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Neue Gewerkschafts-Allianz Fairlog will bessere Arbeitsbedingungen für 250'000 Angestellte

Der Zusammenschluss von SEV, Syndicom und Unia stösst beim Schweizerischen Nutzfahrzeugverband auf Kritik.

Rund 250'000 Angestellte arbeiten in der Schweiz in der Transport- und Logistikbranche. Laut den Gewerkschaften stehen die Mitarbeiter zunehmend unter Druck wegen Lohndumpings, unfairen Wettbewerbs und überlangen Arbeitszeiten.

Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche haben sich die Gewerkschaften des Verkehrspersonals SEV, Syndicom und Unia zur Allianz Fairlog zusammengeschlossen.

An einer Medienkonferenz in Bern hat die Allianz Fairlog ihre Ziele vorgestellt: So sollen mehr Gesamtarbeitsverträge durchgesetzt werden und stärker direkte Interessenvertretung in den Betrieben erfolgen. Zum Schutz der Mitarbeiter sollen zudem die politischen Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene beeinflusst werden. Weiter fordern die drei Gewerkschaften den Vollzug bestehender Regelungen wie flankierende Massnahmen und eine effiziente Kontrolle der geltenden Arbeitsbedingungen.

Bestehende Regeln verteidigen

«Im Strassengütertransport herrscht international ein erbitterter Wettbewerb», stellte SEV-Präsident Giorgio Tuti vor den Medien fest. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die in der Schweiz geltenden Schutzbestimmungen in diesem Bereich nicht aufgeweicht würden. Nur so könnten einheimische Unternehmen auf dem Markt bestehen, ohne ihre Mitarbeitenden auszubeuten, sagt Tuti.

Dafür müssten Regelungen wie die 40-Tonnen-Limite von Lastwagen, das Nacht- und Sonntagsfahrverbot, das Kabotage-Verbot und das Prinzip von Schweizer Löhnen auf Schweizer Strassen verteidigt werden.

Der Wettbewerb im Gütertransport findet laut Tuti vor allem zwischen Transporteuren auf Schiene und Strasse statt. Deshalb setze sich der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, seit jeher für gleich lange Spiesse von Strasse und Schiene ein.

Transportband mit Paket.
Legende: Die Digitalisierung verändert die Arbeit in der Logistik. SRF

Antworten auf Digitalisierung

Die Digitalisierung stelle die Logistik und den Gütertransport auf der Strasse vor neue Herausforderungen, sagen die Gewerkschaften. Einzelne weltweite Grosskonzerne oder Handelsplattformen kontrollierten zunehmend ganze Logistikketten und verschlechterten damit die Arbeitsbedingungen, kritisierte Syndicom-Präsident Daniel Münger.

Der Gewerkschaftsverbund Fairlog fordert darum, dass Arbeitnehmer die Digitalisierung mitgestalten sollten. Dafür müssten eine gut ausgebaute und attraktive Berufsbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten allen Beschäftigten offenstehen, forderte Unia-Präsidentin Vania Alleva.

Kritik der Transportverbandes Astag

Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband (Astag) reagierte auf die neu formierte Gewerkschafts-Allianz Fairlog mit scharfer Kritik. Der Verband akzeptiere keine branchenfremden Organisationen als Sozialpartner im Strassentransportgewerbe, teilte Astag in einem Communiqué mit. Gemäss rechtskräftigen Gerichtsurteilen hätten Gewerkschaften aufgrund ihrer äusserst geringen Vertretung im Strassentransport keinerlei Anspruch, der bestehenden Landesvereinbarung beizutreten.

Reto Jaussi, Astag-Direktor
Legende: Reto Jaussi, Astag-Direktor SRF

Die Sozialpartnerschaft zwischen den Transporteuren und den Berufschauffeuren wird zwischen dem Astag und dem Verband der Schweizer Berufsfahrer Les Routiers Suisses (LRS) wahrgenommen.

Die Medienkonferenz der Gewerkschaften Unia, SEV und syndicom sei «ein böswilliger, machtgetriebener Angriff auf die funktionierende Sozialpartnerschaft mit LRS», wird Astag-Zentralpräsident Adrian Amstutz zitiert.

«Es gibt keinen Handlungsbedarf, dass sich eine weitere Gewerkschaft hier einmischt. Unser Sozialparter sind Les Routiers Suisse. Wir klären Probleme mit ihnen direkt», sagte Reto Jaussi, Direktor der Astag, der «Tagesschau».

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