Die Worte sind deutlich: «Wir gehen genau in die falsche Richtung». Diese markante Äusserung stammt von Epidemiologe Marcel Salathé. Er kritisiert nicht nur die Aufhebung der Covid-Massnahmen, sondern auch, dass die Schweizer Behörden die wissenschaftliche Beobachtung der Pandemie herunterfährt. In diese Lücke will jetzt das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) springen.
Bei den Plänen, zum nationalen Pandemie-Zentrum zu avancieren, wird zum Vergleich auch ein grosser Name genannt – nämlich das Robert-Koch-Institut RKI in Deutschland. Dieses hat in der Corona-Pandemie die deutsche Politik als wissenschaftliches Kompetenzzentrum beraten. Eine solche permanente Institution kennt die Schweiz nicht - die wissenschaftliche Corona-Taskforce des Bundes wurde per Ende März bekanntlich aufgelöst. Für die Basler Ständerätin und Kuratorin des Tropeninstituts, Eva Herzog (SP), ist klar: «Das Swiss TPH wäre ideal für ein solches Mandat.»
Denn die Pandemie habe deutlich gezeigt, dass solch ein nationales Kompetenzzentrum nötig ist, so Herzog. «Das BAG muss entscheiden, ob es eigene Strukturen aufbauen möchte oder dazu ein Mandat vergeben will.» Das TPH würde die nötigen Voraussetzungen erfüllen, ist die Ständerätin überzeugt.
Das Swiss TPH wäre ideal für ein solches Mandat.
In der Pandemie habe das Tropeninstitut bewiesen, dass es eine solche Beratungsfunktion übernehmen kann, sagt Jürg Utzinger, Leiter des TPH. «Unsere Spezialisten haben zum Beispiel unsere mathematischen Modelle auf die Corona-Epidemie angewandt. Wir haben diese Daten dann für den Bundesrat aufbereitet.» Ziel sei es, eine Dachorganisation aufzubauen, welche die verschiedenen wissenschaftlichen Organisationen der Schweiz vereinen soll. «Wir würden dieses Wissen dann bündeln und für die Politik aufbereiten», sagt Utzinger.
Dabei ist Utzinger nicht verlegen, auch auf das internationale Renommee des TPH zu verweisen: «Wir gehören zu den drei wichtigsten Instituten in Europa, wenn es um Themen wie Tropenmedizin, Infektionsbiologie und auch allgemein globale Gesundheit geht.» Und diese Position wolle das Forschungszentrum mit Hauptsitz im Kanton Baselland weiter stärken.
Ziel: Auf bestehende Strukturen aufbauen
Das seien günstige Voraussetzungen, um in Zukunft die Forschung rund um die Pandemie in der Schweiz zu koordinieren, schlussfolgert Eva Herzog: «Das Swiss TPH bringt viel Erfahrung in diesem Bereich mit. Wir müssten keine neuen Strukturen aufbauen – ganz im Gegenteil dazu, wenn das BAG diese Aufgabe selber angehen würde.»