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Die Gams wird verdrängt
Aus Rendez-vous vom 04.10.2017. Bild: Keystone
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Nur noch 80'000 Tiere Luchs, hast du die Gäms' gestohlen?

  • Der Bestand der Gämse in den Alpen geht zurück.
  • Fachleute führen dies einerseits auf die zunehmende Freizeitnutzung der Alpen durch den Menschen zurück. Andererseits trägt auch die Bejagung der Tiere ihren Teil dazu bei.
  • Auch ein natürlicher Feind der Gämse, der Luchs, breitet sich immer mehr aus. Das trägt ebenfalls zum Rückgang der Gamspopulation bei.

Laut Schätzungen leben etwas mehr als 80’000 Gämse in der Schweiz. Um die Jahrhundertwende waren es noch gut 100’000 Tiere. Es ist also ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.

Es gibt immer mehr Störungen durch zunehmenden Freizeitverkehr im Berggebiet.
Autor: David Clavadetscher Geschäftsführer des Jägerverbandes «Jagd Schweiz»

Es gebe verschiedene Faktoren, die den Gämsen in den letzten Jahren zugesetzt haben, sagt David Clavadetscher, der Geschäftsführer des Jägerverbandes «Jagd Schweiz». «Es gibt immer mehr Störungen durch zunehmenden Freizeitverkehr im Berggebiet. Es gibt auch Krankheiten und Konkurrenz mit Nutztieren. Der Einfluss von Grossraubtieren, insbesondere des Luchses, nimmt stark zu.»

Selbstkritisch fügt er an: «Selbstverständlich haben auch die Jäger ihren Anteil dazu beigetragen, dass vielleicht nicht vorsichtig genug bejagt wurde.» So stehen auch Jäger in Verantwortung. Je nach Region und Gamsbestand sollten sie zurückhaltender jagen, sagt David Clavadetscher.

Das Alter der Gämse

Um die Waidmänner dafür zu sensibilisieren hat «Jagd Schweiz» zusammen mit der Schweizer Jagd- und Fischereiverwalterkonferenz eine Broschüre herausgegeben. Fabian Bieri, der Präsident der Konferenz und gleichzeitig Nidwaldner Jagdinspektor, fordert, dass Jäger nicht in erster Linie nach Trophäen, sondern nach wildbiologischen Kriterien jagen sollten.

Konkret bedeutet das, genau darauf zu achten wie alt die Gämse sind, die man erlegen will. «In der Jugendklasse muss jeweils eingegriffen werden – und bei den ganz alten Tieren. Die Mittelklasse muss man möglichst schonen.»

Denn diese mittelalten Tiere seien für die Fortpflanzung und damit auch für den Fortbestand der Population sehr wichtig. Gefordert seien aber auch die Kantone, die in ihrer Jagdplanung Vorgaben und Ziele für die Jagdsaison definieren.

Zum Beispiel sollten nach einem harten Winter, in dem ohnehin viele Tiere verendet sind, deutlich weniger Gämse bejagt werden, so Bieri. Für den Rückgang der Gämse sind aber nicht nur die Jäger verantwortlich.

Luchse abschiessen?

In gewissen Regionen haben auch Grossraubtiere, namentlich Luchse, den Gämsen zugesetzt. Jagdinspektor Bieri würde es deshalb richtig finden, wenn man dort, wo es sehr viele Luchse gibt, deren Bestand durch gezielte Abschüsse verkleinert werden könnte.

«Es muss gegeben sein, dass eine Luchspopulation ihrem Lebensraum angepasst werden. Es kann nicht sein, dass sie Überhand nimmt und die anderen Wildtiere schädigt.» Diese Idee stösst wiederum auf Kritik bei den Tierschützern. Sie haben Angst, dass damit das Tor für weitere Raubtierabschüsse geöffnet würde.

Es gibt grosse Gebiete in den Alpen, wo die Gämsbestände zurückgehen und wo aber es gar keine Luchse gibt.
Autor: Andreas Bolt Wildtierbiologe bei Pro Natura

Er bestreite nicht, dass in gewissen Gegenden die Luchse einen Einfluss auf den Gamsbestand hätten, sagt Andreas Boldt, der als Wildtierbiologe bei Pro Natura arbeitet. Aber: «Aufs Ganze gesehen ist es sicher nicht der wichtigste Faktor. Es gibt grosse Gebiete in den Alpen, wo die Gämsbestände auch zurückgehen und wo es gar keine Luchse gibt. Deshalb sind wir dagegen, dass man zum jetzigen Zeitpunkt in die Luchsbestände eingreift.»

Wildschutzgebiete umfahren

In anderen Bereichen stimmen die Meinungen der Naturschützer, Jäger und Jagdinspektoren überein. Zum Beispiel sind sie sich einig, dass die Gämse auch durch Sport- und Freizeitaktivitäten in der Natur weiter zurückgedrängt werden.

Deshalb der gemeinsame Appell: Wanderer, Biker, Schneeschuhläufer und Skitourenfahrer sollen unbedingt die Wildruhegebiete respektieren.

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