Stationäre Anlagen zur Videoüberwachung im Strassenverkehr – oder Geschwindigkeitsblitzer – sind im Kanton Aargau immer noch ein Tabu. Andernorts häufig im Einsatz, gibt es im Aargau nur einen einzigen fixen Blitzer: an der Bruggerstrasse bei der Kreuzung «Gstühl» in der Stadt Baden. Die Anlage überwacht Geschwindigkeitsübertretungen und Überfahren des Rotlichts.
Bis die Stadt den Blechpolizisten montieren durfte, brauchte es sogar ein Urteil des kantonalen Verwaltungsgerichts. Der Stadt gehe es nur um die Einnahmen aus den Bussen, nicht um die Verkehrssicherheit, so die Kritiker.
Ein Blitzgewitter löst neue Diskussionen aus
Seit gut einem halben Jahr ist der Blitzer nun in Betrieb. Und noch immer sorgt die Anlage regelmässig für Gesprächsstoff. Einige wünschen den Kasten weiterhin auf den Mond – vor allem nach Episoden wie am letzten Wochenende. Der Blechpolizist war zu eifrig und blitzte wild darauf los. Egal, wie schnell ein Auto vorbeifuhr, ob bei grüner Ampel oder Rotlicht. Die Feuerwehr musste das Blitzlicht abdecken, weil die Anlage nicht abgestellt werden kann.
Der Grund für das Blitzgewitter: ein Softwareproblem im Blitzkasten der Anlage. Fotos seien keine gemacht worden, erklärt Martin Brönnimann, Leiter öffentliche Sicherheit der Stadt Baden. Eine Situation, die nicht normal sei, aber eintreten könne. Eine Ampel würde in der gleichen Situation gelb blinken, meint Brönnimann.
Sicherheitsrisiko oder Notwendigkeit?
Der Badener Blitzer ist aber eben nicht vergleichbar mit einer normalen Ampel. Er ist weiterhin ein Politikum, das genau beobachtet wird. Als wenige Wochen nach der Installation bekannt wurde, dass ein Mast das Sichtfeld der Überwachungsanlage einschränkte, hagelte es Kritik. Auch der aktuelle Vorfall sorgt für Ärger. Die «Aargauische Verkehrskonferenz», ein Zusammenschluss zumeist bürgerlich dominierter Verkehrsverbände, bezeichnete den Blitzer als Flop, Rohrkrepierer und Sicherheitsrisiko. Die Vereinigung fordert das Ende des «unsäglichen Experiments».
Ganz anders sieht es Sicherheitschef Brönnimann. Alleine im Januar habe die Anlage in Fahrtrichtung Zürich 2700 Mal wegen Geschwindigkeitsübertretungen geblitzt, rund 90 Mal pro Tag. «Wenn ich schaue, wie viele Übertretungen an dieser Kreuzung festgestellt werden, dann bin ich der Überzeugung, dass die Anlage dringender nötig ist denn je.»