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Neutraler Grenzbeobachter «Nur Dialog und Diplomatie führen zu stabiler Lösung»

Der Atombombentest Nordkoreas hat die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschärft. Einen Beitrag zum Frieden leistet auch die Schweiz, sie beobachtet die innerkoreanische Grenze. Divisionär Urs Gerber berichtet von seinen Erfahrungen.

Der mittlerweile 65-jährige Urs Gerber, der seit gut einem Monat wieder in der Schweiz ist, strahlt eine grosse Sicherheit und Gelassenheit aus. Das sei auch im Einsatz zentral gewesen. «Ganz wichtig ist, dass man sich auf das Mandat konzentriert und möglichst, wenn die Situation es zulässt, Business as usual macht», sagt er.

«Business as usual» – das heisst beobachten, wie sich die Lage entwickelt und entlang der Demarkationslinie auf Patrouille gehen. Dazu gehört auch, Gespräche mit Militärpersonen und Zivilbevölkerung zu führen und Berichte zu verfassen.

Zehn neutrale Beobachter aus Europa

So steht es auch im Pflichtenheft der fünf Schweizer und fünf schwedischen Offiziere, die als neutrale Beobachter von der südkoreanischen Seite her den Waffenstillstand überwachen.

Divisionär Gerber, der mehr als fünf Jahre im Einsatz war, erlebte mit seinem Team auch dramatische Situationen. Zum Beispiel im August 2015 als zwei südkoreanische Soldaten in der entmilitarisierten Zone von zwei Personenminen, die wahrscheinlich Nordkoreaner gelegt hatten, schwer verletzt wurden. Der Vorfall habe sofort zu einer Eskalation geführt, erzählt Gerber. «Die Südkoreaner haben mit psychologischer Kriegsführung begonnen. Das hat den Norden auf dem linken Fuss erwischt. Es kam auch zum Austausch von Artilleriefeuer.» Er habe es als ziemlich gefährlich erlebt.

Dank diplomatischen Verhandlungen zwischen Nord- und Südkorea konnte eine weitere Eskalation verhindert werden. Die psychologische Kriegsführung mit Propagandareden und Musik beidseits der Grenze ging aber weiter.

Trump heizte den Konflikt an

Spannungsgeladene Momente erlebte Gerber auch in diesem Sommer, in den letzten Tagen seines Einsatzes als Militärbeobachter. Auf nordkoreanische Drohgebärden antwortete US-Präsident Donald Trump in einer Nachricht auf Twitter, in dem er seinerseits Nordkorea mit einem militärischen Präventivschlag drohte und dafür drastische Worte benutzte.

Der Tweet von Trump hat Gerber erstaunt. Die Rhetorik habe eine Intensität erreicht, die seit dem Koreakrieg noch nie dagewesen sei, sagt Gerber.

Verantwortungsbewusste Akteure

Und die Geschichte geht weiter. Das nordkoreanische Regime lässt wieder die Muskeln spielen und hat einen Atomtest durchgeführt. Die Angst vor einer weiteren Eskalation ist gross.

Man könne nichts ausschliessen, sagt der mittlerweile pensionierte Divisionär. Doch Gerber setzt auf die Vernunft der verantwortlichen Politiker. Er glaubt, dass sich alle Hauptakteure durchaus bewusst sind, was ein Konflikt auf der koreanischen Halbinsel auslösen und welche Konsequenzen das haben könnte. «Ich rechne damit, dass alle, die etwas dazu zu sagen haben, sich der Konsequenzen bewusst sind.»

Und so ist für Divisionär Gerber klar, dass am Schluss nur die Diplomatie und Verhandlungen eine stabile Lösung bringen könnten. «Alles andere ist voll von Unwägbarkeiten, die sehr schwierig zu meistern sind», sagt er. Selbst wenn Verhandlungen im festgefahrenen Koreakonflikt zweifellos ein schwieriges Unterfangen seien.

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