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Online Bestellbetrug Bestellbetrug in Online-Shops geht viel zu einfach

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz wird immer mehr übers Internet gekauft. Gleichzeitig nimmt der Bestellbetrug in Online-Shops zu, wie mehrere Polizeikorps gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» bestätigen.
  • Die Betrugsmasche ist erschreckend einfach: Man eröffnet auf Name und Adresse einer Drittperson ein Kundenkonto und bestellt Waren. Diese lässt man vor der Tür dieser Person deponieren und braucht nur noch die Lieferung abzupassen.
  • In den Online-Shops von Migros und Coop – Le Shop und coop@home – wird nicht verifiziert, ob es sich beim Besteller tatsächlich um die angegebene Person handelt.
  • Beide Shops beteuern aber, dass sie sich bei nachweislichem Bestellbetrug kulant zeigten. Zudem würden nun die internen Kontrollmechanismen überprüft.

Man braucht nur den Namen und die Adresse einer fremden Person. Schon kann man beispielsweise in den Online-Shops von Migros oder Coop ein Konto eröffnen und im Namen dieser Person auf Rechnung bestellen. Denn die Identität des Kontoinhabers wird nicht überprüft.

Lässt der Betrüger die bestellten Waren vor der Tür deponieren und wählt einen günstigen Liefertermin, braucht er die Lieferung nur noch abzupassen und mitzunehmen. Dem nichtsahnenden «Kunden» flattert dann irgendwann eine Rechnung ins Haus.

Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» kennt mehrere Fälle von solchem Bestellbetrug: In einem Fall wurde bei Le Shop von Migros bestellt, in einem anderen bei coop@home und in einem dritten bei Zalando, Hugo Boss und Vedia. Die Betrogenen merkten jeweils nur durch Zufall, dass Unbekannte in ihrem Namen Waren bestellt hatten. Bei den Grossverteilern bestellten die Betrüger übrigens vor allem Zigaretten.

Bestellbetrüger in Zürich verhaftet

Einzelfälle sind dies nicht. Die Kantonspolizei St. Gallen berichtet auf Anfrage von «Espresso» von konstant rund 100 Fällen von Bestellbetrug im Jahr. Fünf weitere Polizeikorps berichten von einer Zunahme der Fälle, ohne genaue Zahlen zu nennen. Kürzlich wurde in der Stadt Zürich ein Bestellbetrüger verhaftet, als er gerade die gelieferte Ware abholen wollte.

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Weshalb wird den Bestellbetrügern ihr fieses Geschäft nicht erschwert? Es fällt auf, dass bei Kundenkonten nicht überprüft wird, ob es sich tatsächlich um die betreffende Person handelt. Auf die Frage, weshalb dies so sei, schreibt Le Shop lapidar: «Da es sich hier um ein Fake-Account handelte (neuer Account mit einer willkürlichen, nicht bei Le Shop geführten Adresse) war dies leider nicht möglich.»

Coop schreibt «Espresso», dass die meisten Kunden den Liefertermin so wählen würden, dass sie dann zuhause seien: «Zudem können Neukunden nur dann auf Rechnung bestellen, wenn die Lieferadresse mit der Rechnungsadresse übereinstimmt.»

Online-Shops überprüfen Kontrollmechanismen

Diese Antworten klingen nicht wirklich überzeugend. Le Shop und coop@home reden von «Einzelfällen» und beteuern, dass sie sich bei nachweislichem Bestellbetrug kulant zeigen würden. Zudem würden die internen Kontrollmechanismen überprüft, um Bestellbetrug zu verhindern. Coop erwägt beispielsweise eine Verifizierung mittels SMS-Code.

Die Polizei empfiehlt den geschädigten Kunden und Shops auf jeden Fall Anzeige zu erstatten. Je mehr Hinweise auf Betrüger die Ermittler hätten, desto grösser seien die Chancen, ihnen das Handwerk zu legen.

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