Seit 17 Jahren vertritt Kuprecht den Kanton Schwyz im Stöckli. In dieser Zeit habe sich die Parteipolitik stärker ausgebreitet, sagt er gegenüber SRF: «Fraktionschefs, Parteipräsidenten und Gewerkschaftsfunktionäre, die plötzlich im Ständerat waren – und auch der Druck der Parteien selbst auf ihre Ständeratsmitglieder hat in den letzten 17 Jahren stark zugenommen.»
Kuprecht, 62, zurückhaltend, aber dezidiert, möchte das Stöckli wieder stärker zu seiner traditionellen Rolle als «Chambre de réflexion» zurückführen, in der vertiefte Auseinandersetzungen stattfinden und parteiübergreifend Lösungen gefunden werden. Das sei keine leichte Aufgabe, gerade weil viele neu Gewählte in der kleinen Kammer noch relativ unerfahren seien, sagt er: «Es braucht den Dialog auf Augenhöhe. Und das werde ich versuchen, in diesen 12 Monaten vermehrt im Gespräch zu suchen.»
Die reine Parteipolitik liegt Kuprecht nicht nur als Ständerat fern, sondern auch als Politiker. Der SVP-Mann ist in seiner Laufbahn immer wieder von der Parteilinie abgerückt, so etwa bei der erleichterten Einbürgerung von Menschen, die in dritter Generation in der Schweiz leben. Ebenso scheut er sich nicht davor, aggressive SVP-Kampagnen zu kritisieren wie etwa das Plakat mit dem wurmstichigen Apfel.
Mein primäres Interesse lag immer bei den Standesinteressen und meiner persönlichen Überzeugung.
Er vertrete die Positionen der SVP zu rund 70 Prozent, erklärt der frisch gewählte Ständeratspräsident. «Mein primäres Interesse lag immer bei den Standesinteressen und meiner persönlichen Überzeugung. Das hat dazu geführt, dass ich für Spitzenfunktionen eigentlich gar nie infrage komme, weil ich zu wenig Partei-linientreu bin. Damit kann ich leben.»
Alex Kuprecht war stets ein sehr fairer Kollege und sehr aufrichtig.
Maya Graf, die grüne Ständerätin aus dem Kanton Baselland, sass mit ihm in der Geschäftsprüfungsdelegation, als sie die Aktivitäten der Nachrichtendienste durchleuchtete. «Er war stets ein sehr fairer Kollege und sehr aufrichtig. Ich schätze an ihm, dass er die politischen Institutionen sehr achtet», sagt sie über ihn.
Petra Gössi, FDP-Präsidentin und Schwyzer Nationalrätin sagt über ihren Standeskollegen: «Er vertritt vor allem die Interessen des Kantons Schwyz sehr gut. Das spürt man auch in seiner Politik und das freut mich sehr. Denn man braucht starke Standesvertreter – vor allem, wenn man aus einem kleinen Kanton kommt.»
Bis vor wenigen Jahren arbeitete Kuprecht bei den Basler Versicherungen, unter der Bundeshauskuppel befasst er sich unter anderem mit Sozialversicherungen. Momentan versucht er einen bürgerlichen Kompromiss zu zimmern mit der FDP, CVP und Grünliberalen für die laufende AHV-Reform. Unsicherheitsfaktor bleibt aber seine eigene Partei, die SVP.
Auch in dieser Rolle spielt sich Alex Kuprecht nicht auf. Er folgt noch immer dem Rat, dem ihm ein Kollege aus dem Gemeinderat vor vielen Jahren gegeben hat: «Nimm die Aufgabe sehr ernst, aber dich nicht zu wichtig. Und manchmal habe ich das Gefühl, es gibt Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die die Aufgabe zu wenig ernst nehmen, aber dafür sich umso wichtiger.»
So hat sich der neue Ständeratspräsident zum Ziel gesetzt, seine Kolleginnen und Kollegen dazu zu bewegen, bescheidener und sachorientierter aufzutreten.