Der Berner Bauer Ueli Ramseier ist stolz auf die Ernte: « Es sind besonders grosse Haselnüsse, die hier wachsen.» Er ist einer von ungefähr einem Dutzend Schweizer Landwirten, die Haselnüsse anbauen.
Zwischen dem Waldrand und einer Apfelbaumanlage stehen sie: die Berner Haselnussbäume. Bäume, nicht Sträucher, wie man es vom eigenen Garten vielleicht kennt. Um Haselnüsse professionell zu züchten, braucht man einen Baumstamm, auf dem andere Haselsorten veredelt werden. Auch bei Apfelbäumen wird diese Technik angewandt.
«Die Nüsse unterscheiden sich einerseits durch die Grösse vom wilden Haselstrauch, andererseits ist der Fettgehalt ein bisschen höher», so Ueli Ramseier. Und der Fettgehalt mache die Nuss besonders fein.
Die Türkei hat die Nase vorn
Die allermeisten Haselnüsse auf der Welt kommen aus der Türkei. Deutlich mehr als die Hälfte aller Haselnüsse, über 500'000 Tonnen, kommen von dort.
Auch die Haselnüsse, die wir in der Schweiz kaufen können, kommen meist aus der Türkei. Aber auch andere Länder bauen Haselnüsse an, darunter auch die wärmeren Nachbarländer Italien und Frankreich.
Insgesamt rund 9'000 Tonnen Haselnüsse ohne Schale hat die Schweiz im Jahr 2019 importiert. Nicht einberechnet sind die rund 18 Tonnen Haselnüsse mit Schale, die ebenfalls importiert wurden. Diese kommen vor allem aus Frankreich zu uns.
Es brauche einen sonnigen und trockenen Standort, damit die Nüsse gut wachsen, so Ueli Ramseier. Dennoch sei es eigentlich fast überall in der Schweiz möglich, Haselnüsse zu züchten.
Ein Tropfen auf den heissen Stein
Etwa 200 Kilogramm Nüsse werfen die Bäume in Murzelen ab. Knapp 200 Bäume sind in der Anlage. Noch ist der Ertrag klein: Haselbäume brauchen bis zu 15 Jahren, bis sie die volle Ernte geben. In einigen Jahren wird sich die Ausbeute in Murzelen vervielfachen.
Ueli Ramseier erhält pro Kilo Berner Haselnüsse 17 Franken. Sein Abnehmer: ein Chocolatier aus der Region, der das Produkt als Delikatesse auf den Markt bringt.
Die Nachfrage nach Berner Nüssen ist da. Ueli Ramseier hat keine Probleme, seine Nüsse loszuwerden – sein Plan geht auf.
Die Nische gefunden
Es gibt zwar nicht viele Haselnussbauern in der Schweiz, aber Ueli Ramseier ist in Murzelen nicht der einzige. Auch Peter Sahli hat einige Bäume. Die beiden tauschen ihr Wissen aus – sie sind eher Kollegen als Konkurrenten.
Sie beide haben die Nische rechtzeitig gefunden, bevor die ganze Schweiz den Trend entdeckt. Besonders Sahli ist stolz: «Hier wächst ein sehr gesundes Produkt.» Viel lieber baue er die gesunden Haselnüsse an, als zum Beispiel Zuckerrüben. Er experimentiert zudem aktuell mit der Züchtung von Melonen.
Bauern werden in die Nische gedrängt.
Auch Ramseier mag es, die Nische zu bewirtschaften. Er züchtet Seidenraupen und probiert immer wieder Neues. Aber, es werde einfach auch schwieriger, mit klassischen Produkten wie Kartoffeln oder Milch genug Geld zu verdienen. «Bauern werden in die Nische gedrängt.» Genau dort, in dieser Nische, entstehen echte Berner Haselnüsse.