Seit Dezember arbeitet Edward McMullen als US-Botschafter in der Schweiz. Der Posten ist ein Dankeschön von Präsident Donald Trump für den erfolgreichen Wahlkampfleiter im Bundesstaat South Carolina.
McMullen wird die nächsten Jahre den Menschen in der Schweiz Trump näher bringen. Und er setzt stark auf die Vertiefung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und den USA, wie er im Gespräch ankündigt.
SRF News: Ihr Vorvorgänger Don Beyer besuchte alle Kantone der Schweiz, ihre direkte Vorgängerin Suzy Levine war ein Star in den sozialen Medien. Wie gedenken Sie, den Schweizern in Erinnerung zu gehen?
Edward McMullen: Wenn meine Zeit hier als Botschafter vorbei ist, werde ich ebenfalls alle 26 Kantone besucht haben. Ich möchte vor Ort schauen, wie die USA und die Schweiz noch besser kooperieren können.
Meine Aufgabe ist es, die Ansichten des Präsidenten zu vertreten, nicht meine eigenen.
Wir haben wunderbare Möglichkeiten, unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken. Präsident Donald Trump hat es in Davos beim Treffen mit Bundespräsident Alain Berset klar gesagt: Die bilateralen Beziehungen zwischen unseren Ländern werden wachsen und so stark sein wie nie zuvor.
Sie sind im Auftrag der USA und damit auch von Präsident Trump hier. Sind Sie mit ihm immer einverstanden?
Niemand ist mit allem immer einverstanden. Der Präsident und ich sind gute, langjährige Freunde. Ich bewundere ihn sehr. Er ist ein Geschäftsmann, kein Politiker. Und klar, er packt die Dinge etwas anders an als frühere Präsidenten. Ich stehe jedoch hundert Prozent hinter ihm, was seine Liebe zu den USA und auch sein Verhältnis zu Europa betrifft.
Und wo sind Sie mit ihm nicht einverstanden?
Dazu sage ich nichts. Wir sind hier, um über meine Arbeit als Botschafter zu reden. Meine Aufgabe ist es, die Ansichten des Präsidenten zu vertreten, nicht meine eigenen.
Stört Sie etwas am Ton Trumps?
Mit seinen Twitter-Aktivitäten hat Trump einen direkten Draht zum Volk. Manche mögen’s, manche nicht. Aber niemand kann behaupten, es sei keine wirksame Kommunikation.
Die Menschen in den USA schätzen es, dass sie am Morgen lesen können, was der Präsident denkt – egal, ob sie mit ihm einverstanden sind oder nicht.
Er hat auf Twitter mehr Follower als jeder andere aktive Politiker. Die Menschen in den USA schätzen es, dass sie am Morgen lesen können, was der Präsident denkt – egal, ob sie mit ihm einverstanden sind oder nicht.
Trump hat die Steuern für Unternehmen gesenkt. Motivieren Sie nun US-Firmen in der Schweiz, in die USA zurückzukehren?
Im Gegenteil. Wir wollen betonen, wie gut das Steuerklima in den USA geworden ist. Schon jetzt sind viele Schweizer Firmen in den USA aktiv, weil sie dort wachsen können – und so indirekt auch Geld in die Schweiz bringen. Das ist grossartig, denn die Reform kommt so auch der Schweizer Wirtschaft zugute.
Und was ist mit den US-Firmen in der Schweiz?
Ich denke nicht, dass die US-Firmen wegen der Steuern in die Schweiz gekommen sind. Vielmehr taten sie es wegen der Forschung, Entwicklung und grossartigen Arbeitskräfte. US-Firmen schaffen Arbeitsplätze in der Schweiz.
‹America First› ist nicht Amerika allein – die Schweiz spielt da auch eine Rolle.
Es ist eben keine Einbahnstrasse. Wie sagte es der Präsident? «America First» ist nicht Amerika allein – die Schweiz spielt da auch eine Rolle.
Kürzlich haben die USA Importzölle auf bestimmte Produkte erhoben. Weitere sollen folgen. Wie stellen Sie sicher, dass Schweizer Unternehmen davon nicht betroffen sind?
