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Neue Regelung Der Kampf gegen die Kindermedizin-Knappheit

Medikamente für Kinder sind in der Schweiz teilweise knapp. Das soll sich ändern.

Darum geht es: Bei der Lieferung von Medikamenten für Kinder in die Schweiz gibt es teilweise Engpässe und lange Wartezeiten. Doch der Bund hat nun eine neue Regel eingeführt: Fachpersonen können Medikamente für Kinder auch dann bestellen, wenn sie noch nicht für bestimmte Patientinnen oder Patienten vorgesehen sind. So müssten Kranke weniger lang auf Medikamente warten.

Wir können jetzt sinnvollerweise Medikamente, die wir im Notfall brauchen, an Lager nehmen und diese sofort den Patienten geben.
Autor: Philipp Jenny Präsident Pädiatrie Schweiz

Massnahme für kleinere Praxen: Diese Massnahme helfe vor allem den kleineren Praxen, die ihre Medikamente nicht selbst herstellen können, sagt Philipp Jenny. Er ist Präsident von Pädiatrie Schweiz und führt eine eigene Kinder- und Jugendarztpraxis in Altstätten SG. «Wir können jetzt sinnvollerweise Medikamente, die wir im Notfall brauchen, an Lager nehmen und diese sofort den Patienten geben», so Jenny.

Der Vorteil: Bisher brauchte es bei Notfällen zuerst einen schriftlichen Antrag beim Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic sowie eine Begründung, warum man ein Medikament bestellt, wie der Präsident von Pädiatrie Schweiz erklärt. Nun sei man bei Notfällen flexibler. In den letzten Monaten hätten vor allem Akutmedikamente gegen einen schweren Asthmaanfall gefehlt. Jetzt könne man diese auf Vorrat auch im Ausland kaufen. «Ich könnte nun in Österreich das Cortison bestellen und an Lager nehmen, damit ich dann im Notfall beispielsweise in der Nacht das Medikament bereit habe.»

Arzt untersucht Teddybär mit Stethoskop.
Legende: Medikamente für Kinder sind in der Schweiz zum Teil knapp und es gibt Lieferengpässe. Keystone/GEORGIOS KEFALAS

Die Nachteile: Medikamente auf Vorrat lösen das Problem allerdings nur kurzfristig, meint Jenny. «Wir haben noch ein weit grösseres Problem: In der Schweiz ist die Anzahl von Präparaten – auch Generika für Kinder – viel kleiner als im Ausland.» Hersteller müssen eine eigene Zulassung für die Schweiz beantragen. Diese sei teuer und damit nicht attraktiv. Jenny zufolge werden im Kinderbereich teils nur geringe Mengen von einem Medikament verkauft. Das sei der Grund, warum die Schweiz im Vergleich zum Ausland weniger Medikamente für Kinder habe.

Weitere Lösungsansätze: Angela Caduff ist Chefapothekerin am Kinderspital Zürich und kennt andere Lösungen für die Medikamentenknappheit. Beispielsweise, dass man das Medikament selbst herstellt. «In einer Spitalapotheke gibt es sogenannte Formula-Arzneimittel. Das ist eigentlich das Kerngeschäft einer Apotheke.» Formula-Arzneimittel werden nach einem bestimmten Rezept hergestellt und sind dadurch in der Schweiz zulässig. Gerade für kleinere Kinderarztpraxen ist diese Herstellung jedoch nicht möglich, da sie nicht über eine eigene Hausapotheke verfügen.

SRF 4 News, 12.5.2025, 6:11 Uhr ; 

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