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Es brauchte viele Jahre, bis in Bern Haselnüsse wuchsen
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 21.09.2020. Bild: Martina Koch/SRF
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Nischenprodukt Darum kommen die meisten Haselnüsse aus der Türkei

Nur wenige Schweizer Bauern produzieren Haselnüsse. Das hat Gründe.

Der Berner Bauer Ueli Ramseier ist stolz auf die Ernte: « Es sind besonders grosse Haselnüsse, die hier wachsen.» Er ist einer von ungefähr einem Dutzend Schweizer Landwirten, die Haselnüsse anbauen.

Porträt.
Legende: Martina Koch/SRF

Zwischen dem Waldrand und einer Apfelbaumanlage stehen sie: die Berner Haselnussbäume. Bäume, nicht Sträucher, wie man es vom eigenen Garten vielleicht kennt. Um Haselnüsse professionell zu züchten, braucht man einen Baumstamm, auf dem andere Haselsorten veredelt werden. Auch bei Apfelbäumen wird diese Technik angewandt.

Unten ist der Baumstamm eines XY und oben der Haselstrauch.
Legende: Martina Koch/SRF

«Die Nüsse unterscheiden sich einerseits durch die Grösse vom wilden Haselstrauch, andererseits ist der Fettgehalt ein bisschen höher», so Ueli Ramseier. Und der Fettgehalt mache die Nuss besonders fein.

Die Türkei hat die Nase vorn

Die allermeisten Haselnüsse auf der Welt kommen aus der Türkei. Deutlich mehr als die Hälfte aller Haselnüsse, über 500'000 Tonnen, kommen von dort.

Auch die Haselnüsse, die wir in der Schweiz kaufen können, kommen meist aus der Türkei. Aber auch andere Länder bauen Haselnüsse an, darunter auch die wärmeren Nachbarländer Italien und Frankreich.

Insgesamt rund 9'000 Tonnen Haselnüsse ohne Schale hat die Schweiz im Jahr 2019 importiert. Nicht einberechnet sind die rund 18 Tonnen Haselnüsse mit Schale, die ebenfalls importiert wurden. Diese kommen vor allem aus Frankreich zu uns.

Es brauche einen sonnigen und trockenen Standort, damit die Nüsse gut wachsen, so Ueli Ramseier. Dennoch sei es eigentlich fast überall in der Schweiz möglich, Haselnüsse zu züchten.

Ein Tropfen auf den heissen Stein

Etwa 200 Kilogramm Nüsse werfen die Bäume in Murzelen ab. Knapp 200 Bäume sind in der Anlage. Noch ist der Ertrag klein: Haselbäume brauchen bis zu 15 Jahren, bis sie die volle Ernte geben. In einigen Jahren wird sich die Ausbeute in Murzelen vervielfachen.

Ueli Ramseier erhält pro Kilo Berner Haselnüsse 17 Franken. Sein Abnehmer: ein Chocolatier aus der Region, der das Produkt als Delikatesse auf den Markt bringt.

Aus den Nüssen wird Schokolade

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Legende: ZVG/Casa Nobile

Letztes Jahr gab es die erste Schokolade mit Berner Haselnüssen – gemacht von Chocolatier Willi Schmutz und der Firma Casa Nobile. 2000 Tafeln gab es letztes Jahr, kaufen kann man sie für 9.90 Franken das Stück.

Weshalb setzt er auf die Berner Nüsse – was macht sie speziell? «Der Geschmack ist das Entscheidende», so Willi Schmutz. Die Nuss schmecke super. Die Schokolade sei fast ausverkauft, er warte dringend auf die nächste Lieferung an Haselnüssen.

Nicht zwingend regional

«Oberste Qualität ist unser Credo», sagt Schmutz. Er könnte auch Nüsse aus der Türkei nehmen, das wäre günstiger. Alle anderen nehmen auch diese Nüsse für Schoggi. Er findet die aus Bern allerdings besser. Und: «Wir wollen etwas machen, das anders ist.» Aber, wenn es etwas Besseres gäbe aus Italien, dann nähme er die Nüsse von dort.

Die Nachfrage nach Berner Nüssen ist da. Ueli Ramseier hat keine Probleme, seine Nüsse loszuwerden – sein Plan geht auf.

Die Nische gefunden

Es gibt zwar nicht viele Haselnussbauern in der Schweiz, aber Ueli Ramseier ist in Murzelen nicht der einzige. Auch Peter Sahli hat einige Bäume. Die beiden tauschen ihr Wissen aus – sie sind eher Kollegen als Konkurrenten.

Portrait eines Bauers.
Legende: Martina Koch/SRF

Sie beide haben die Nische rechtzeitig gefunden, bevor die ganze Schweiz den Trend entdeckt. Besonders Sahli ist stolz: «Hier wächst ein sehr gesundes Produkt.» Viel lieber baue er die gesunden Haselnüsse an, als zum Beispiel Zuckerrüben. Er experimentiert zudem aktuell mit der Züchtung von Melonen.

Bauern werden in die Nische gedrängt.
Autor: Ueli Ramseier Landwirt

Auch Ramseier mag es, die Nische zu bewirtschaften. Er züchtet Seidenraupen und probiert immer wieder Neues. Aber, es werde einfach auch schwieriger, mit klassischen Produkten wie Kartoffeln oder Milch genug Geld zu verdienen. «Bauern werden in die Nische gedrängt.» Genau dort, in dieser Nische, entstehen echte Berner Haselnüsse.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 18.9.2020, 17:30 Uhr

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