Es ist mir nicht bekannt, dass die Schweiz Stahl, Waschmaschinen und Solarzellen exportiert. Da sehe ich kein Problem. Die Handelsbilanz mit der Schweiz ist sehr erfreulich. Und so machen wir weiter.
Die Schweiz ist der siebtgrösste Direktinvestor in den USA und dort für rund 500'000 Stellen verantwortlich. Ist man sich dessen in Washington bewusst?
Der Präsident versteht das äussert gut. Die Schweiz ist als siebtgrösster Direktinvestor für die USA bedeutsam. Wohl auch deshalb kam Trump in die Schweiz, auch deshalb verliefen die bilateralen Treffen mit den Bundesräten am Rande des WEF so gut. Der Präsident und ich werden alles daransetzen, dass die Direktinvestitionen weiter wachsen – im Interesse unserer beider Volkswirtschaften.
Die Handelsbilanz zwischen den USA und der Schweiz ist bei Gütern und Dienstleistungen fast ausgeglichen. Ist die Zeit reif, einen neuen Anlauf für ein Freihandelsabkommen zu nehmen?
Das Wunderbare bei Donald Trump ist: Er sagt niemals nie. Falls es eine Gelegenheit gibt, umso besser. Wir sind immer interessiert, bilaterale Wirtschaftsbeziehungen zu vertiefen.
Doch wie gross sind die Chancen, dass daraus etwas wird?
Chancen sind etwas für Glücksspieler, und ein solcher bin ich nicht. Aber ernsthaft: Es gibt beim Handel ein grosses Potential zwischen unseren beiden Ländern, da darf man nie die Türe schliessen.
Wir wären sehr offen für neue Freihandelsgespräche.
Der letzte Anlauf für ein Freihandelsabkommen scheiterte vor ungefähr zehn Jahren. Wir wären sehr offen für neue derartige Gespräche.
Der Bankenstreit ist noch nicht vom Tisch. Wann wird da der Schlussstrich gezogen?
Dafür ist das Justizdepartement zuständig. Wir können uns da nicht einmischen. So funktioniert unser Staatswesen. Was die Trump-Regierung angeht, kann ich versichern, wir wollen vorwärtsschauen und das Ganze schnell vom Tisch haben. Viele Fälle sind es ja bereits.
Das grossartige Schweizer Bankensystem basiert auf dessen Brillanz, nicht auf dem Bankgeheimnis.
Das grossartige Schweizer Bankensystem basiert auf dessen Brillanz, nicht auf dem Bankgeheimnis. Die Schweizer Bankbranche wird weiter wachsen, und die Trump-Regierung freut sich darüber.
Die Schweiz steht in den USA immer noch auf der Schwarzen Liste der Währungsmanipulatoren. Wann wird sie daraus gestrichen?
Also zuerst würde ich nicht von einer «Schwarzen Liste» reden. Es ist eine «Beobachtungsliste» (Watchlist). Unsere beiden Länder führen sehr ernsthafte Gespräche. Es ist keine Sache, die nicht lösbar ist. Und vor allem hat es keine negativen Folgen auf die bilateralen Beziehungen unserer beiden Länder.
Was hat Sie an der Schweiz bisher am stärksten überrascht?
Es ist anders, in der Schweiz zu leben, als sie bloss zu besuchen – für Skiferien zum Beispiel. Ich habe das in der Vergangenheit oft getan, mit der Familie oder auch mit der «Swiss-American Foundation».
Ich liebe die Schweizerinnen und Schweizer. Sie sind authentisch, sehr ehrlich und unterstützen die USA.
Ich liebe die Schweizerinnen und Schweizer. Sie sind authentisch, sehr ehrlich und unterstützen die USA. Es gibt ein riesiges Potential, auf wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Ebene enger zusammenzuarbeiten. Erst als Botschafter realisiert man das so richtig. Und ich bin sicher, es werden drei spannende Jahre hier in der Schweiz werden.
Das Gespräch führte Beat Soltermann.