Wahlkampfauftakt heisst bei der SVP verbal in den Kampfmodus schalten. Der scheidende Strategiechef Christoph Blocher redet nicht mehr geringschätzig von «Classe Politique», wenn er Bundesrat, Parlament und Bundesrichter meint, sondern von «Gaunersyndikat».
«Man hat die Macht, die einem andern gehört, an sich gerissen. Die Macht des Stimmbürgers, des Volkes an sich gerissen. Wir müssen das ungeschminkt sagen, dass sie uns hören», so Blocher.
Und damit dies das Volk in den Wahlen auch wirklich hört, dafür soll Adrian Amstutz als Wahlkampfleiter 2019 sorgen. Amstutz ist bekannt für klare, harte, unmissverständliche Worte. Manchmal brauche es die Motorsäge, um für Ordnung im Bundeshaushalt zu sorgen. Da reiche die Nagelfeile nicht.
Mit dieser Aussage hat Amstutz bereits zu Beginn seiner Nationalratskarriere für Aufmerksamkeit gesorgt. Diesen markigen Sprüchen ist er treu geblieben. Verfassungsbrecher-Parteien nennt er die politischen Gegner, weil sie die Masseneinwanderungsinitiative nicht umgesetzt hätten.
Amstutz: «Unhöflich ehrlich»
«Wir haben vergessen gegen das von den Verfassungsbrechern Gewünschte anzukämpfen, indem wir diesen Verfassungsbruch wiederholen, bis man fast – entschuldigen Sie den Ausdruck – kotzen muss», so Amstutz.
«Unhöflich ehrlich» nennt Amstutz dies. So müsse Wahlkampf geführt werden. Amstutz schont aber auch die eigenen Leute nicht und das tönt dann so: «Wir verlieren Abstimmungen, weil wir zum Teil zu faul sind, das Couvert zu öffnen und den Stimmzettel auszufüllen. Nehmen Sie endlich ihre Verantwortung wahr.»
Erneute Steigerung sei schwierig
2015 hat die SVP mit 29,4 Prozent Wähleranteil einen historischen Wahlsieg eingefahren. Nun soll Adrian Amstutz die Partei zum nächsten Wahlerfolg führen. Keine einfache Aufgabe, gibt der SVP-Nationalrat zu: «Die Wählerschaft auf einem derart hohen Stand wieder zu motivieren und an die Urne zu bringen, ist kein Spaziergang. Wir wissen das, aber wir werden es tun.»
Amstutz, der auf die nächsten Wahlen hin aus dem Nationalrat zurücktritt, will also nochmals Vollgas geben für die Partei. Andere Parteien wie SP und CVP kennen keinen Wahlkampf-Chef. Dies sei unnötig und reines Marketing, indem die SVP einfach einen prominenten Kopf in den Mittelpunkt des Wahlkampfes stelle.
Natürlich ist die Partei verantwortlich für den Wahlkampf und nicht einer allein.
Christoph Blocher widerspricht, der Kopf sei nicht wichtig, die Funktion aber schon. «Wir haben das letzte Mal gesagt, Herr Rösti soll es machen, jetzt macht es Herr Amstutz. Wir müssen einen haben, der es macht. Natürlich ist die Partei verantwortlich für den Wahlkampf und nicht einer allein.»
Auch Amstutz sieht seinen Auftrag so. Er sammle Ideen, unterstütze die Sektionen und treibe die Kantonal-Parteien an, bestimme aber nicht, was sie genau machen sollen, sagt der Wahlkampf-Chef. Aber mit einem Kuschelkurs ist dennoch nicht zu rechnen.
Ich politisiere wenn schon mit der Motorsäge.
«Ich politisiere wenn schon mit der Motorsage», so Amstutz. Und als hätte es noch eines Beweises gebraucht, lässt sich SVP-Wahlkampf-Chef Amstutz zum Abschluss der Delegiertenversammlung auf der Bühne mit einer Motorsäge fotografieren.