Wer denkt gerne über die eigene Endlichkeit nach? Soll der letzte Schritt in der eigenen Stadt stattfinden, oder geht das auch ausserhalb? Das ist ein emotionales Thema, zeigt die Abstimmung in Olten.
Die Bevölkerung hat nach insgesamt drei Abstimmungen am Sonntag nun 6.4 Millionen Franken gesprochen, damit der alte Ofen im Krematorium erneuert werden kann. Das Thema Sterben und Kremation bewegt nicht – nur in Olten.
Rund 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer werden nach ihrem Tod verbrannt. Dafür stehen in der Schweiz mehrere Krematorien zur Verfügung.
In Olten steht das Krematorium hinter der historischen Abdankungshalle auf dem Friedhof Meisenhard. 1918 fand hier die erste Einäscherung statt. Rund 1000 Kremationen erfolgen unterdessen jährlich. Aber Ofen und Technik sind in die Jahre gekommen.
Drei Abstimmungen für neuen Ofen
Vor drei Jahren hat das Stimmvolk einem neuen Ofen zugestimmt – gegen den Willen von Stadtregierung und Parlament. Das Volk hatte am 3. März 2024 die Wahl, ob es die Abdankungshalle für 4.8 Millionen sanieren will, oder gleich noch eine neue Ofenlinie fürs Krematorium einbauen lässt, beides für total 8.8 Millionen Franken.
Beides kam an der Urne jedoch knapp nicht durch. Die zuständige Stadträtin kündigte nach dem Volks-Nein an, dass das Krematorium wohl schliessen müsse.
Dann aber die Kehrtwende: Der Stadtrat, also die Stadtregierung, präsentierte eine abgespeckte Variante. Man wolle den Weiterbetrieb des Krematoriums sichern, hiess es. Diese Kompromiss-Variante kam am Sonntag jetzt durch. Für 6.4 Millionen Franken wird eine neue Ofenlinie eingebaut und das Gebäude instand gestellt.
Soll man in seiner Heimat kremiert werden?
Filter, Technik, Arbeitssicherheit – die Anforderungen an ein Krematorium sind hoch. Eigentlich bräuchte die Stadt Olten kein Krematorium, fand der Stadtrat im Vorfeld der Abstimmungen. Verstorbene könnten auch im benachbarten Aarau AG oder in Langenthal BE verbrannt werden. Die Kapazitäten wären vorhanden, hiess es.
SP-Stadtpräsident Thomas Marbet erklärte das im Februar gegenüber SRF so: «Entscheidend ist den Hinterbliebenen, wo das Begräbnis stattfindet, nicht wo die Kremation erfolgt.»
Doch in der Bevölkerung sehen das viele anders. Für den ehemaligen SVP-Kantonsrat Rolf Sommer ist das Krematorium eine Herzensangelegenheit. Für ihn gehört ein Krematorium zu einer Zentrumsstadt wie Olten. Er hatte deshalb vor Jahren das Referendum gegen die Auflösung des Krematoriums ergriffen, und das, obwohl seine Partei sonst meist gegen mehr Staatsausgaben ist.
Beim Krematorium sei es anders, sagte er im Februar gegenüber SRF: «Es ist ein inneres Gefühl, auch ich werde hier kremiert, wie meine Vorfahren.»
Kremation auswärts weniger persönlich?
Ähnlich denkt Astrid Stäbler als Geschäftsführerin eines Bestattungsunternehmens in Olten: «In der Region Olten wissen die Angehörigen, dass der Verstorbene in der Nähe, auf dem Friedhof Meisenhard, ist.»
Es sei es jederzeit möglich, das Bestattungsteam anzurufen, und Angehörige vor der Kremation nochmals zu sehen. Diese Möglichkeit würde fehlen, wenn das Krematorium weiter weg wäre, glaubt sie.
Die Verbundenheit der Oltnerinnen und Oltner mit ihrem Krematorium hat also emotionale Gründe. Der Ofen im städtischen Krematorium wird mit dem neusten Entscheid weiterhin laufen.