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Online-Magazin ist gestartet Kann die «Republik» ihr Versprechen halten?

  • Das neue Online-Magazin «Republik» wurde aufgeschaltet, einen Tag früher als geplant. Man wolle nach langer Vorbereitungszeit nun «Tempo machen».
  • Die «Republik» will ein unabhängiges Magazin sein, das Informationen grundsätzlich einordnet, mit drei Artikeln täglich. Die Abonnenten sind gleichzeitig auch Genossenschafter.
  • Der Auftakt gelingt: Nahrhafte Lektüre statt Häppchen und eine ansprechende Gestaltung, so das erste Fazit.

Die erste Ausgabe

Wer die neue Website aufruft, sieht zuerst einmal in die hellen blauen Augen von Mark Zuckerberg. Ein grosses Foto des Facebook-Gründers taucht auf, daneben auf schwarzem Hintergrund der Titel: «Zuckerbergs Monster».

Der erste Artikel von «Republik» ist eine lange Abhandlung darüber, wie Facebook zu einer «Manipulationsmaschine» geworden ist, die die Demokratie bedrohe. Denn das soziale Netzwerk werde immer häufiger dazu genutzt, Falschmeldungen zu verbreiten und die Menschen aufzuhetzen. Das ist interessante Lektüre.

Genau hingeschaut

Aus inländischer Sicht am spannendsten ist ein Rechercheartikel über den Tamil-Tiger-Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Der Artikel kommt zum Schluss, dass auch eine Schweizer Bank hätte angeklagt werden müssen, die bei der Vergabe von Kleinkrediten an Tamilen über Jahre zu wenig genau hingeschaut und damit den Bürgerkrieg in Sri Lanka mitfinanziert habe.

Daneben bietet «Republik» zwei Rubriken: eine politische Kolumne von Daniel Binswanger und eine Bildbetrachtung des Schweizer Fotografen Dominic Nahr zum Hören.

Gelungener Auftakt

Constantin Seibt im Porträt vor Republik-Schriftzug.
Legende: Mitinitiant Constantin Seibt «Wir fanden, wir könnten zum Schluss etwas Tempo machen. Und, weil das Glück bringt, ein Sonntagsbaby herausbringen.» Keystone

Das Online-Magazin «Republik» kommt in einem ruhigen Layout mit frischen Farben daher; Inhalt und Gestaltung überzeugen. Mit den langen Artikeln und dem Themenmix aus Politik und Gesellschaft wirkt «Republik» wie eine Art digitale Version von «Das Magazin», das jede Woche dem «Tages-Anzeiger», der «Basler Zeitung» und der «Berner Zeitung» beigelegt ist.

Natürlich ist das bloss ein erster Eindruck: Aber das Online-Magazin «Republik» liefert nicht Häppchen, sondern Nahrhaftes. Der Auftakt ist gelungen – nun muss er bestätigt werden. Tag für Tag. Denn für 240 Franken im Jahr erwarten die Abonnenten Qualität und Substanz – nicht nur zum Auftakt.

Aufsehen erregendes Crowdfunding

Die Gründer der «Republik» machten im Frühjahr 2017 mit einem erfolgreichen Crowdfunding auf sich aufmerksam, auch jenseits der Grenze. Bereits am Nachmittag des ersten Sammeltags hatten sie ihr gesetztes Ziel erreicht: 3000 Abonnentinnen und Abonnenten sowie 750'000 Franken. Am Schluss der Sammlung hatten sich 13'845 Personen eingeschrieben, und 3,4 Millionen Franken waren zusammengekommen.
Bis heute zählt die «Republik» über 15'000 Abonnenten. Nach Angaben einer Sprecherin verfügt das Projekt – auch dank Sponsoren und Spenden – über 7,7 Millionen Franken. Die Finanzierung sei damit für mindestens zwei Jahre gesichert.

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