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Neue Flugrouten Eskalation in Nahost führt zu mehr Flugverkehr über der Schweiz

  • Die Eskalation in Nahost verändert die Ost-West-Flugrouten.
  • Flüge ab der Schweiz nach Asien verlängern sich um bis zu einer halben Stunde.
  • Weil die Verkehrsströme umgeleitet werden, steigt der Flugverkehr über der Schweiz. Skyguide erwartet Engpässe.

Seit Freitag klafft auf der Luftverkehrskarte ein «Loch» über dem Nahen Osten: Der Luftraum über Israel, dem Irak und dem Iran ist gesperrt. Linienflüge zwischen Asien und Europa müssen ausweichen – entweder nach Norden oder nach Süden (siehe Bild). Bei der Fluggesellschaft Swiss dauern Flüge nach Asien seit Freitag deshalb bis zu einer halben Stunde länger, wie die Airline schreibt.

Eine Landkarte zeigt den Nahen Osten und Flugrouten, die nördlich und südlich der Krisenregion vorbeiführen.
Legende: Ein «Loch» auf der Karte: Der Ost-West-Verkehr zwängt sich auf zwei schmalen Korridoren um die Krisenregion herum. flightradar24.com

Die neue Streckenführung führt auch zu einer Kettenreaktion bis in den Schweizer Luftraum: Unmittelbar nach der Luftraumsperrung im Nahen Osten war es wegen der neuen Routen zu Engpässen am Himmel über dem Balkan gekommen. Als Reaktion lenkt die europäische Luftsicherheitsbehörde Eurocontrol nun mehr Flüge über Italien - und damit auch über die Schweiz.

Mehr Andrang am Schweizer Himmel

«Wir bereiten uns auf einen Anstieg des Verkehrsaufkommens vor», sagt Pia Wertheimer, Sprecherin der Schweizer Flugsicherung Skyguide. Dieser könnte im Schweizer Luftraum zu Kapazitäts-Engpässen und verspäteten Flügen kommen.

Fluglotsen am Flughafen Zürich
Legende: Die Schweizer Flugsicherung Skyguide stellt sich auf mehr Flugverkehr über der Schweiz ein. Keystone / GAETAN BALLY

Hansjörg Bürgi ist Chefredaktor des Aviatik-Portals Skynews.ch. Er spricht von einer schwierigen Situation: Europa sei ohnehin ein Flaschenhals für die Luftfahrt. Nun kämen die Änderungen bei den Flugrouten ausgerechnet zur Hauptreisezeit im Sommer. So brauche es wenig, um den Flugverkehr aus dem Takt zu bringen: «Ein Fluglotsen-Streik in Italien wäre verheerend», so Bürgi.

Zürich-Tokio bereits zwei Stunden länger

Der Ost-West-Flugverkehr wird mit der Eskalation in Nahost bereits zum zweiten Mal innert weniger Jahre massiv eingeengt: Seit dem russischen Angriff ist der ukrainische Luftraum gesperrt und Russland verweigert europäischen Airlines den Überflug.

Der Swiss-Flug zwischen Zürich und Tokio dauert seither rund zwei Stunden mehr als vor dem Krieg. Auch die Flüge zwischen Zürich und Schanghai dauern rund eine Stunde länger.

Wie sicher sind die verbliebenen Routen?

Jetzt kommen die Einschränkungen wegen des Nahost-Kriegs hinzu. Der Flugverkehr konzentriere sich nun ganz auf zwei Korridore: Im Norden über das Schwarze und das Kaspische Meer, im Süden über Ägypten und Saudi-Arabien, sagt Hansjörg Bürgi von Syknews.ch. «Wenn es in diesen Korridoren neue Sicherheitsprobleme gäbe, wäre dies sehr problematisch. Umwege und Verspätungen würden sich noch einmal deutlich vergrössern.»

Neue Sicherheitsprobleme sind nicht ausgeschlossen. Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen regelmässig Israel mit Raketen und Drohnen an. Deren Flugbahn kreuzt den südlichen Korridor. Im vergangenen November kehrte ein Flug der Air France über dem Roten Meer um, nach dem die Besatzung ein leuchtendes Objekt in grosser Höhe festgestellt hatte.

Auf Fragen zur Sicherheit der Route über Ägypten und Saudi-Arabien antwortet die Swiss, sie beobachte die Situation laufend und sei es gewohnt, flexibel auf geopolitische Veränderungen zu reagieren. «Nur wenn wir einen Luftraum als wirklich sicher erachten, nutzen wir diesen auch», schreibt die Airline. Sicherheit habe oberste Priorität.

SRF 4 News, 16.06.2025, 14:30 Uhr

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