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Elektroautos müssen lauter werden - auch in der Schweiz
Aus Echo der Zeit vom 04.11.2018. Bild: Keystone
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Neue EU-Vorgaben Elektroautos müssen lauter werden

Die leisen Vehikel werden als Gefahr im Verkehr angesehen. Und das in Zeiten, wo fast alles getan wird, um den Verkehrslärm zu reduzieren. Die Begeisterung hält sich in Grenzen.

Elektroautos sind leise – zu leise: Sie müssen künftig lauter werden, weil sie sonst andere im Verkehr gefährden können. Das Motorengeräusch soll elektronisch erzeugt und via Aussenlautsprecher hörbar werden.

Europaweit soll diese Neuerung per Mitte nächsten Jahres eingeführt werden – auch in der Schweiz, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Das Bundesamt für Strassen (Astra) ist bereits dabei, die EU-Vorgaben umzusetzen.

Leisere Motoren, geräuscharme Reifen, Flüsterbeläge, Temporeduktion. Industrie und Behörden tun viel dafür, damit der Verkehrslärm abnimmt. Dass man nun gleichzeitig Elektroautos lauter mache, sei schwierig zu verstehen, sagt SP-Nationalrat und Verkehrspolitiker Thomas Hardegger: «Es ist tatsächlich eine absurde Situation, dass man jetzt künstlich Geräusche erzeugen muss.»

Keine Begeisterung bei Autoverbänden

Hardegger ist empfindlich, wenn es um Lärm geht. Er kämpft seit Jahren als Gemeindepräsident einer Zürcher Flughafengemeinde gegen Fluglärm. Er kann zwar verstehen, dass man aus Sicherheitsüberlegungen die Elektroautos lauter machen will, glaubt aber, dass mit Verkehrsführung und -schulung mehr erreicht werden kann.

«Ich bin der Meinung, dass in erster Linie die Lenker dafür sorgen müssen, dass die Verkehrssicherheit gewährleistet werden kann, ohne dass man den Lärmgewinn gerade wieder mindern muss», sagt Hardegger.

Auch bei den Automobilverbänden ACS und TCS löst das neue EU-Gesetz keine Begeisterungsstürme aus. Man werde es in der Schweiz aber sicher übernehmen müssen, da die Autoindustrie keine Ausnahme für den Automarkt Schweiz mache, ist ACS-Präsident Thomas Hurter überzeugt.

Aber auch für den SVP-Nationalrat ist klar, dass Verkehrssicherheit vor allem Schulung und Sensibilisierung bedeutet, nicht nur von der Person hinter dem Lenkrad. «Es kann nicht sein, dass die Leute immer mehr am Handy sind, Kopfhörer im Ohr haben und dann einfach über die Strasse gehen. Wir müssen unser Verhalten ändern.»

Gefahr für Blinde und Sehbehinderte

Beim Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband reagiert man erfreut, dass Elektroautos bald Lärm machen. Denn gerade bei tiefen Geschwindigkeiten von 20 oder 30 km/h, seien solche lautlosen Autos eine grosse Gefahr für Blinde und Sehbehinderte, sagt Verbandssprecher Alfred Rikli.

Dass mit der neuen Regelung die Bemühungen im Kampf gegen den Verkehrslärm zunichte gemacht würden, glaubt Rikli nicht. «Nicht ein Nachahmen des Motorengeräuschs ist die Herausforderung, sondern das Ausstrahlen eines Signals», erklärt er.

Nur bei tiefen Geschwindigkeiten notwendig

Also beispielsweise ein Pfeifton wie dies bereits bei Lastwagen bei Rückwärtsmanövern Standard ist. Die Autotechniker sind hier aber anderer Meinung. So soll der künstlich erzeugte Lärm bei Elektroautos mit dem eines Verbrennungsmotors identisch sein. Nötig sind diese künstlichen Lärmmassnahmen übrigens nur bei tiefen Geschwindigkeiten.

Betreffend der neuen, quasi staatlich verordneten, Lärmquelle zeigt sich Geschäftsführer der Lärmliga Schweiz, Thomas Graf, gelassen: «Bei so schweren Autos, die wir auch elektrisch bauen, sind die Elektroautos nicht die, die uns das Lärmheil bringen. Im Gegenteil: Ab 30 km/h machen sie genau den gleichen Lärm.»

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