckungsrisiko
Aus Regionaljournal Graubünden vom 09.12.2021. Bild: Keystone
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Neue Erkenntnisse Luftqualität in Schulzimmern hat Einfluss auf Corona-Infektionen

In schlecht gelüfteten Schulzimmern ist das Corona-Infektionsrisiko erhöht. Zu diesem Schluss kommt eine Empa-Studie.

Geschlossene Fenster, viele Kinder und eine Lehrperson in einem Klassenzimmer, da kommt schnell eine grosse Menge ausgeatmeter, verbrauchter Luft zusammen. In 150 Schulzimmern im Kanton Graubünden wurde in den letzten Wochen mit Sensoren die CO₂-Konzentration gemessen.

So hat das Gesundheitsamt zusammen mit Forschenden der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) die Luftqualität ermittelt. Parallel dazu wurde überwacht, zu wie vielen positiven Corona-Testresultaten es in den jeweiligen Klassenzimmern kam.  

Sensor
Legende: Mit solchen Sensoren wurde die CO₂-Konzentration gemessen. Mattias Nutt

Ivan Lunati, Wissenschaftler an der Empa, fasst das Ergebnis so zusammen: «In Klassenzimmern mit schlechter Luftqualität stecken sich mehr Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonal mit dem Coronavirus an als in Zimmern, die regelmässig gelüftet werden.» Die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki zeigt sich ob der deutlichen Ergebnisse überrascht. «Ich gebe zu, in dieser Klarheit hat mich das verblüfft.»

Häufig dicke Luft im Schulzimmer

Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig, dass Aerosole eine zentrale Rolle bei der Übertragung von Coronaviren spielen. Aerosole sind kleinste Teilchen, die beim Ausatmen in die Umgebung abgegeben werden. Je mehr mit Viren beladene Aerosole in einem Raum, desto höher das Ansteckungsrisiko.

Seit Längerem sei deshalb vermutet worden, dass die Luftqualität im Klassenzimmer einen Einfluss auf die Ansteckungen in der Schule habe, heisst es bei der Empa. Der Pilotversuch in Graubünden weise diesen Zusammenhang nun erstmals auch empirisch und statistisch nach, sagt Empa-Forscher Ivan Lunati.

Einschätzungen der Wissenschaftsredaktion

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Noch läuft die Studie der Empa, dennoch lassen sich erste Aussagen treffen. Daniel Theis von der SRF-Wissenschaftsredaktion hat sich die Ergebnisse genauer angeschaut.


SRF News: Wie aussagekräftig ist die Studie?

Daniel Theis: Sie ist auf alle Fälle interessant. Es sind doch 150 Schulzimmer mit dabei bei der Studie. Man muss aber sagen, es gibt auch mögliche Verzerrungen. Die Massenschultestungen sind freiwillig, das heisst man hat nicht jedes Kind mit drin. Aber die Aussage, dass bessere Luft zu weniger Ansteckungen führt, ist sehr plausibel.


Über das regelmässige Lüften spricht man ja schon lange, wie neu sind denn die Erkenntnisse der Studie?

Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Luftqualität und dem Ansteckungsrisiko. Weil man weiss, dass man sich in Innenräumen über Aerosole ansteckt, ist es auch plausibel, dass das wirklich der Grund dafür ist. Soweit ich weiss, ist das tatsächlich relativ neu, dass dieser Zusammenhang in einer Studie so direkt gezeigt werden konnte.

Könnte eine bessere Luftkontrolle in Innenräumen also den grossen Unterschied machen bei der Pandemiebekämpfung?

Man sieht nun, dass es wohl einen klaren Zusammenhang gibt zwischen der Aerosolkonzentration in der Luft und dem Ansteckungsrisiko. Das heisst, dass man einiges gewinnen kann, wenn man gut lüftet. Es ist sicher eine Massnahme, die etwas bringt, aber auch nicht die einzige.


Das Gespräch führte: Stefanie Hablützel

In 60 Prozent der Klassenzimmer lag der CO₂-Gehalt über 2000 ppm (Teilchen pro Million Teilchen). Die Empa empfiehlt einen Grenzwert von höchstens 1000 ppm. In Schulzimmern, in welchen sich besonders viele Personen mit dem Coronavirus infizierten, lag der CO₂-Gehalt oft über 3000 ppm.

Schlechte Luft steigert somit das Risiko für Ansteckungen und mindert gleichzeitig die Lernfähigkeit, so die Empa-Studie.

Lüften, lüften, lüften

Das regelmässige Lüften der Klassenzimmer sei auch in den Wintermonaten sehr wichtig. Die Bündner Behörden raten deshalb den Schulen, noch häufiger die Fenster zu öffnen als heute. Alle 20 Minuten sollte man lüften, sagt Kantonsärztin Jamnicki. «Das reicht schon.»

Lüften
Legende: Häufiges Lüften senkt das Infektionsrisiko deutlich, sagen die Forschenden. Keystone

Um die aktuelle Pandemiewelle zu bekämpfen, sei es äusserst wichtig, dass die Luftqualität in vielen Bündner Klassenzimmern verbessert werde, heisst es beim Kanton. Das alleine reiche aber nicht. Da in den letzten Wochen jeweils ein Drittel der Fallzahlen in der Altersgruppe zwischen 0 und 19 Jahren verzeichnet wurden, weitet der Kanton nun zusätzlich auch die Maskenpflicht aus.

Ab der 3. Primarstufe müssen die Kinder ab Montag im ganzen Kanton die Maske tragen. Maskenpflicht gilt ab dann auch an den Beruf- und Mittelschulen.  

 

SRF1, Regionaljournal Graubünden, 09.12.2021, 17.30 Uhr;

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