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Neue Zahlungsmöglichkeiten Mit Chip auf dem Fingernagel – das Zahlen von morgen?

Zahlen per Fingertipp oder Handscan: Neue Technologien sollen das Bezahlen noch komfortabler machen. Ein Überblick.

Darum geht es: Würde es nach der Firma Smart Chip gehen, werden künftig auch Männer öfter das Nagelstudio aufsuchen: Die Firma aus Sursee LU hat einen Chip entwickelt, der direkt auf den Fingernagel aufgetragen wird. Verbunden mit einer Smartphone-App oder einer Kreditkarte lässt sich damit künftig an der Kasse bezahlen. Erste Partner wie Mastercard und die Cembra-Bank sind bereits an Bord. Visa und weitere Partner sollen in den nächsten Wochen folgen, wie Marketingchef Mike Wicki gegenüber CH Media mitteilte.

So funktioniert es: Ab Herbst wird Smart Chip laut dem Marketingchef mit 30 Nagelstudios zusammenarbeiten, die innerhalb von zehn Minuten für rund 10 bis 20 Franken den Chip auf den Nagel auftragen. «Dann funktioniert es ähnlich wie eine Kreditkarte», weiss Peter Buchmann, SRF-Digitalredaktor. «Man hält beim Bezahlen den Finger aufs Gerät und so wird der Betrag abgebucht.» Im Grunde sei es das Gleiche, das wir heute schon millionenfach machen in der Schweiz. «Entweder hält man die Kreditkarte hin, auf der es einen vergleichbaren Chip hat, oder das Smartphone oder die Smartwatch. Die Technologie dahinter ist vergleichbar.»

Nahaufnahme eines Fingers mit Mikrochip auf dem Fingernagel.
Legende: Mit einem Chip auf dem Fingernagel lässt sich künftig noch schneller an der Kasse zahlen. Smart Chip

Das bringt es an Komfort: Im Vergleich zum Bezahlen mit dem Handy oder mit der Kreditkarte würden ein paar Schritte wegfallen, sagt Buchmann. «Man muss das Gerät oder die Karte nicht aus der Tasche ziehen. Wenn man das mit der Smartwatch vergleicht, ist der Unterschied wieder geringer.» Der Chip ist laut Firma wasserdicht und würde problemlos halten. Aber es gibt auch Nachteile: Man muss ihn alle zwei Monate wegwerfen und ersetzen.

Wird sich das durchsetzen? «Es ist immer schwer abzuschätzen, wie die Leute reagieren, aber ich kann mir fast nicht vorstellen, dass sich das durchsetzen wird», sagt Buchmann. Den Chip könne man nicht selber auf den Nagel kleben, sondern muss es von einem Profi im Studio machen lassen. «Da frage ich mich schon, wie viele Männer für den Komfort alle zwei Monate in ein Nagelstudio gehen.»

Das gibt es sonst noch in der Schweiz: Nebst dem Nagelchip wird derzeit auch an einem Smart Ring getüftelt, den man anstelle einer Smartwatch tragen kann. Bei der Postfinance läuft derzeit eine Testphase. «Es gibt auch ein Modell von Samsung, welches ein paar 100 Franken kostet», weiss Buchmann. «Ich könnte mir vorstellen, dass das noch mehr Chancen hat, weil es nicht nur zum Bezahlen dient, sondern auch, um Gesundheitsdaten zu messen.»

Person verwendet weissen Kartenleser auf Holztisch.
Legende: Ein Ring mit Superkraft? Smart Rings kommen auf den Markt und sollen das Zahlen noch komfortabler machen. pagopace

Das gibt es in anderen Ländern: In Schweden gibt es seit einigen Jahren Mikrochips für unter die Haut, mit denen man bezahlen kann. Ein noch extremeres Beispiel findet man in China: Seit ein paar Jahren gibt es dort an Kassen von Supermärkten sogenannte Handscanner, bei denen man die Hand draufhält und bezahlt. Dabei scannt eine Infrarotkamera die Venenstruktur. Diese biometrischen Daten werden in der Cloud mit einem Konto verknüpft, bei dem zuvor die Leute ihre Handfläche registrierten konnten.

Komplexe Zahlungssysteme: Die Innovation müsste laut Peter Buchmann nicht beim Gadget, sondern bei der Technologie hinter dem Gadget ansetzen. «Heute gibt es Systeme, die unglaublich komplex sind.» Der Ablauf bei einer Kreditkartenzahlung oder beim Bezahlen mit dem Smartphone sei sehr kompliziert. «Da sind unglaublich viele Stellen involviert. Das macht das Ganze teuer und man hinterlässt eine Datenspur. Richtige Innovation würde da ansetzen und nicht bei den Konsumentinnen und Konsumenten.»

News Plus, 16.5.2025, 16 Uhr ; 

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