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Palmöl aus dem Labor Was macht Palmöl so unersetzlich?

Im Gipfeli, im Shampoo, im Biotreibstoff: Palmöl steckt vielerorts drin. Doch das tropische Öl ist bekannterweise umstritten – weltweit werden grosse Flächen Regenwald dafür abgeholzt. Erste Firmen versuchen daher, synthetisches Palmöl im Labor herzustellen. Mit welchen Schwierigkeiten die Unternehmen konfrontiert sind, weiss Frank Möllering. Er forscht beim Lebensmittelunternehmen Nutriswiss an Palmölalternativen.

Frank Möllering

Leiter Forschung & Entwicklung, Nutriswiss

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Möllering ist Leiter Forschung & Entwicklung bei Nutriswiss. Er forscht unter anderem zu Alternativen für Palmöl.

SRF News: Welche Chancen hat synthetisches Palmöl?

Frank Möllering: Ich sehe die Chancen eher als gering, weil das Verfahren zu deren Herstellung relativ teuer ist.

Wieso ist dieser Prozess so teuer?

Die Prozesse sind aufwendig und schwer zu kontrollieren. Geschlossene Systeme müssen absolut clean gehalten werden. Zum Beispiel werden unter Reinraumbedingungen in einem Reaktor Mikroorganismen in dunklen, wässrigen Lösungen aufwendig mit Zuckerlösungen gefüttert. Dazu muss der passende Mikroorganismus gefunden werden, der die passenden Fettsäuren bildet.

Palmöl ist eines der wenigen Fette in der Natur, das von Natur aus schon fest ist.

Diese müssen dem Palmöl ähnlich sein, damit das Profil einigermassen dem Palmöl entspricht. Dazu muss man diesen Organismus stressen; zum Beispiel, indem man ihm Kälte zuführt und dann wieder erwärmt oder indem man Über- und Mangelernährung bildet.

Ein Mann sammelt während der Ernte frische Obststräusse auf einer Palmölplantage in Indonesien.
Legende: Palmöl wird hauptsächlich aus den Früchten der Ölpalme gewonnen. «Ein fermentiertes Produkt aus Mikroalgen ist zirka 40-mal so teuer wie aus Palmöl», sagt Möllering. Reuters/Willy Kurniawan

Wäre synthetisches Palmöl nicht nachhaltiger?

Wir haben in den letzten Jahren nach anderen Lösungen gesucht. Die Schweiz achtet darauf, dass das Palmöl aus nachhaltigem Anbau stammt. Unabhängige Kontrollstellen zertifizieren das. Der Bioanbau wurde gefördert. Und: der Ertrag für Palmöl pro Hektar ist viel besser als für andere Öle – 5- bis 10-mal höher als für Rapsöl beispielsweise.

Ein Dorfbewohner fährt mit dem Motorrad auf einer Palmölplantage in Indonesien.
Legende: Das natürliche Palmöl ist umstritten: Regenwald wird dafür abgeholzt, Orang-Utans verlieren ihren Lebensraum. Eine Ausweichmöglichkeit ist es, auf Bio-Palmöl zu setzen. Reuters/Roni Bintang

Welche Alternative hat das Potenzial, das natürliche Palmöl ganz zu ersetzen?

Inzwischen wird in vielen Produkten das Palmöl ersetzt. Diese basieren auf Sonnenblumen-, Raps- oder Kokosöl, die wir in aufwendigen Verfahren modifizieren. Zum Teil werden sie hydriert, damit daraus überhaupt feste Fette entstehen. Dann werden sie weiter modifiziert, um dem gesuchten Schmelz zu entsprechen.

Wieso ist es so schwer, einen Ersatz für dieses Palmöl zu finden? Was macht es so einzigartig?

Palmöl ist eines der wenigen Fette in der Natur, das von Natur aus schon fest ist. Das ist der grosse Vorteil von Palmöl für alle Anwendungen, wo ein festes Fett benötigt wird, zum Beispiel für: Füllungen in Pralinen, Überzüge auf Gebäck, Backfette oder Saucenpulver. Es gibt den berühmten Spruch: «Es schmilzt nicht in der Hand, sondern im Mund.» Dieses feste Fett sorgt für den Schmelz im Mund. Das kann man mit normalen Ölen so nicht erreichen.

Mitarbeiterin von Läderach formt mit einem Werkzeug ein Relief auf den noch warmen Pralinen in Form eines Dreiecks.
Legende: Palmöl sorgt mit seinen strukturellen Eigenschaften für dieses spezielle Mundgefühl des «Schmelzens im Mund». Keystone/Gaetan Bally

Das Gespräch führte Nicoletta Gueorguiev.

SRF 4 news, 20.03.2024, 06:40 Uhr ; 

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