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Gian Franco Kasper, IOC-Mitglied und Präsident des Int. Skiverbands
Aus Info 3 vom 11.06.2018.
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Olympia im Wallis gescheitert «Das Problem ist der Gigantismus»

Das Internationale Olympische Komitee IOC sei mitschuldig am Olympia-Nein im Wallis. So sehen es Beobachter, Medien, Experten. Das IOC habe die Spiele zu gross und zu teuer werden lassen, während die Risiken auf die Austragungsorte abgeschoben würden, heisst es.

Einer, der gegen den Gigantismus ankämpfen will, ist der Bündner Gian Franco Kasper. IOC-Mitglied und Präsident des Internationalen Skiverbands.

SRF News: Haben Sie beim IOC etwas falsch gemacht?

Gian-Franco Kasper: Das IOC versucht, die Mentalität des Gigantismus zu ändern, doch das ist nicht so einfach. Langfristig wird das nur möglich sein, wenn man mit bescheidenen und trotzdem erfolgreichen Spielen beweisen kann, dass es auch so geht. Allerdings ist das mit dem «bescheiden» so eine Sache: Die nächsten Winterspiele werden in Peking stattfinden, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Chinesen bescheidene Spiele ausrichten werden – ganz im Gegenteil. Für die nächsten 10 oder 20 Jahre ist die Sache wohl erledigt.

Bergsteiger auf dem Matterhorn zündet Feuer in einem Blechfass an.
Legende: PR-Aktion im Vorfeld der Olympiakandidatur Sion 2026: Gigantischer Ausblick vom Matterhorn. Keystone

Wie könnten denn «bescheidene» Olympische Spiele aussehen?

Man muss vornehmlich gegen den Gigantismus ankämpfen und wohl die Anzahl Sportarten, respektive die Zahl der Wettkämpfe innerhalb der sieben Winter-Sportarten, reduzieren. Auch muss man das ganze Drumherum wie Medien, VIPs etc. verkleinern. Nur so können die Spiele für einen Ort oder eine Region wieder finanzierbar werden.

Die Kosten müssen für einen Ort oder eine Region wieder finanzierbar werden.

Kosten kann und muss man sicher auch im Kandidatur-Prozess sparen. Es ist völlig unnötig, dass man schon für eine Kandidatur Millionen einsetzt – um dann die Spiele gar nicht ausrichten kann. Immerhin in diesem Bereich sind wir auf dem richtigen Weg, denn die Kandidaturen werden neuerdings vom IOC begleitet. Dadurch können gewisse Kosten sicher eingespart werden.

Ist man sich innerhalb des IOC einig, dass Massnahmen, wie Sie sie geschildert haben, ergriffen werden müssen?

Man ist sich einig, dass man gegen Gigantismus vorgehen soll. Doch in der Realität passiert das Gegenteil: Für die Sommerspiele in Tokio wurden fünf neue Sportarten aufgenommen. Und für die nächsten Winterspiele 2022 hat allein mein Verband, der Internationale Skiverband, 15 zusätzliche Wettbewerbe beantragt, die ins Programm aufgenommen werden sollen. Der gute Wille fehlt zurzeit also noch. Das kann sich ändern, wenn man dereinst gar keine guten Kandidaten mehr hat, die Olympische Spiele durchführen wollen.

Derzeit fehlt der gute Wille, tatsächlich auf Gigantismus zu verzichten.

Wären Sie bereit, mit dem Skiverband den Anfang zu machen?

Wir werden sicher nicht einfach auf den Skisport bei Olympischen Spielen verzichten. Aber wir würden bei einer allgemeinen Reduzierung sicher mitmachen.

Werden Sie sich im IOC für eine Entwicklung in dieser Richtung einsetzen?

Auf jeden Fall werde ich gegen den Gigantismus in jeder Form ankämpfen. Das versteht sich von selbst.

Das Interview führte Isabelle Maissen.

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