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Ökologischer beschneien Sie gleicht einer Strassenlampe und produziert Schnee ohne Strom

Die Produktion von Kunstschnee verbraucht in der Regel viel Wasser und Strom. Eine Luzerner Firma kann seit vier Jahren Kunstschnee ohne Strom herstellen – wenn der Druck stimmt.

In den Bergen ist der erste grosse Schnee gefallen. Manche Orte in der Schweiz haben die Wintersportsaison bereits eröffnet. Und da, wo der Schnee nicht reicht, wird mit Schneekanonen nachgeholfen. Diese herkömmlichen Kanonen gelten als Energiefresser. Kunstschnee kann aber ökologischer produziert werden, wie die Luzerner Firma Bächler Top Track beweist. Sie hat eine Beschneiungsanlage entwickelt, die keinen Strom verbraucht.

Der Optimalfall der Zero-Energie-Lanze ist, wenn der Speichersee 200 Höhenmeter oberhalb der Schneilanze liegt.
Autor: Mario Koch Geschäftsführer der Firma Bächler Top Track

Die Null-Energie-Lanze auf dem Areal der Firma in Emmenbrücke sieht aus wie eine Strassenlampe. Es ist eine graue Eisenstange, die in die Höhe ragt. Bei höchstens minus zwei bis minus drei Grad gefrieren die produzierten Wassertropfen und landen dann als Kunstschnee auf der Skipiste.

Das Wasser bezieht die Schneilanze von einem Reservoir oder einem Speichersee, wie Mario Koch, der Geschäftsführer, erklärt. «Der Optimalfall der Zero-Energie-Lanze ist, wenn der Speichersee oder das Wasserreservoir 200 Höhenmeter oberhalb der Schneilanze liegt», sagt Koch. Dann kann rein mit dem Druck, der durch das Gefälle erzeugt wird, Schnee produziert werden.

So viel Strom wie ein Haarföhn

Die Beschneiungsanlage ohne Strom ist seit vier Jahren auf dem Markt. Im Vergleich mit herkömmlichen Schneekanonen schneidet sie deutlich besser ab, sagt Koch: «Eine herkömmliche Schneekanone benötigt im Schnitt 20 bis 25 Kilowattstunden. Unsere Schneilanzen brauchen je nach Ausführung zwischen 0,7 und 1,5 Kilowattstunden, als Vergleich. Das entspricht etwa einem Haarföhn.»

Das Luzerner Unternehmen mit seinen 13 Angestellten produziert im Jahr bis zu 600 solcher Schneilanzen. Zu den Kunden gehören Skigebiete in Ländern wie Österreich, Polen, China und vor allem auch in der Schweiz: «In Zermatt sind über 1000 Schneilanzen von uns im Einsatz. Und dieses Jahr haben wir einen grösseren Ausbau am Pizol gemacht.»

Beschneiung ist sehr wasserintensiv

Viele Wintersportorte wollen ihre Gäste mit genügend Schnee aus Beschneiungsanlagen bei Laune halten. Umweltverbände kritisieren jedoch seit Jahren, solche Anlagen seien schlecht für die Natur.

In Davos wird ein Fünftel des gesamten jährlichen Wasserverbrauchs für die Schneeproduktion verwendet.
Autor: Marcel Liner Pro Natura, zuständig für Alpenschutz

Marcel Liner, der sich bei Pro Natura um den Alpenschutz kümmert, spricht von einem eigentlichen Beschneiungsboom. Zwar sei eine ökologische Schneilanze ein Schritt in die richtige Richtung. Doch viele Probleme blieben, wie zum Beispiel der hohe Wasserverbrauch: «Kunstschnee ist sehr wasserintensiv. In Davos zum Beispiel wird ein Fünftel des gesamten jährlichen Wasserverbrauchs für die Schneeproduktion verwendet.» Das sei ein massiver Eingriff in das Wasserökosystem.

Technik wird weiter optimiert

Der Wasserverbrauch beschäftigt auch Bächer Top Track. Ihre Schneilanzen würden deshalb weiterentwickelt. Die Technik werde optimiert, sagt Geschäftsführer Koch. «Unser Ziel ist, weniger Wasser zu verbrauchen oder für die gleiche Menge Schnee auf den Pisten kürzere Schneizeiten zu erreichen.»

Zusammen mit dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos und der Fachhochschule Nordwestschweiz will das Unternehmen noch energieeffizientere Beschneiungsanlagen produzieren.

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