Zum Inhalt springen

Header

Audio
Hans Christoph Binswanger ist tot
Aus Rendez-vous vom 23.01.2018. Bild: Keyston
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 42 Sekunden.
Inhalt

Ökologie in der Wirtschaft Prägender ökologisch denkender Ökonom verstorben

Hans Christoph Binswanger erfand die ökologische Steuerreform. Umgesetzt wurde diese in der Schweiz allerdings nicht.

Der emeritierte Volkswirtschaftsprofesser Hans Christoph Binswanger ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Er hat mitgeholfen, die Umweltökonomie wissenschaftlich und politisch salonfähig zu machen. Dabei hat es nicht geschadet, dass er ein etablierter Hochschulprofessor an einer bekannten Kaderschmiede, der Hochschule St. Gallen (HSG), war. Wo sich heute noch angehende Topmanager ihr intellektuelles Rüstzeug holen, gründete Binswanger Anfang der 1990er Jahre das Institut für Wirtschaft und Ökologie.

Ökologische Buchhaltung entwickelt

Die Umweltökonomin Irmi Seidl hat ihre Doktorarbeit in St. Gallen geschrieben. Sie nahm damals an hitzigen Debatten teil. Seidl erinnert sich: «Es wurden auch neue Ansätze entwickelt, zum Beispiel die ökologische Buchhaltung. Dafür hat Binswanger wichtige Impulse gegeben, und sie sind in die Ökobilanzen eingeflossen.» Ökobilanzen erstelle heute jedes Unternehmen.

Wir müssen den ökologischen Faktor in die Produktionsfunktion einbeziehen.
Autor: Irmi Seidl Irmi Seidel, Umweltökonomin, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft

Ein grosses Anliegen des 1929 geborenen Binswangers war es, dass scheinbar unendliche Ressourcen – beispielsweise Wasser und Luft – ein Preisetikett und damit einen Wert erhalten. Binswanger betrachtete die Natur als wirtschaftlichen Faktor. «Wir müssen den ökologischen Faktor in die Produktionsfunktion einbeziehen. Dann kann auch einbezogen werden, dass Naturkapital abgebaut wird und was dessen Wert ist», sagt Seidl.

Zu starke Lobby gegen ökologische Steuerreform

Deshalb auch erarbeite Binswanger einen Vorschlag einer ökologischen Steuerreform, bei der statt Arbeit Energie besteuert wird. Die politische Umsetzung dieser Idee sei in der Schweiz allerdings nicht weit gekommen, bedauert Ökonomin Seidl, die heute an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft arbeitet. «In der Schweiz gab es in den 2000er Jahren zwei oder drei Volksabstimmungen dazu. Leider wurden die Vorschläge immer abgelehnt. Es gibt sehr starke Lobbykräfte, die das jeweils verhindern. Aber inzwischen gibt es die CO2-Steuer.»

Das zeigt: Die Vereinbarkeit von ökologischer Nachhaltigkeit und wirtschaftlichem Wachstum ist und bleibt kontrovers. Die Debatte geht weiter – angestossen wurde sie von Hans Christoph Binswanger.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel