Jean-René Fournier ist ein Walliser, wie er im Lehrbuch steht: leidenschaftlicher Jäger, Wanderer und Skifahrer. Klar ist, was er neben seiner Familie am meisten liebt: Das Wallis.
Im Alter von 16 Jahren trat Fournier der jungen CVP bei, mit 32 sass er im Grossen Rat, mit knapp 40 in der Walliser Regierung und mit 50 im Ständerat. Aufgrund seiner langen und steilen politischen Karriere, nennt man ihn im Wallis auch «Le Gouverneur».
Fournier ist unter der Bundeshauskuppel vor allem für seinen Kleidungsstil bekannt. Fast immer ist er dort in Jägerkluft anzutreffen. «Er ist immer sehr gut gekleidet und quasi der einzige im Parlament mit dieser Kleidung. Das macht ihn sehr sympathisch», sagt der Walliser SVP-Nationalrat Franz Ruppen.
Politik am rechten Flügel der CVP
Das Lob aus der SVP kommt nicht von ungefähr. Denn der CVP-Mann Fournier politisiert am rechten Flügel der CVP. Oder wie er es selber lieber ausdrückt: Einfach im Sinne des Wallis. «Ich bleibe auch in Bern ein Walliser CVP-Politiker», betont Fournier. Deshalb habe er unter der Bundeshauskuppel nie die grosse politische Bühne gesucht.
Seine Dossiers seien eher unspektakulär gewesen, so der Walliser weiter. Beim Finanzausgleich wollte Fournier möglichst viel Geld für die Nehmerkantone, er ist für Subventionen für die Wasserkraft, und natürlich wollte er die Streichung des Wolfs von der Liste der geschützten Tiere. Dabei politisierte er oft rechts neben der CVP-Parteilinie.
Respekt für andere Meinungen
Trotzdem, sagt ein langjähriger Weggefährte, sei Fournier immer offen für andere Meinungen gewesen. «Manchmal ging er mir schon auf den Wecker», blickt der SP-Politiker Thomas Burgener zurück, der zehn Jahre lang mit Fournier im Walliser Staatsrat sass. Man habe sich oft gestritten und er habe sich auch über Fourniers rechtskatholische Überzeugungen aufgeregt. «Doch er respektierte meine Meinung, wie auch ich seine Meinung respektierte.»
Fournier gilt als Anhänger der sogenannten Pius-Bruderschaft. Das ist eine Vereinigung katholisch-konservativer Traditionalisten, die eine Zeitlang aus der römisch-katholischen Kirche ausgeschlossen war. Dieser Hintergrund hat Fournier politisch aber nie geschadet.
Wolf zum Abschuss freigegeben
Auch die Geschichte rund um den Wolf von Chablais hat nicht an seiner Karriere gekratzt. Als Walliser Staatsrat gab Fournier 2006 den Wolf von Chablais trotz eines hängigen Rekurses des WWF zum Abschuss frei. Er wurde deshalb später wegen Verletzung des Jagdgesetzes zu einer Busse und gemeinnütziger Arbeit bedingt verurteilt.
Er erinnere sich gut daran, sagt Fournier heute. Auch wenn er heute wohl nicht mehr gleich urteilen würde, stehe er zum damaligen Entscheid. «Damals war es für die Schafhalter, die Jäger und auch für den Umweltschutz ein guter Entscheid.» Das ausgestopfte Tier stellte er sich als Trophäe ins Büro und erntete dafür mehr Lob als Kritik.
Jean-René Fournier hat im Wallis keine einzige Wahl verloren. Jene zum Ständeratspräsidenten sei nun das i-Tüpfelchen seiner Karriere, sagt er. Doch danach sei Schluss. Nach 45 Jahren Politik tritt er nach den Wahlen 2019 im Alter von 62 Jahren aus dem Ständerat zurück.