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Telefonbetrüger verwenden neuen Methoden
Aus Rendez-vous vom 12.02.2018. Bild: Keystone
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Neue Masche von Trickbetrügern Die Hintermänner sitzen im Ausland

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn jemand anruft und Ihnen rät, aus Sicherheitsgründen Ihr ganzes Geld an einen Polizisten in Zivil zu übergeben, dann rufen Sie erst recht die Polizei.
  • Bei der vermeintlichen Polizeinummer handelt es sich um eine gefälschte Nummer.

Früher gab es den Enkeltrickbetrug. Darunter versteht man den Versuch, alte Menschen anzurufen, sich als entfernte Verwandte auszugeben und so Geld zu ergaunern. Doch nun haben die Enkeltrickbetrüger ihre Masche geändert. Mittlerweile geben sie sich als Polizisten aus und rufen von Telefonnummern an, die wie offizielle Nummern der Polizei aussehen. «Spoofing» nennt sich diese Methode und seit ein paar Monaten wird die Schweiz von einer richtigen Welle überrollt.

Unbedingt genauer nachfragen

An einem Senioren-Nachmittag im Zürcher Kirchgemeindezentrum Allerheiligen zeigt sich, dass viele der Besucherinnen und Besucher schon Erfahrungen mit dubiosen Telefonanrufen gemacht haben.

Was ist eigentlich «Spoofing»?

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Spoofing (von engl. to spoof, dt. beschwindeln, täuschen, reinlegen) nennt man in der Informationstechnik verschiedene Täuschungsmethoden in Computernetzwerken zur Verschleierung der eigenen Identität. Personen werden in diesem Zusammenhang auch gelegentlich als «Spoofer» bezeichnet.

Die 90-jährige Annelies Wiehle hat erst vor wenigen Tagen einen derartigen Anruf erhalten. Jemand habe sie angerufen und ihr gesagt, er wolle sie warnen, denn sie sei ja eine alleinstehende alte Frau und jemand wolle sie überfallen. Deshalb, meinte der Anrufer, solle Frau Wiehle ihr Bargeld und ihre Wertsachen einem zivilen Polizisten übergeben, nur so seien sie sicher.

Die alte Dame traute dem Anrufer aber nicht und stellte kritische Nachfragen. «Ich fragte ihn, ob er den Namen meiner Strasse kenne. Er sagte nur, ‹dort, wo Sie wohnen›. Als ich konkret nachfragte, wie diese Strasse denn heisse, legte er auf.»

Seit November drastisch mehr Fälle

Die ersten Spoofing-Fälle wurden in der Schweiz schon vor gut zwei Jahren bekannt.

Wir hatten in den vergangenen Wochen Hunderte Anrufe von Leuten, bei denen so versucht wurde, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Autor: Marco Cortesi Sprecher der Zürcher Stadtpolizei

Gemäss Marco Cortesi von der Zürcher Stadtpolizei hat die Zahl der Betrugsversuche seit letztem November aber noch einmal drastisch zugenommen: «Wir hatten in den vergangenen Tagen und Wochen Hunderte Anrufe von Leuten, bei denen so versucht wurde, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen». Die Betrüger agierten nicht nur in Zürich. Sie seien in Genf, in Basel und überall aktiv.

Anruf von gefälschten Polizeinummer

Für die Diebe scheint es sich zu lohnen: So übergab im letzten Dezember eine gutgläubige Frau im Kanton Bern einem vermeintlichen Polizisten 150'000 Franken. Die Anrufer seien jeweils sehr hartnäckig und setzten ihre Opfer unter Druck, sagt Polizeisprecher Cortesi. Die Senioren hätten gar keine Gelegenheit, misstrauisch zu werden oder einen Angehörigen zu verständigen.

Leider ist es möglich, dass man eine Nummer in die Schweiz transportieren kann, die auf dem Display zum Beispiel 117 anzeigt.
Autor: Mario Cortesi Sprecher der Stadtpolizei Zürich

Ausserdem erschleichen sich die Täter das Vertrauen der Leute mit einem technischen Kniff. Sie rufen nämlich mit gefälschten Nummern an. «Leider ist es möglich, dass man über verschiedene Anbieter plötzlich eine Nummer in die Schweiz transportieren kann, die dann auf dem Display zum Beispiel 117 vorgibt.» Die Leute sehen dann auf dem Handy, dass die 117 anruft und denken, es sei die Polizei. «Und sie denken, wenn die Polizei so etwas sagt, dann muss man das machen. Und dann ist das Geld weg», sagt Cortesi.

Auffällig viele Spoofing-Opfer sind 80-jährig und älter. Das sei eine Generation, die einer Autoritätsperson nicht einfach widerspreche, sagt Franjo Ambrosz von der Pro Senectute Zürich.

Das sind Leute, die nicht gut gelernt haben, Nein zu sagen.
Autor: Franjo Ambrosz Pro Senectute Zürich

«Es sind Leute, die sich stark an den sozialen Werten orientieren. Sie haben nicht gut gelernt, nein zu sagen.» Sie lebten oft sehr sozial isoliert und litten unter Einsamkeit. «Sie erleben diese Kontaktversuche als wohlwollend und lassen sich zu solchen Handlungen hinreissen.»

Deswegen sei es äusserst wichtig, dass Angehörige ihre betagte Mutter oder den alleinstehen Onkel auf die Spoofing-Problematik aufmerksam machten, so Ambrosz. Denn die Polizei kann nur reagieren, wenn die potenziellen Opfer misstrauisch sind und sich Hilfe holen.

Nur kleine Fische festgenommen

In den letzten Monaten wurden in der Schweiz schon mehrere Täter bei der Geldübergabe verhaftet. Dabei handelt es sich gemäss Marco Cortesi von der Zürcher Stadtpolizei aber nur um sogenannte «Läufer», und nicht um die eigentlichen Drahtzieher: «Die Hintermänner agieren häufig aus anderen Staaten. Sehr oft sind sie in Deutschland in den grossen Ballungszentren.» Es sei sehr schwierig, an sie heranzukommen.

Deshalb setzt die Polizei im Kampf gegen Spoofing weiter auf Prävention und Information, zum Beispiel an speziellen Vorträgen für Seniorinnen und Senioren. Das wirkt. Eine Besucherin des Zürcher Senioren-Nachmittages erzählt von ihrer Reaktion, als sie so einen Anruf erhalten hat: «Ich habe einfach gesagt, ‹ich brauche nichts und Geld habe ich auch keins. Adieu›.»

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