Die Zeit drängt: Das Gebäude des Luzerner Theaters an der Reuss hat seine besten Zeiten hinter sich und muss dringend saniert werden. Der Plan: Das bestehende Gebäude soll durch einen Neubau erweitert werden – direkt neben der Jesuitenkirche, eines der Wahrzeichen der Stadt Luzern.
Nun beantragt der Luzerner Stadtrat beim Parlament einen Projektierungskredit von 13.8 Millionen Franken. Über diesen Betrag sollen die Stadtluzernerinnen und Stadtluzerner in einer Volksabstimmung entscheiden. Mit der Abstimmung soll sich die Bevölkerung zu den geplanten Ausgaben äussern können, so die Stadtregierung.
Die Kosten für das neue Theater werden auf rund 130 Millionen Franken geschätzt. Die Architekten hätten einen ausgezeichneten Vorschlag für den Standort entwickelt, sagt der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli: «Diese städtebauliche Aufwertung im Herzen Luzerns wird über die Stadt und den Kanton hinausstrahlen.»
Der Stadtrat sei vom Projekt «überall» überzeugt und erachte es als wichtigen Schritt zur Stärkung und Weiterentwicklung des renommierten Kulturstandorts Luzern.
Die Alternativkultur verhungert und wird zunehmend verdrängt.
Allerdings sind in Luzern nicht alle so euphorisch wie die Stadtregierung. Die Gruppe «Kultur-Ausgleich jetzt!», die aus zahlreichen Freischaffenden in der Kulturszene besteht, meldet sich zum ersten Mal in einer gemeinsamen Mitteilung zu Wort und stellt Forderungen.
«Luzern muss endlich aufhören, Prestigeprojekte zu bevorzugen, während die Alternativkultur verhungert und zunehmend verdrängt wird», sagt Eleonora Camizzi, Regisseurin und Videotechnikerin. Das aktuelle Theaterprojekt budgetiere hohe Publikumszahlen und Einnahmen, die aus Sicht der Gruppe nicht realistisch seien.
Anpassungen gefordert
Die Gruppe sei nicht grundsätzlich gegen ein neues Luzerner Theater. Die Bevölkerung und die Kulturschaffenden sollten aber mitbestimmen können, was gezeigt und wie der Betrieb ausgestaltet werde. Deshalb verlangt die Gruppe verschiedene Anpassungen.
Für die Nutzung der Räumlichkeiten soll beispielsweise eine breit abgestützte Nutzungsrechtskommission für lokale Vereine und Veranstalterinnen gegründet werden. Für Kooperationen mit Vereinen und freien Kulturproduktionen soll das Theater ein festes Budget einplanen. Und: Das Theater soll seine bestehenden Strukturen reflektieren und neue Arbeits- und Produktionsbedingungen erarbeiten.
Wir werden uns nicht auf das Luzerner Theater fixieren.
Bei den Projektverantwortlichen von Stadt und Kanton Luzern ist man froh um diese Wortmeldungen. «Wir wollen mit allen Vertreterinnen und Vertretern der Kulturszene im Dialog bleiben», sagt SP-Stadtpräsident Beat Züsli. Die Gruppe werfe wichtige Themen auf, die nun zusammen diskutiert würden. Die Öffnung des Luzerner Theaters für die freie Szene solle nicht nur auf dem Papier passieren.
Erster Stimmungstest im Parlament
Bedenken, dass künftig nur noch Geld für das Luzerner Theater vorhanden sei, sind jedoch laut Beat Züsli unbegründet. So seien beispielsweise Leistungsvereinbarungen mit alternativen Kulturhäusern verlängert worden. «Wir werden uns also nicht auf das Luzerner Theater fixieren.»
Die Meinungen zum neuen Luzerner Theater gehen momentan noch weit auseinander. Einen ersten Stimmungstest hat das Projekt im November im Stadtparlament zu bestehen. Die Volksabstimmung ist im Februar 2025 geplant.