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Oberster Hündeler der Schweiz «Es gibt Leute, die besser keinen Hund hätten»

560'000 Hunde lebten 2024 in der Schweiz – und die Anzahl steigt weiter an. Gleichzeitig erhöht sich auch die Anzahl Hundebisse. 2017 wurden schweizweit obligatorische Hundekurse abgeschafft. Verschiedene Kantone verschärfen nun ihre Hundegesetze. Hansruedi Beer ist der «oberste Hündeler», der Präsident der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft. Er kämpft gegen Rassenverbote und für Hundekurse.

Hansueli Beer

Präsident Schweizerische Kynologische Gesellschaft

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Hansueli Beer ist langjähriger Präsident der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) und damit oberster «Hündeler» der Schweiz.

Welchen Wert haben für Sie Hunde in der Gesellschaft – auf einer Skala von 1 bis 10?

Hansueli Beer: Eine 10. Denn für mich ist der Hund extrem wichtig in unserer Gesellschaft. Er übernimmt viele wertvolle Aufgaben. Angefangen bei den Diensthunden, Spürhunden, Rettungshunden. Aber auch im Sozialen, für viele Leute ist der Hund ein wichtiger Begleiter.

Ich würde nicht sagen, in der Schweiz leben die falschen Hunde, sondern die falschen Hundehalter.

Gibt es in der Schweiz zu viele Hunde?

Wir steuern auf zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zu, der Platz bleibt gleich gross, die Schweiz ist dicht besiedelt. Das bringt natürlich Probleme mit sich.

Leben die falschen Hunde in der Schweiz?

Ich würde nicht sagen, die falschen Hunde, sondern die falschen Hundehalter. Es gibt Leute, die besser keinen Hund hätten, weil sie ihm nicht gerecht werden können. Das Homeoffice ist nach Corona wieder zurückgegangen, daran haben viele bei der Anschaffung nicht gedacht.

Man muss für einen Hund pro Monat zwischen 300 und 400 Franken rechnen, plus Rückstellungen.

Ein Hund schränkt ein. Spontan einen Tag zum Skifahren gehen, das wird schwieriger. Auch die Kosten werden oft unterschätzt. Man muss für einen Hund pro Monat zwischen 300 und 400 Franken rechnen, plus Rückstellungen, für einen Unfall beispielsweise. Heute ist die Veterinärmedizin vergleichbar mit der Humanmedizin, sie hat aber ihren Preis. Aus diesen Gründen begrüssen wir Theoriekurse, die vor der Anschaffung eines Hundes absolviert werden müssen, so wie sie jetzt der Kanton Bern einführen will. Dies wird Leute allenfalls davon abhalten, sich einen Hund zu kaufen.

Hund mit Geschirr auf einer Wiese, weitere Hunde und Menschen im Hintergrund.
Legende: Sollen Hundekurse für alle obligatorisch werden? Diese Frage dürfte bald auch die Bundespolitik beschäftigen. KEYSTONE/GAETAN BALLY

Nach verschiedenen Vorfällen mit Rottweilern ist es im Kanton Zürich nun verboten, einen Rottweiler anzuschaffen oder zu züchten. Kann es sinnvoll sein, gewisse Hunde zu verbieten?

Je grösser und schwerer ein Hund ist, desto gravierender können die Vorfälle sein. Es existieren viele Studien, keine einzige spricht aber für ein Rassenverbot. Im Kanton Zürich gibt es etwa acht Rottweiler als Diensthunde bei der Polizei. Diese leisten wichtige Dienste. Nun ist eine Einsprache gegen das Rassenverbot vor Gericht hängig, vor der zweiten Instanz. Es wird bis zum Bundesgericht weitergezogen werden.

Wir wünschen uns einen Kurs für alle Ersthundehalterinnen und Ersthundehalter.

Die SKG plädiert für Ausbildung. Schweizweit obligatorische Hundehalterkurse wurden 2017 abgeschafft. In einigen Kantonen wurden unterdessen obligatorische Kurse wieder eingeführt. Gegen dieses Flickwerk gibt es nun auch wieder auf nationaler Ebene Bestrebungen für obligatorische Ausbildungen...

Der abgeschaffte Kurs war für alle. Auch ich als Militärhundeführer musste ihn absolvieren. Wir wünschen uns einen Kurs für alle Ersthundehalterinnen und Ersthundehalter, so wie er jetzt im Kanton Luzern existiert und in Bern letzte Woche beschlossen wurde. Wir rechnen mit einem solchen Vorstoss im nationalen Parlament.

Das Gespräch führte Karoline Arn.

Tagesgespräch, 12.6.2025, 13 Uhr ; 

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