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Die neue Nationalratspräsidentin Irène Kälin (Grüne/AG) im Interview
Aus Tagesschau am Vorabend vom 29.11.2021.
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Neue Nationalratspräsidentin Irène Kälin: «Es ist wichtig, dass wir uns alle zusammenraufen»

Die 35-jährige Irène Kälin (Grüne/AG) wurde heute als Nationalratspräsidentin gewählt. Im Interview erzählt sie, was sie tun will, um die Gräben in der Schweizer Gesellschaft zu überwinden, ob sie ein Problem damit hat, als Nationalratspräsidentin ihre persönliche Meinung in den Hintergrund zu stellen, und warum sie in den nächsten Jahren nicht als Bundesrätin zur Verfügung steht.

Irène Kälin

Irène Kälin

Grüne-Nationalrätin

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Die 35-jährige Aargauerin Irène Kälin sitzt seit 2017 für die Grünen im Nationalrat. Am 29. November 2021 wurde sie als Nationalratspräsidentin gewählt. Sie war bis zur Wintersession 2022 für ein Jahr höchste Schweizerin. Kälin hat Islamwissenschaften (BA) studiert und einen Master in Religionswissenschaften. Kälin ist in Lenzburg aufgewachsen und wohnt in Oberflachs im Aargau. Sie ist Mutter eines Sohnes.

SRF News: Frau Kälin, seit heute gilt wieder Maskenpflicht, auch den Apero zu Ihrer Wahl mussten Sie absagen. Wie stark trübt das die Freude über die Wahl zur höchsten Schweizerin?

Irène Kälin: Eigentlich nicht besonders. Was die Wahlfreude trübt ist, dass die allgemeine Situation bei uns und in unseren Nachbarländern gar nicht gut aussieht. Und dass vor allem die kommenden Wochen entscheidend sein werden, wie wir in die Weihnachten und das neue Jahr kommen. Aber ich freue mich, ob mit oder ohne Maske, genau gleich auf mein Präsidialjahr.

Es ist wahnsinnig wichtig, dass wir uns alle zusammenraufen. Und auch akzeptieren, dass es andere Meinungen gibt (...).
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Es gibt tiefe Gräben in der Schweizer Gesellschaft trotz klarem Ja zum Covid-Gesetz. Was können Sie in Ihrem Amt für einen Beitrag leisten, um diese Gräben zu überwinden?

Es ist wahnsinnig wichtig, dass wir uns alle zusammenraufen, zusammenstehen. Und auch akzeptieren, dass es andere Meinungen gibt und uns gegenseitig auch zuzuhören: Dass wir noch einmal probieren, an die Solidarität zu appellieren, dass wir nur gemeinsam aus dieser Krise kommen.

Spaltpotential hat diese Impfdiskussion. Vor einiger Zeit wollten Sie nicht sagen, ob Sie geimpft sind oder nicht. Warum war Ihnen das wichtig, das sozusagen geheimzuhalten?

Ich finde eigentlich, dass Gesundheitsentscheide persönliche Entscheide sind. Da bin ich aber von der Realität überholt worden. Es ist heute  wahnsinnig politisch. Und mittlerweile wissen auch alle im Land, dass ich geimpft bin.

Ihr Vorgänger Andreas Aebi war ein typischer Nationalratspräsident. Schon lang im Rat, das Präsidium als Krönung einer Politikerkarriere. Sie sind noch nicht so lange im Nationalrat, was ist das für ein Zeichen, dass Sie jetzt Nationalratspräsidentin werden?

Es zeigt, dass wir Grünen eine junge Partei sind. Es hätte auch ganz anders kommen können. Aber wir sind bei den letzten Wahlen derart stark geworden, dass wir gar nicht mehr viele amtsältere Personen als mich haben. Ich finde es total wichtig, dass man zeigt: Es kann auch jemand sein, der noch «amtsjung» ist. Die höchste Schweizerin ist ja schliesslich die Repräsentantin von allen.

Im Laufe Ihrer bisherigen Politkarriere konnten Sie laut und pointiert auf Ihre Anliegen aufmerksam machen. Als Nationalpräsidentin müssen Sie sich jetzt sehr zurückhalten.

Ich muss nicht nur, ich will das auch. Ich finde, die höchste Schweizerin im Land ist zuerst Schweizerin, die für alle Bürgerinnen und Bürger und für alle Menschen, die in diesem Land leben, da ist. Und da ist die persönliche Einstellung und Parteipolitik ganz, ganz stark im Hintergrund.

Ich finde es wichtig, dass man sich auch mal zurücknehmen kann, wenn man im Dienst eines grösseren Ganzen steht, in dem Fall im Dienst der Schweiz.

In einem Interview sagten Sie, Sie könnten sich nicht vorstellen, Bundesrätin zu werden, solange Sie schulpflichtige Kinder hätten. Ein Mann würde das wohl nicht sagen. Warum ist das ein Problem?

Ich wünsche mir eigentlich, dass das auch ein Mann sagen würde. Es ist kein Geheimnis, dass Bundesräte viel mehr als ein 100-Prozent-Pensum leisten müssen. Und ich für mich persönlich könnte mir nicht vorstellen, derart abwesend zu sein in einer so entscheidenden Lebensphase des eigenen Kindes. Aber schlussendlich muss das jeder selber entscheiden.

Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.

Tagesschau, 29.11.21, 18.00 Uhr;

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