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Off-Label-Use von Medikamenten Die Krankenkasse zahlt nicht immer – der Bund will wissen wieso

Bei nicht zugelassenen Krebs-Medikamenten zahlen die Kassen nicht immer. Der Bund will diese Praxis durchleuchten.

Es dauert, bis ein Medikament die Zulassung erhält. Je nach Krankheit fehlt allerdings die Zeit, um auf diese Zulassung zu warten. Deshalb hat der Bundesrat vor einigen Jahren entschieden, Innovationen bei Therapien schwerer Krankheiten zuzulassen.

So entstand die Möglichkeit, ein Medikament oder Kombinationen von Medikamenten ausserhalb des zugelassenen Anwendungsbereichs einzusetzen – die Fachwelt spricht von Off-Label-Use.

Seit 2011 über die Kassen

Zum Frühjahr 2011 waren die Regeln angepasst worden, konkret die Verordnung über die Krankenversicherung. Artikel 71 regelt, unter welchen Umständen die Krankenkassen ein Medikament im Off-Label-Use bezahlen können:

  • Bei einer tödlichen Erkrankung oder bei einer mit schweren chronischen Folgen
  • Falls es keine alternative Therapie gibt
  • Wenn die Therapie für den Patienten oder die Patientin von hohem Nutzen ist
  • Wenn die Therapie Voraussetzung für eine weitere (zugelassene) Therapie ist

Das muss die Krankenkasse im Einzelfall abwägen und entscheiden. In der Anfangsphase stellte der Bundesrat fest, dass jeder Patient individuell auf eine Therapie anspreche, was dazu führe, dass auch die Einzelfall-Beurteilung unterschiedlich ausfallen könne. Damals zahlten die Krankenkassen in 6000 bis 8000 Fällen Medikamente im Off-Label-Use (Analyse Bund, 2014 veröffentlicht).

Bund will aktuelle Praxis durchleuchten

Nun will der Bund die Situation erneut analysieren, denn der Off-Label-Use von Medikamenten ist wichtiger geworden. Ausserdem stützten sich die Krankenversicherer in der Zwischenzeit auf ein einheitliches Instrument, um den Nutzen für die betroffenen Patienten und Patientinnen zu bewerten – das Off-Label-Use-Tool, kurz OLU-Tool.

Jean-François Steiert
Legende: Alt Nationalrat Steiert will einen gleichen Medikamentenzugang für alle. Keystone

Der frühere Nationalrat Jean-François Steiert hat sich dafür eingesetzt, dass Patientinnen und Patienten den gleichen Zugang zu solchen Medikamenten haben. Heute ist er Freiburger Regierungsrat und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik und sagt: «Diese Entscheide müssen vergleichbar sein. Zu 100 Prozent werden sie es nie sein, aber zumindest annähernd. Dabei kann ein Blick in die Praxis der Krankenkassen nur helfen.»

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen Interpharma geht davon aus, dass heute jede vierte erwachsene Person mit Therapien im Off-Label-Use behandelt wird.

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