Zum Inhalt springen

Neue Konkurrenz bei Festivals Muse vs. Gurten: So wirkt sich das Gedränge im Festivalmarkt aus

Mit Gurtenfestival und dem Muse-Konzert ist Bern Musik-Hotspot. Wenige Tage später folgt das neue Hip-Hop-Festival Spex. Kann die Rechnung aufgehen?

So einen Festivalsommer hat Bern noch nie erlebt: Am Mittwoch startet nicht nur das Gurtenfestival, welches erstmals in der Geschichte fünf Tage dauert.

Nur fünf Kilometer Luftlinie entfernt rockt abends die britische Rockband Muse: dies vor gegen 30'000 Musikfans – auf demselben Gelände der Bernexpo, wo vergangene Woche Guns n’ Roses die Gitarren glühen liessen.

Guns n' Roses
Legende: Muse spielen auf demselben Gelände wie vergangene Woche die Guns n’ Roses. Guilherme Neto

Und wo übernächstes Wochenende erstmals das neue Hip-Hop-Festival Spex steigt.

Die Events sind für uns ein Test und haben Pilotcharakter.
Autor: Tom Winter Bernexpo

Mit den Konzerten und dem Festival wagt sich die sonst vor allem für die BEA-Landwirtschaftsmesse bekannte Bernexpo in neue Gefilde vor.

«Die Events sind für uns ein Test und haben Pilotcharakter. Wir wollen herausfinden, wie gut sich der Standort für Konzerte und Festivals eignet», sagt Tom Winter, CEO der Bernexpo, zu SRF.

Konzertareal
Legende: Das Festivalgelände auf dem Areal der Bernexpo fasst bei Grosskonzerten wie Muse 30'000 Leute. SRF/Adrian Müller

Die ersten Erfahrungen mit Guns n’ Roses seien gut gewesen. «Die Stimmung war toll», so Winter.

Gurten trotz neuer Konkurrenz auf Rekordkurs

Gestresst, aber gut gelaunt sind die Organisatoren des Gurtenfestivals, das pro Tag 20'000 Besuchende fasst. Trotz der neuen Konkurrenz seien einzelne Festivaltage praktisch ausverkauft.

«Es sieht sehr gut aus. Mit dem zusätzlichen Jubiläums-Festivaltag gibt das bestimmt Rekordzahlen», sagt Lena Fischer, Sprecherin des Gurtenfestivals.

Gurtenfestival Hauptbühne
Legende: Das Gurtenfestival erwartet heuer wegen der fünftägigen Jubiläumsausgabe einen Rekordansturm. Keystone/Peter Klaunzer

Der Platzhirsch Gurten spürt also die neue Konkurrenz bei seiner 40. Ausgabe offenbar nicht.

Hip-Hop-Festival Spex sucht seinen Platz

Schwerer hat es da naturgemäss der Neuling in der Szene, das Hip-Hop-Festival Spex. Es richtet sich an sehr junge Leute und ist für 10'000 Besucher und Besucherinnen pro Tag ausgelegt.

«Es wäre für uns schon ein Erfolg, wenn wir bei 5000 bis 6000 Leuten landen», sagt Oliver Rosa, Managing Partner bei Veranstalter Gadget abc.

Ein kleines, aber feines Hip-Hop-Festival hat in der Schweiz noch Platz.
Autor: Oliver Rosa Veranstalter Gadget abc

Er glaube, dass es für ein «kleines, feines» Hip-Hop-Festival in der Schweiz durchaus noch Platz habe. Veranstalter Gadget abc organisiert neben Spex auch das Muse-Konzert.

Gratis-Konzert wegen fehlenden Sichtschutzes

Box aufklappen Box zuklappen
Bühne
Legende: Gut für Bernerinnen ohne Ticket, weniger gut für Veranstalter: Von den Allmend-Hügeln gibt es praktisch freie Sicht auf die Konzertbühne der Bernexpo. Guilherme Neto

Das Festival-Gelände auf der Bernexpo ist zumindest aus Veranstaltersicht noch nicht ideal. Denn Bernerinnen und Berner können auf den Allmendhügel pilgern und von dort gratis die Konzerte schauen. Die Bühne ist sogar von der Wiese einsehbar, wie ein Augenschein vor Ort zeigte – der Sichtschutz ist schlicht (noch) nicht hoch genug.

Man wolle mit dem neuen Festival-Gelände nun Erfahrungen sammeln – auch für die Zukunft. «Bern ist Musikhauptstadt der Schweiz – und als Konzertstandort eine gute Option», so Oliver Rosa.

Wir wollen uns Schritt für Schritt wieder einen Namen in der Kulturbranche machen.
Autor: Tom Winter Bernexpo

Die Bernexpo stellt bei den aktuellen Konzerten nur das Gelände. Sie hat aber grosse Pläne mit der neuen Festhalle, wo ab 2025 jährlich vier bis zwölf Konzerte für bis 9000 Leute steigen sollen.

«Wir wollen uns Schritt für Schritt einen Namen in der Kulturbranche machen. Und an alte Zeiten anknüpfen», so Winter. So spielten in der alten Festhalle einst gar die Rolling Stones.

Rolling Stones Festhalle
Legende: Die Bernexpo will mit der neuen Festhalle an alte Zeiten anknüpfen: 1973 spielten die Rolling Stones in der alten Festhalle. Keytone/str

Winter bringt darum die Bernexpo mit den neuen Events in Stellung. Er weiss ganz genau: Die hiesige Konzertbranche ist hart umkämpft.

Darum sind Festivals ein «Hochrisikobusiness»

Gerade kleinere und mittlere Festivals und Konzerte kämpfen um jedes verkaufte Ticket. So auch das Lakelive in Biel. «Es läuft extrem viel, in der Region und auch in der ganzen Schweiz», so Lukas Hohl.

Lakelive Festival
Legende: Grosse Konkurrenz: Das Lakelive-Festival in Biel kämpft heuer um jedes verkaufte Ticket. Lakelive

Viele Leute kauften ihr Billett ohnehin im letzten Moment. «Das ist für uns als Veranstalter schwierig. Aber auch für Besucherinnen und Besucher – sie haben so viele Möglichkeiten zur Auswahl.»

Für die Veranstalter sind die letzten paar Prozente der Ticketverkäufe entscheidend.
Autor: Christoph Bill Präsident SMPA

Hohl hofft, dass bis zum Festivalstart noch möglichst viele Tickets weggehen. «Für die Veranstalter sind die letzten paar Prozente der Ticketverkäufe entscheidend, ob sie Geld verdienen. Oder verlieren. Festivals sind ein Hochrisikobusiness. Mit einem enormen Hebel – auch gegen unten», sagt Christoph Bill, Präsident des Festival-Branchenverbands SMPA.

SRF3, 12.7.2023, 12.45 Uhr

Meistgelesene Artikel