Seit 20 Jahren betreibt die Stiftung Contact im Auftrag des Kantons Bern am Rande der Innenstadt eine Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige. Es ist die einzige Anlaufstelle in der Stadt Bern. Nun gib es Pläne, die Drogenanlaufstelle an einem neuen Ort einzurichten.
Die Umzugspläne will Stadtpräsident Alec von Graffenried der Stadtregierung demnächst vorstellen. Eine erste Machbarkeitsstudie sowie dieser Antrag sind in den letzten Tagen an die Medien gelangt.
Angedacht ist, dass die Drogenanlaufstelle an die Predigergasse zieht; in das ehemalige Gebäude der Sanitätspolizei. Das steht schon länger leer, Pläne für einen Jugendtreffpunkt der Stadt sind gescheitert. «Das Gebäude am bestehenden Standort muss dringend umfassend saniert werden», begründet Stadtpräsident Alec von Graffenried die Umzugspläne gegenüber SRF.
Dass dereinst an der Predigergasse Süchtige ein und aus gehen sollen, passt aber nicht allen. «Der Standort ist unglücklich», sagt Annette Geissbühler. Sie ist die Direktorin der nahegelegenen Schule NMS, wo rund 850 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zur Schule gehen. «Die Kinder haben es mit dem vielen Verkehr eh schon schwer. Jetzt sollen sie noch täglich Drogensüchtigen begegnen – das darf nicht sein!»
Der Standort der Berner Drogenanlaufstelle gab in der Vergangenheit immer wieder zu reden. Der heutige Standort bei der Schützenmatte gilt als nicht ideal: Das Gebiet in der Nähe der Reitschule wird oft als «Brennpunkt» bezeichnet, immer wieder kommt es zu Gewalt.
Schwierige Suche nach einem Standort
2016 gab die Stadtregierung in Auftrag, einen Standort für eine zweite Drogenanlaufstelle zu suchen. Dadurch sollte die bestehende Anlaufstelle entlastet werden. Von bürgerlicher Seite gab es jedoch heftige Kritik. Ein gutes Jahr später stellte die Stadt die Suche ein. Insgesamt wurden rund zwölf Objekte auf Stadtgebiet geprüft. Darunter waren sowohl städtische als auch private Liegenschaften. «Sie mussten letztlich aufgrund ihrer Grösse, der Raumstruktur, des Aussenraums oder der Mietkosten verworfen werden.», hiess es damals.
Eine Anlaufstelle darf nicht in einem Wohnquartier und neben einem Kindergarten oder Schulhaus liegen.
Bevor die Suche begann, liess sich die zuständige Sozialdirektorin Franziska Teuscher mit folgenden Worten zitieren. «Für mich ist klar, dass eine Kontakt- und Anlaufstelle nicht mitten in einem Wohnquartier und beispielsweise neben einem Kindergarten oder Schulhaus liegen darf.» Der nun zur Diskussion stehende Standort erfüllt dieses Kriterium nicht. Er liegt in Wurfweite einer Schule.
Auch in anderen Städten gibt der Standort dieser Einrichtungen immer wieder zu reden. Dass es solche Einrichtungen geben muss, ist politisch kaum mehr bestritten, der genaue Standort sorgt aber durchaus für Diskussionen. In Solothurn beispielsweise erlebte die Einrichtung der Organisation «Perspektive» in den letzten Monaten eine regelrechte Odyssee.
Für Fachleute ist klar: Solche Angebote müssen so zentral wie möglich sein, sonst werden sie kaum genutzt. Deshalb ist die Stiftung, welche die Anlaufstelle in Bern betreibt, vom neuen, möglichen Standort angetan. Angesprochen auf mögliche Konflikte mit den Nachbarn sagt Geschäftsleiterin Rahel Gall: «Wir sind überzeugt, dass ein Nebeneinander mit anderen Einrichtungen wie zum Beispiel der Schule, funktionieren wird.»